„Freunde motivieren, im Forum mitzumachen“

Die Juniorbotschafterinnen Johanna Kézdi und Helene Guib

Johanna Kézdi | Fotos: Klaus Philippi

Helene Maria Guib

Mitte November 2021 fand das bisher letzte „Hermannstädter Gespräch“ statt. Der nächste Termin steht zwar noch nicht fest, doch am Eingang zur Veranstaltung, dort wo man sich in die Teilnehmerliste einträgt und die Kameras zur Live-Übertragung stehen, werden beim nächsten Mal bestimmt wieder Helene Maria Guib und Johanna Kézdi zur Stelle sein. Seit Oktober 2021 sind sie als Juniorbotschafterinnen des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt (DFDH) im Einsatz. 
Das Juniorbotschafter-Programm wurde 2021/22 von Aurelia Brecht ins Leben gerufen. Bis einschließlich August 2022 coacht die Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) am DFDH die beiden Juniorbotschafterinnen. Beide besuchen das Brukenthal-Gymnasium und beide kommen aus protestantischen Familien. Aber das ist purer Zufall und keine Bedingung für die Teilnahme am Juniorbotschafter-Programm.
Ab Herbst 2022 soll es wieder neu ausgeschrieben werden. Interesse? Dann mal schell die Social-Media-Kanäle des DFDH abonnieren – auf Instagram und Facebook spielt die Musik! Helene Maria Guib und Johanna Kézdi verraten ADZ-Redakteur Klaus Philippi, womit sie sich gerade beschäftigen und geben Tipps, wie man es anpacken kann, ins Programm aufgenommen zu werden.

Wie habt ihr von der Chance erfahren, als Juniorbotschafterinnen vom DFDH mit ins Boot geholt werden zu können?
Helene Guib: Ich habe den Post auf dem Instagram-Account des Forums Hermannstadt entdeckt und gedacht, das möchte ich versuchen.
Johanna Kézdi: Bei mir war es genauso, ich habe auch auf Instagram davon erfahren. Und Freunde, mit denen ich gleich anschließend darüber sprach, haben mich ermutigt, meine Bewerbung abzuschicken.

Und jetzt, da es tatsächlich geklappt hat und ihr für das Forum Hermannstadt als Juniorbotschafterinnen unterwegs seid, spielt euch diese Aufgabe bestimmt spannende Begegnungen zu – was macht eure neue Funktion zu dem, was sie eigentlich ist?
H.G.: Mir verschafft sie einen Einblick in das Forum, das ich bislang nur von außen und kaum jemals von innen beobachtet hatte. Sich im Gebäude besser auszukennen und die „Hermannstädter Gespräche“ mit vorzubereiten, ist schon eine interessante Erfahrung.
J.K.: Ja, bei den „Hermannstädter Gesprächen“ bedienen wir die Kameras der Live-Übertragung. Etwas von dem technischen Teil der Arbeit dafür direkt lernen zu können, ist wirklich eine große Chance. Auch mit den Angestellten des Forums, die man bislang nur namentlich kannte, arbeitet man auf einmal von Mensch zu Mensch zusammen.

Für euch und eure erfahrenen Partner im Forum Hermannstadt ist die deutsche Sprache ganz klar etwas Besonderes. Was für einen Bezug hast Du, Johanna, zusätzlich noch zum Siebenbürgisch-Sächsischen?
Ich habe nicht gelernt, es zu sprechen. Aber meine Großmutter ist eine Siebenbürger Sächsin aus Michelsberg/Cisnădioara, und so verstehe ich es sehr gut.

Und bei Dir, Helene, spielt Sächsisch auch eine wichtige Rolle, oder?
Bei mir zuhause sprechen wir untereinander alle Mundart, ja. Von daher verstehe ich alles, was auf Siebenbürgisch-Sächsisch gesagt wird.

Was ist euch als Juniorbotschafterinnen am wichtigsten? Denn als junge Menschen, die es bis zum Abitur gar nicht mehr so weit haben, sprecht ihr doch nicht allein für das Forum Hermannstadt, sondern auch für eure Generation…
J.K.:Ich denke gerne daran, dass ich im Forum eine Botschafterin der Jugend und unter Freunden an der Schule eine Botschafterin des Forums bin. Beide Perspektiven meines Lebens versuche ich miteinander zu kombinieren und Freunde zu motivieren, im Forum mitzumachen. Oder bei Mitarbeitern im Forum Interesse für andere Gruppen zu wecken. Damit aus der Hermannstädter Gesellschaft eine geschlossene Gemeinde wird.
H.G.: Uns interessiert am allermeisten der Kontakt zu Jugendlichen, also Menschen im Alter von 13 bis etwa 19, 20 oder 21 Jahren. Aber auch auf Jüngere und Ältere gehen wir gerne zu.

Erzählt doch bitte von der Arbeit für die täglich neuen Gedichte in den Türchen des Video-Kalenders vom Forum Hermannstadt in der Advents- und Weihnachtszeit 2021!
H.G.: Wir haben zu dritt im Team mit ifa-Kulturmanagerin Aurelia Brecht passende Texte aus Siebenbürgen und Deutschland gesucht. Das Internet und selbstverständlich schon ältere Bücher waren uns dabei sehr nützlich. Und es war uns wichtig, dass auch Texte in der siebenbürgisch-sächsischen Mundart im Video-Adventskalender Platz finden, und dass Jugendliche aus unserem Umfeld diese Kurzgeschichten und Gedichte reihum vorlesen. Aber auch junge Erwachsene, die 20 oder noch einige Jahre älter sind, haben mitgemacht. Sie hatten ebenso Freude und Spaß daran.
J.K.: Damit Zeit zum Üben für zuhause drin ist, haben wir allen ihre Texte einige Tage im Voraus zugeschickt. Schließlich haben wir uns für die Aufnahmen im Spiegelsaal getroffen und die Texte einander nochmal zur Probe vorgelesen. Ein bisschen Feinarbeit war nicht zu vermeiden, um die Aussprache und Betonung da und dort noch etwas zu verbessern, aber zu viel Perfektion wollten wir nicht und haben wir wiederum auch nicht erwartet. Das Vorlesen sollte doch ermutigen, so zu bleiben, wie man wirklich ist.

Welche Rolle spielt für euch die rumänische Sprache?
J.K.: Längst nicht alle Freunde unserer Zielgruppen sind deutsche Muttersprachler, klar. Die meisten von ihnen sprechen zuhause Rumänisch. Aber alle gehen in Schulen, in denen sie Deutsch lernen. In unserer Wahrnehmung begegnen sich immer zwei Sprachen und Kulturen, und das nicht etwa auf einer Einbahnstraße, sondern als Wechselwirkung.

Was gibt es außerdem für euch als Juniorbotschafterinnen noch zu entdecken, was in Familie und Schule nicht im Vordergrund steht?
J.K.: Was ein ganz gewöhnlicher Arbeitsalltag mit Bürostunden bedeutet, hatte ich so aus eigener Erfahrung noch nicht gewusst. Um die Bedeutung von Kürzeln wie „BMI“ und „DRI“ oder das Abrechnen von Ausgaben geht es dabei – Sachen eben, die man in der Schule so nicht beigebracht bekommt. Hier im Forum lernen wir auch, wie gute Zusammenarbeit mit anderen Leuten geht und wie man seine eigenen Ideen in ein größeres Projekt einbauen kann. Es ist sehr wichtig, wie man mit dritten Personen kommuniziert, ohne dass es in einem Konflikt endet.

Was nehmt ihr euch für die Zeit ab September 2022 vor, wenn ihr nicht mehr Juniorbotschafterinnen sein werdet?
H.G.: Die damit verbundenen Erfahrungen werden wir auf jeden Fall mitnehmen. Dass alle schon geknüpften Freundschaften und Kontakte uns nützlich sein werden, steht schon jetzt außer Frage. Ich werde mich wie viele andere meines Jahrgangs bestimmt auch ab Herbst 2022 auf das letzte Schuljahr fokussieren und auf das Abitur vorbereiten.
J.K.: Unsere Mitarbeit im Forum Hermannstadt wird weiterlaufen. So, wie wir bisher mitgemacht haben, werden wir auch weiterhin mitmachen. Noch 2020 waren wir beim Jubiläum zum Fest von 30 Jahren seit Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien und 50 Jahren Deutscher Sendung im rumänischen Fernsehen mittendrin dabei. In der Betreuung von Gästegruppen haben wir auch schön öfters mitgeholfen.

Kleine Aufgaben organisatorischer Art, die weder viel Zeit an einem Schreibtisch beanspruchen noch Spaß machen, aber sehr wichtig sein können – wie geht ihr an so etwas heran?
J.K.: Natürlich macht es keinen Spaß, Namen und Daten in eine Excel-Tabelle einzutragen. Aber wir arbeiten immer zusammen im Büro. Das ist eben auch ein Teil des Jobs und wir machen uns die Arbeit in solchen Fällen gerne schöner, als sie eigentlich ist.
H.G.: Und sobald doch einmal Langeweile aufkommt, konzentrieren wir uns auf Ideen und suchen einen Mittelweg, von dem aus sich auf alle Seiten eingehen lässt.

Worauf sollten Jugendliche in ihrer Bewerbung setzen, um ab Herbst 2022 oder später auch zu werden, was ihr noch bis August 2022 seid? Juniorbotschafterin oder Juniorbotschafter ist doch eine verlockende Aufgabe!
H.G.: Statt monoton alles aufzuzählen, was mich ausmacht, habe ich versucht, meine Bewerbung interessant zu gestalten und dabei ganz authentisch zu bleiben.
J.K.: Ich habe versucht, zu zeigen, dass ich gerne Initiative ergreife. Außerdem fand ich es interessant, einen Blick in die Zukunft zu werfen, also zu erklären, wie und wo ich mich in fünf oder zehn Jahren sehe – noch immer ein Mitglied des Forums, noch immer als eine Repräsentantin unter den Siebenbürger Sachsen im Ausland oder hier im Raum Hermannstadt und Rumänien, wer weiß… Ich habe in meiner Bewerbung zur Juniorbotschafterin absichtlich ein wenig mit der Zukunft gespielt und nicht auf die Vergangenheit geblickt.
H.G.: Ein entscheidender Faktor in unserer Bewerbung war sicher auch, dass wir gut Deutsch können…
J.K.: ...und die Erfahrung, auch schon in anderen Organisationen mitgemacht zu haben, wie dem Jugendwerk der Evangelischen Kirche in Rumänien. Wir sind beide Mitglieder des LJMK, des Landesjugendmitarbeiterkreises.

Eure Wünsche für die Zeit als Juniorbotschafterinnen bis August 2022?
H.G.: Dass die pandemische Gefahrensituation abnimmt und wieder mehr Projekte geplant und veranstaltet werden können!
J.K.: Eine gute Zusammenarbeit untereinander und im Forum haben wir schon, und mehr als das kann man sich kaum wünschen. Nur noch, dass uns die guten Ideen nicht ausgehen!


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