Der Radebeuler Couragepreis: Von der Gesellschaft initiiert und weitergetragen

Die Friedenskirche zu Radebeul
Foto: Jörg Schubert

In der ostdeutschen Stadt Radebeul wurde im Jahr 1645  der Friedensvertrag mit Schweden unterzeichnet und damit der 30-jährige Krieg in Sachsen beendet. Seit 2004 wird deshalb der Radebeuler Couragepreis durch den gleichnamigen Verein vergeben.  Gegolten hat er immer als Erinnerung an das Friedenszeichen für Deutschland und Europa. Zwei Siebenbürger waren bereits unter den Preisträgern.

Bis zum Jahr 1989 herrschten in Radebeul undemokratische Verhältnisse. Eine friedliche Revolution hat aber die „Deutsche Demokratische Republik“, die „Diktatur des Proletariats“, den zweiten deutschen Staat beendet. Aus einer Hingabe, die Freude über die gewonnene Freiheit und den daraus gezogenen Gewinn mit anderen zu teilen, gründeten die Stadtbewohner den Radebeuler Couragepreis und den Verein „Radebeuler Couragepreis e.V.“. Frank Richter, Mitglied des Sächsischen Landtags und Vorsitzender des Vereins, beschreibt das so: „Sie leisten die Vereinsarbeit, organisieren Veranstaltungen und spenden Geld“. Für die Stadtbewohner und ihre Nachfahren ist Frieden mehr als ein Gesetzesbegriff oder etwas Selbstverständliches, das Stiften des Friedens ist höchster Ausdruck der Kulturentwicklung.

Die Vereinigung wird von der Stadt, vom Oberbürgermeister und vom Stadtrat mehrheitlich unterstützt. Wenn in der Regel alle zwei Jahre der Couragepreis in der internationalen Kategorie vergeben und mit 5000 Euro dotiert wird, geschieht das mit städtischen Geldern. Es ist nicht „der Staat“, schon gar nicht ein „Obrigkeitsstaat“, der hier handelt. „Es sind die Bürgerinnen und Bürger, die aufgehört haben, sich wie Untertanen zu verhalten“, meint Herr Richter. „Demokratie macht man nur mit Demokraten und auch in der Demokratie braucht es Courage, sich öffentlich zu äußern und aktiv zu werden“, betont er.

Die Bereitschaft, sich verwundbar zu machen, Widerstand zu ertragen und sich auf Diskussionen einzulassen, sind Zeichen gelebter Demokratie, meint Richter. „Die Demokratie existiert nicht deshalb, weil sie auf dem Papier steht. Sie lebt und wächst, wo sich konkrete Menschen engagieren, verbünden, streiten, füreinander einsetzen und Kompromisse aushandeln“. 

Im August 2012, zum 367. Jahrestag des Waffenstillstands, erklärte die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung die Friedenskirche zum „politischen Ort“ und würdigte damit die Initiativen der Kirchengemeinde und des Radebeuler Couragepreisvereins.

Zu den Preisträgern, denen je ein Ehrenstein vor dem Radebeuler Rathaus gewidmet wurde, gehören auch zwei Siebenbürger: Gymnasiallehrerin Elena Mircea aus Dacia/Stein war eine der Preisträgerinnen, im Jahr 2017. In ihrem kleinen siebenbürgischen Dorf gab es keine Schule, nachdem die rumänische Regierung 2010 Schulen mit weniger als 200 Kindern geschlossen und 20.000 Lehrer entlassen hatte, heißt es auf couragepreis.de. Frau Mircea gab etwa 15 Kindern zwischen fünf und fünfzehn Jahren Lese- und Schreibunterricht am Nachmittag. Der Verein „Copiii Europei“ stellte für die Stunden ein kleines Klassenzimmer im ehemaligen Pfarrhaus zur Verfügung.

2013 erhielt der evangelische Pfarrer Johannes Halmen aus Schäßburg den Radebeuler Couragepreis für seine Arbeit mit dem Verein „Nachhaltiges Schäßburg“. Eingesetzt hatte er sich für die Bewahrung der seit Jahrhunderten bestehenden deutschen Kulturtraditionen und des interkonfessionellen Dialogs in seiner Heimatstadt. 

Zweck des Vereins „Radebeuler Couragepreis e. V.“ ist die Förderung von Einzelpersonen, Gruppen, Unternehmen, Initiativen oder Projekten, die sich trotz erschwerter Bedingungen für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, die Demokratie fördern sowie sozial verantwortlich und umweltbewusst handeln.
Der Radebeuler Couragepreis wird sowohl in der lokalen als auch in der europäischen Kategorie für Motivation und Unterstützung vergeben. In der lokalen Kategorie sollten sich die Aktivitäten auf den Raum Radebeul bzw. Sachsen konzentrieren. Dieser Preis gewährt öffentliche Anerkennung, ohne Geldprämie. In der europäischen Kategorie müssen sich die Aktivitäten vor allem auf Mittel-, Ost- und Südeuropa ausgerichtet sein. Dieser Preis ist mit 5000 Euro dotiert.


Vorschläge für die Verleihung des Radebeuler Couragepreises am 27. August 2022 in beiden Kategorien können bis zum 31. März 2022 eingereicht werden. 
Radebeuler Couragepreis e.v.
c/o Pfrin. Annegret Fischer
Altkötzschenbroda 40
01445 Radebeul
kontakt@couragepreis.de