Bacău – Mit einer großen Zahl an deutschen Bürgern hat die Stadt Bacău in der Moldau noch nie glänzen können. Die Deutschen waren hier schon immer eine kleine Minderheit. Doch in den letzten zwei Jahren rücken die deutsche Kultur und Bräuche zumindest für eine kurze Zeit in den Vordergrund. Zum zweiten Mal organisierte heuer der Deutsche Wirtschaftsclub Moldova (DWCM) vom 13. bis 16. September das Oktoberfest.
Die Idee, das traditionelle Münchner Oktoberfest auch in Bacău anzupflanzen, kam im Vorjahr dem Vorstandsvorsitzenden des DWCM Ulrich Brunhuber und seinem Stellvertreter, Jürgen Przibylla. Die Veranstaltung sollte nicht nur das deutsche Traditionsgut in der Moldau vorstellen, sondern auch den lokalen Kulturvereinen, unabhängig von ihrer Volkszugehörigkeit, eine Plattform bieten. Selbstverständlich steht dabei Bacău im Vordergrund. Bei einer Maß Bier laufen Gespräche über die Möglichkeiten der regionalen Entwicklung viel lockerer und die Atmosphäre des Bierzeltes lässt manche unerwartete Ideen und Vorschläge entstehen. „Wir setzten uns als ein weiteres Ziel, den lokalen Eventveranstaltern zu zeigen, wie man mit wenig Mitteln, aber mit großem persönlichen Einsatz ein Fest für die ganze Gemeinschaft organisieren kann“, erklärt Brunhuber in einer kurzen Verschnaufpause.
Die Veranstalter legten besonderen Wert darauf, das Oktoberfest nicht zum reinen Bierfest verkommen zu lassen. Das Kulturprogramm war nicht nur reichhaltig, sondern auch vielfältig. Fünf verschiedene rumänische Volkstanzgruppen führten die typischen Moldautänze, aber auch solche aus den anderen Gegenden des Landes vor. Musikalisch war das Fest von drei Ensembles gut bedient. Eine Militärblaskapelle aus Bacău sorgte nicht weniger für die Stimmung als das „Brass Ensemble“ der Stadtphilharmonie. Die Philharmoniker, die sich aus freien Stücken zu einer Blaskapelle zusammenschlossen, studierten unzählige Märsche und deutsche Volkslieder ein. Die Partner der Philharmonie aus Deutschland halfen bei der Beschaffung von Partituren. Die Auftritte der „Adamos Brass“-Band aus Jassy/Iaşi stellten jedoch den musikalischen Höhepunkt jedes Abends dar. Die mitreißende, rhythmische Musik im Stil von Goran Bregovic zog viele Festbesucher auf die Tanzfläche, doch auch zwischen den Tischen tanzte man ausgelassen.
Einen ganz besonderen Programmpunkt stellte aber die Tanzgruppe „Ringelreih´n“ dar. Das Ensemble entstand auf Betreiben der Choreografin Simona Baicu vom städtischen Kunstlyzeum „George Apostu“. Die Professionalität der jungen Tänzer war nicht zu übersehen. Die meisten von ihnen lernen Ballett und bewegen sich auf der Bühne mit Sicherheit und Grazie, die den Balletttänzern eigen ist. Jungen und Mädchen opferten ihre Ferienzeit, um sich für den Auftritt beim Oktoberfest vorzubereiten. Die gebürtige Mühlbacherin Baciu entwarf eine ganze Tanzgeschichte, die zwar zahlreiche Elemente aus den sächsischen Volkstänzen aufweist, diese jedoch mit dem modernen Tanz vermischt.
Zwar am Rande des Oktoberfestes, doch von vielen nicht unbemerkt geblieben, fand ein Wohltätigkeitsbasar „Campionii speranţei“ (Sieger der Hoffnung) statt, der von den Vereinen „Sindrom Down Bacău“ und „Trebuie“ organisiert wurde. Die Organisatoren dieses Basars wollten dadurch die Aufmerksamkeit auf die Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen aufmerksam machen und zu deren Integration und größeren Akzeptanz in der Gesellschaft beitragen.
Die Bewohner von Bacău sowie die Gäste der Stadt schenkten der zweiten Auflage des Oktoberfestes eindeutig mehr Aufmerksamkeit als im Vorjahr. „Wir schätzen die Konsumenten auf rund 10.000, doch gab es auch zahlreiche Zuschauer und Neugierige“, rechnete der DWCM-Vorsitzende Brunhuber. Ganz glatt verlief aber das Fest nicht. Zwei Tage vor dem Beginn der Veranstaltung sprang die Cateringfirma ab, ohne dafür einen Grund zu nennen. Den Organisatoren seitens des Wirtschaftsclubs blieb nichts anderes übrig, als die Beschaffung von Lebensmitteln selber zu übernehmen. „Jetzt sind wir alle zwar übermüdet, aber wir freuen uns, dass dieses Fest stattfand und, nicht nur unserer Meinung nach, gelungen ist“, erklärte der stellvertretende DWCM-Vorsitzende Przibylla.