Durch Zusammenhalt ans Ziel

Neue Geschäftsführerin des Vereins „TM Kulturhauptstadt 2020“

Sie soll aus Temeswar eine Kulturhauptstadt machen: Teodora Borghoff leistete auch in Hermannstadt Projektarbeit.
Foto: Zoltán Pázmány

Auf ihren Schultern ruht viel: Teodora Borghoff soll als Geschäftsführerin einen Verein halten, dessen Ziele hochgesteckt sind. Manche kritische Stimmen befürchten, dass sie in der gegebenen Zeitspanne nicht erfüllt werden können. Es geht um nicht weniger als das Rennen um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“. Temeswar/Timişoara möchte 2020 die nächste rumänische Stadt werden, die sich dieses bedeutenden Titels rühmen kann. Für den Erfolg wird auf Zusammenhalt gepocht. Die wichtigsten Vertreter aus Kultur, Wirtschaft und Verwaltung sollen gemeinsam an einem Strang ziehen und die jeweiligen Stärken gekonnt einsetzen. In der Theorie klingt es gut, an der Praxis hapert es noch.

„Ich möchte den anfänglichen Enthusiasmus in den Mitgliedern wieder erwecken,“ meint Borghoff. Die junge Geschäftsführerin setzt auf ein Ziel besonders: Konkret Wege zu finden für eine erfolgreiche Zusammenarbeit der einzelnen Akteure, um das Rennen zu meistern. Borghoff denkt dabei digital. Newsletters sollen die 97 Mitglieder auf dem neuesten Stand halten und e-Forms sollen den Abstimmungsprozess erleichtern. Große Vereinssitzungen sollen höchstens dreimal im Jahr gehalten werden, dazwischen passiert alles im Netz. Häufiger sollen sich der Vorstand treffen und die Arbeitsgruppen. Beide befinden sich noch im Aufbau. An den Arbeitsgruppen sollen sich auch Journalisten beteiligen. Borghoff möchte eine Initiative starten, wodurch Vertreter der Presse einen Tag lang als Volontäre im Verein tätig sein können. Das soll die Zusammenarbeit stärken und einen Anreiz für gemeinsame Projekte schaffen.

Auch auf die Förderung und Zusammenarbeit mit jungen Künstlern will Borghoff setzen. Wichtig sei nicht nur der Input, sondern auch kreative Ideen für ausgefallene Aktionen. Sie möchte einen Ausgleich zwischen Elitär und Populistisch finden. Dafür muss eine einheitliche Basis zustande kommen, ein gemeinsamer Nenner zwischen den Mitwirkenden, die unterschiedliche Interessen vertreten.
Davon sprach auch der Ehrenvorsitzende des Vereins, Ioan Hollender, bei seinem jüngsten Besuch in seiner alten Heimatstadt. Der ehemalige Direktor der Wiener Staatsoper hat noch Vorbehalte. Er verwies besonders auf die ästhetischen Ungereimheiten des Stadtbildes. Im Internet äußerten sich Bürger auf der offiziellen Facebookseite über das Hundeproblem. Man könne nicht den Anspruch erheben, europäische Kulturhauptstadt zu werden, ehe nicht etwas gegen die streunenden Hunde getan wird. Andere sprachen vom Potenzial der Stadt und was der Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ für die Entwicklung Temeswars bedeuten würde.

Gerade wegen des Kontrastes möchte Borghoff einen Schlachtplan aufstellen, der alle erfolgreich zusammenführen soll. Die vorläufige Geschäftsführerin Corina Răceanu hat bereits einen Plan für 2012 erarbeitet. „Ich arbeite an einer Synthese, bestehend aus ihren Vorschlägen und meinen“, meint Borghoff, die erst seit Ende Januar die Geschäftsleitung übernommen hat.
Für die Stelle konkurrierte sie mit acht weiteren Kandidaten. Darunter waren sowohl junge, unerfahrene Studienabsolventen, als auch Experten mit langjähriger Erfahrung. Bereits während des Aufnahmeverfahrens habe Borghoff mit dem Vorstand an Ideen arbeiten können. Ende Februar möchte sich die junge Geschäftsführerin mit dem Vorstand treffen, um über die nächsten Schritte zu diskutieren. Auf der Tagesordnung sollen besonders organisatorische Maßnahmen stehen.