„Die ersten Ideen zum Schreiben oder Malen entstehen, wenn man die Welt sehr aufmerksam betrachtet“

Gespräch mit der Kinderbuchautorin Dr. Alina Pistol

Die Autorin und ihr Buch: „Ochi de Aur/Goldaugen“ von Alina Pistol, Honterus-Verlag, ISBN: 978-606-008-159-3. Das Buch ist beim Altreichforum des DFDR verfügbar. Foto: Cristiana Scărlătescu

Lebensziel: Finde jemanden, der dich so liebevoll und zuversichtlich ansieht, wie diese Katze ihre Menschenmutter.

Der verzweifelte Blick einer Katze, die ins tiefe Wasser gefallen ist.

Vom Treffen der Deutschen aus dem Altreich im vorigen Jahr sind die neuesten publizistischen Erscheinungen bereits vorgestellt worden, die mit Mitteln des Departements für Interethnische Beziehungen an der Rumänischen Regierung (DRI) und des Demokratischen Forums der Deutschen – Region Altreich veröffentlicht wurden. Darunter war auch das bunt illustrierte deutsch-rumänische Buch für Groß und Klein, „Goldaugen/Ochi de Aur“ von Dr. Alina Pistol, Rumänischlehrerin und Direktorin der „George Enescu“-Schule in Moinești. Nach der Buchvorstellung und der Autogrammstunde hat sich die Redakteurin Cristiana Scărlătescu mit der Kinderbuchautorin über die Entstehung des Buches und der Illustrationen unterhalten.

Die Illustrationen im Buch stammen ebenfalls von Ihnen. Haben Sie Ihr Zeichentalent schon als Kind entdeckt oder ist das etwas, was Sie erst als Erwachsene entwickelt haben?

Dies ist eine Begabung, die ich im Kindergarten entdeckt habe und der ich mit der Zeit mehr Aufmerksamkeit geschenkt habe. In den letzten Jahren beteiligte ich mich an Ausstellungen renommierter Kulturverbände im Ausland und erlangte internationale Auszeichnungen. Die Leidenschaft für die Buchillustration durfte ich anlässlich der Veröffentlichung meiner Bücher tiefer erkunden und kultivieren. Ich dachte, es wäre schade, den Text – nachdem mir die Idee dazu einfiel und das Buch fast von selbst hervorgekommen ist – nicht mit Illustrationen zu zieren, denn sie sind vom Leben inspiriert und das Leben ist multimedial, mit Bildern, Worten, Ideen und Gefühlen übersät. All dies nahm im vorliegenden Buch „Goldaugen“ konkrete Form an.

Sie haben erwähnt, dass Sie an internationalen Ausstellungen teilgenommen haben. Wo genau haben Sie ausgestellt?

November 2023 beteiligte ich mich an einer internationalen Ausstellung in Venedig und ich glaube, ich war dort die einzige Vertreterin Rumäniens. Andere fanden neulich in Paris und dann im Kulturzentrum in Mailand statt, wo ich zwei Gemälde präsentierte, die rumänische Volkstraditionen darstellen: den Bärentanz und die am Webrahmen webende Großmutter. Sogar am Times Square in New York wurde eine Auswahl meiner Werke auf diesen riesigen Werbetafeln ausgestellt.

Welche Gattungen greifen Sie in Ihrer künstlerischen Tätigkeit auf?
Ich befasse mich mit verschiedenen Genres wie etwa Landschaften und Porträts. Ich habe meinen eigenen Stil, den ich bereits entwickelt habe, und nähere mich außerdem auch der Karikatur, der Buchillustration an, und allem, was bei mir Anklang findet und wofür ich das Bedürfnis verspüre, es auf Papier umzusetzen.

Mit welcher Technik arbeiten Sie normalerweise?

Üblicherweise mit Acrylfarben auf Leinwand und im Grafikbereich in gemischter Technik mit Aquarellfarben. Im Buch werden Sie vielleicht beobachten, dass die Illustrationen mit Wasserfarben in spezifischen Grafiktechniken ausgeführt sind, wenn Sie dem Pinselstrich folgen.

Sie legen großen Wert auf Details der Umgebung, Atmosphäre und Gesten der Gestalten. Sie sind eine recht aufmerksame Beobachterin dieser kleinen Dinge!

So sehe ich die Welt. Die ersten Ideen zum Schreiben oder Malen entstehen, wenn man die Welt sehr aufmerksam betrachtet und jene Einzelheiten festhält, die man als poetisch oder bedeutsam bezeichnen kann oder die auf den ersten Blick unbeachtet scheinen, in Wirklichkeit aber eine Vielzahl von Symbolen verbergen.

Als Rumänischlehrerin beschäftige ich mich natürlich seit meiner Kindheit mit dem literarischen Bereich. Meine Berufsausbildung habe ich in Jassy/Ia{i mit einer Doktorarbeit in Philologie abgeschlossen, die allerdings eher theoretisch war. Es handelte sich dabei um eine Monografie einer vor 1989 im Ausland erschienenen rumänischen Kulturzeitschrift, „Cahiers roumains d’études littéraires”, herausgegeben von Adrian Marino im Verlag Univers. Neben der beruflichen Weiterentwicklung und Weiterbildung war es mir auch ein Anliegen, den Kontakt zum Schreiben und Lesen aufrechtzuerhalten.

Die Geschichte im Buch scheint von Ihrem eigenen Leben inspiriert zu sein. Stimmt es, dass die Katzengestalten Goldaugen und Bijou bei Ihnen zu Hause leben?

In der Tat. Bijou ist ein 15-jähriger, ehrwürdiger, pedantischer Kater, der sehr taktvoll und autoritär gegenüber allen Familienmitgliedern aus dem Haus ist. Vor drei Jahren ist die kleine Katze Minouche (im Buch Goldaugen) in unserem Leben aufgetaucht, die mit ihrer außergewöhnlichen Liebe und Zuneigung unser Leben geprägt hat. Die Geschichte dieses Buches entstand aus einem wahren Kern und tendiert dann in Richtung Fiktion, wie die Leserschaft mit jeder Seite des Buches, insbesondere in den letzten Kapiteln, feststellen wird.

Versuchen Sie mit Ihrem Buch, jungen Leserinnen und Lesern die Liebe für Tiere, insbesondere für Katzen, zu vermitteln?

Das stimmt. Die Liebe zu Tieren prägt die Seele und den Charakter eines Kindes, macht es einfühlsamer, mitfühlender und lässt es das Leid aller Lebewesen verstehen. Es ist eine große Bereicherung für das Leben eines Kindes und einer Familie, mit einem Haustier aufzuwachsen. Die wichtigen Schriftsteller der Welt waren von Katzen umgeben. Diese waren ihre Musen, sie prägten ihre Charaktere. Beispielsweise riet Aldous Huxley Schriftstellern, ihre Katzen immer in der Nähe zu halten, da sie den kreativen Prozess unterstützen würden. Der kanadische Autor Robertson Davies sagte einmal, Schriftsteller seien wie Katzen: ruhig, lieb und sehr weise – Eigenschaften, die wiederum Katzen bei Schriftstellern schätzen. Von Mark Twain, Anatol France, Victor Hugo, Charles Dickens bis hin zu Edgar Allan Poe – alle hatten Katzenmusen. Auch unsere Zeitgenossen aus Rumänien, etwa Mircea C˛rt˛rescu, Ana Blandiana – viele Schriftsteller lieben Katzen, gerade weil ihr Geist so ungezähmt ist. Katzen sind so weise, so still und doch laut und sie lehren uns, kreativ zu sein, uns nicht so leicht äußeren Einwirkungen zu unterwerfen und unabhängig von den Lebensbedingungen, uns weiter-hin elegant und majestätisch zu benehmen. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Buch mit seiner Botschaft Leserinnen und Leser aller Altersstufen erobern kann.

Ihr Buch war so erfolgreich, dass es nun in der zweiten Auflage vorliegt. Wann erschien die Erstausgabe?
Die Erstausgabe erschien 2023 im Babel-Verlag in Bac˛u. Das war eine bescheidenere Ausgabe, mit Schwarz-Weiß-Illustrationen. Daher schätze ich den „geschliffenen Diamanten“ in der Form der zweiten Auflage noch mehr, die im Honterus-Verlag mit der Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien – Region Altreich und mit der wunderbaren Wertschätzung und Unterstützung von Frau Carmen Coblis (Anm.d.Red. Geschäftsführerin des Altreichforums und Herausgeberin des Buches) erschienen ist. Dieses Buch ist in seiner zweiten Auflage zu einem Juwel geworden, wofür ich allen dankbar bin, die an diesem Werk mitgewirkt haben, und in diesem Zusammenhang spreche ich den Verlegern des Honterus-Verlags meinen besonderen Dank aus, die sowohl die Illustrationen als auch den Text mit grafischen Mitteln hervorzuheben verstanden. Das Ergebnis hat meine Erwartungen bei Weitem übertroffen!

Wer hatte die Initiative, die zweite Ausgabe Ihres Buches zweisprachig zu veröffentlichen?

Herr Carol Britz, Vorsitzender des Ortsforums Moine{ti, hatte die Initiative dazu und durch ihn begann meine Zusammenarbeit mit dem Altreichforum. Er war bei der Vorstellung der ersten Ausgabe des Buches anwesend und schätzte dessen literarischen Wert und die Illustrationen. Er erkannte auch das Potenzial des Buches für eine Veröffentlichung unter besseren Bedingungen, sowohl in Bezug auf Papier als auch Layout und empfiehl mir auch diese außergewöhnliche Übersetzungsmöglichkeit ins Deutsche. Es wurde zu 50 Prozent von Herrn Carol Britz und 50 Prozent von Frau Alina Popa, einer hingebungsvollen Deutschlehrerin am örtlichen Gymnasium „Spiru Haret“, übersetzt. Frau Popa leitet hier außerdem ein Tanzensemble mit bemerkenswerten Erfolgen und ist die Trägerin der prodeutschen Fahne in unserer Gemeinde. Auch ihnen beiden gilt mein besonderer Dank.

Sie planen bestimmt auch andere Buchprojekte. Können Sie uns einige Einzelheiten nennen?

Das Manuskript zum nächsten Buch habe ich vor Kurzem fertiggestellt. Es heißt „Gartengeschichten“ und ist umfangreicher und enthält mehr Illustrationen. Dieses Buch behandelt auch das Thema Liebe, nicht nur für Tiere, sondern für alle Lebewesen. Jedes Kapitel erzählt eine Geschichte über ein kleines Wunder im Leben einer Dame, die in einem magischen Garten lebt, die  den Leserinnen und Lesern ermöglicht, die zarten Lebewesen aus der natürlichen Umgebung zu entdecken und über ihre Schönheit zu staunen. Darin erzähle ich Geschichten über Schmetterlinge, über eine Blume, einen Vogel, einen Welpen, eine Katze, einen Igel, die in diesem magischen Garten auftauchen und diesem kleinen Universum mehr Schönheit verleihen.

Vielen Dank für das angenehme Gespräch!