Der Herr ist gerecht

Der Herr ist gerecht,
er liebt gerechte Taten. 
Psalm 11, 7


Bei einer Gerichtsverhandlung soll alles ordentlich und gerecht zugehen. Zumindest erwarten wir das. Ein Richter soll gerecht, das heißt nach dem Recht und nach den bestehenden Gesetzen urteilen.Trotzdem könnte es geschehen, dass sich die Unschuld eines Angeklagten nicht nachweisen lässt und er verurteilt wird. Unschuldig verurteilt zu sein ist ein besonders hartes Los. Ein unschuldig Verurteilter wird in seinem Herzen mit dem Richter hadern, ihn gleichsam auf die Anklagebank setzen und ihm vorwerfen, er habe ungerecht gehandelt.

Unser Vers sagt: „Der Herr ist gerecht!“ Können wir alle dieser Feststellung zustimmen? Wir Menschen sind schnell bereit, Gott anzuklagen. „Warum, Herr, hast du so gehandelt und nicht anders?“ - „Warum lässt du es nicht regnen?“, fragt einer. Und der andere bittet: „Lieber Gott, nur jetzt keinen Regen! Wir wollen ja Urlaub machen!“ Gott wird angeklagt, weil es dem Bösen anscheinend gut geht und der Gute leidet; weil Unschuldige unterdrückt werden und hungern, weil Eltern manchmal ihr einziges Kind verlieren, weil..., weil..., weil... Wir haben hundert Gründe dafür, mit dem Handeln Gottes unzufrieden zu sein und an seiner Gerechtigkeit zu zweifeln.

Es ist aber nichts Neues, dass Menschen Gott anklagen. Das ganze Buch Hiob ist ein Zeugnis davon, wie weit man in der Verurteilung Gottes und im Zweifel an seiner Gerechtigkeit gehen kann. Und wer in seinem Herzen gegen den Satz Bedenken hat, dass Gott gerecht ist, der sollte einmal das Buch Hiob lesen. Dabei kann deutlich werden: Wir dürfen Gott nicht mit unseren menschlichen Maßstäben messen. Wir können ihm auch keine Vorschriften machen, wie er handeln und was er tun soll. Wer das nämlich tut, der tastet Gottes Ehre an.
„Der Herr ist gerecht!“ Das kann man nicht beweisen. Aber man kann es vertrauensvoll annehmen und kann sich in den Willen Gottes schicken. Denn Gottes Gerechtigkeit ist das Beharren auf sein Vorhaben. Gott will aber, „dass allen Menschen geholfen werde“ (1. Timotheus 2, 4). Wie weit Gott dabei gegangen ist, wird an Jesus Christus deutlich, an seinem Leiden und Sterben. So sehr hat sich der Herr um die Menschen bemüht, dass er seinen eigenen Sohn dahingab.

Und Gottes Gerechtigkeit ist immer noch am Werk. Er möchte die Welt und die Menschen zurechtrücken. Darum „liebt er gerechte Taten“, „er hat Gerechtigkeit lieb“! Damit ist gemeint, dass wir unser Handeln am „Recht Gottes“ ausrichten sollen. Gott möchte, dass wir an unser Denken und Tun den richtigen Maßstab anlegen. Und das ist Gottes Liebe. 

Liebloses Reden und Handeln sind nicht „gerechte Taten“. Es gibt doch auch ein Reden, das zwar die Wahrheit sagt, dennoch ‘ungerecht’ ist, weil es keine Liebe enthält. Eine lieblos ausgesprochene Wahrheit kann Gott nicht recht sein. So bleibt auch die größte Hilfe ohne Liebe nur eine halbe Zuwendung.

„Der Herr hat Gerechtigkeit lieb“, er möchte mit seiner Liebe unsere Welt und unser Zusammenleben durchdringen. Dabei können wir ihm helfen. Nicht damit, dass wir ihn auf die Anklagebank setzen, sondern indem wir seinen Willen vertrauensvoll annehmen und aus seiner Liebe leben.