Hurra, das Abwrackprogramm ist wieder da!

„Rabla“ soll seinen schmählichen Namen ändern

Verrostet, ausgeschlachtet und dem Schicksal überlassen: schrottreifer Altwagen auf einem Temeswarer Parkplatz
Foto: Zoltán Pázmány

Das schöne, einheimische Abwrackprogramm mit dem abschätzigen Namen „Rabla“ (Schrottwagen) ist wieder dran: Laut der rumänischen Umweltministerin Rovana Plumb ist das bei vielen rumänischen Autoeigentümern so beliebte Programm zur Erneuerung des einheimischen Fuhrparks heuer ab dem 15. April, also aus „technischen Gründen“ etwas verspätet, aber doch angefahren. Zunächst steht es zur öffentlichen Debatte auf der Internetseite des Ministeriums. Den mitmachenden Autobesitzern soll was geboten werden. Erstens wird das Regierungsprogramm seinen hässlichen Namen fallen lassen, heißt es, weil, so die kuriose Begründung, im Gegensatz zu den Vorjahren diesmal vom Staat großzügig zusätzliche Boni zwecks Reduzierung der Schadstoffemissionen gewährt werden sollen. Obwohl noch daran laboriert wird, tummeln sich schon allerhand Verkäufer, Käufer, Händler, Unterhändler und Mittelsmänner im Internet mit Angeboten zum Verkauf der so begehrten Voucher, die noch gar nicht ausgegeben wurden. Was soll’s, der Zirkus gehört doch auch dazu!

Ein Novum ist bestimmt so ganz nach dem Geschmack der landesweit Tausenden Teilnehmer: Der Wert eines Gutscheins soll auf 1500 Euro, also 6600 Lei ansteigen, sich demnach gegenüber dem Vorjahr (3800 Lei) verdoppeln. Damit möchte man, für einen guten Zweck, auch ein wenig Polizei spielen, nämlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, das heißt den in den Vorauflagen arg grassierenden Schwarzmarkt dieser Voucher und selbstverständlich den Profitgeiern, den vielen über Nacht aufgetauchten Vermittlern, einen Schlag verpassen: Zunächst hieß es, die Teilnehmer an der Landesaktion werden beim Ankauf eines Neuwagens nur einen Voucher und nicht mehr drei, wie in den letzten vier Vorjahren, benützen können. Diese Absicht wurde nun wieder fallengelassen. Privat- oder Rechtspersonen, die gar die Anschaffung eines elektrischen Autos im Auge haben, möchte man einen Bonus von 2500 Euro pro Neuwagen gewähren. Bisher hatte das Programm „Rabla“ stets auch einen langen Anhang von Mittelsmännern aus dem sowieso fast unübersichtlichen rumänischen Automarkt wie Fliegen an den Honig gelockt.

Der Automarkt hatte sich für eine monatelange Zeitspanne in einen profitablen Vouchermarkt verwandelt, da die Scheine auf dem freien Markt mit gutem Gewinn gehandelt werden konnten. Das neue Abwrackprogramm betrifft Non-Euro-Pkw sowie Wagen mit Euro-1- und Euro-2-Motoren. Trotz der genannten Einschränkungen hat sich an der Teilnahmeberechtigung nichts geändert: Personen, die im Besitz eines bis zu zehn Jahre alten Wagens sind, können ihren Altwagen kassieren lassen und erhalten dafür einen Gutschein. Dieser ist weiterhin nicht personengebunden, kann also aus diesen Gründen von der jeweiligen Person als Voranzahlung für den Ankauf eines Neuwagens benutzt, aber auch, wie bisher, an Zweitpersonen verkauft werden. Dem Mini-Autoschwarzmarkt werden also kaum die Flügel gestutzt. Drastischere Maßnahmen wären hierzulande nun doch allzu unpopulär. Außerdem würden die Dealer und Schwarzhändler bestimmt – die bunte Praxis auf dem rumänischen Automarkt nach der Wende hat es gezeigt – über Nacht zu ungeahnten neuen Methoden übergehen.

Von Trabant bis Maybach

Das alte, 2006 endlich eingeführte Rabla-Abwrackprogramm, hat sich seither, trotz aller Kritik, Unkenrufe und des hierzu-lande unumgänglichen parasitären Schwarzmarkts als ein rundum positives Regierungsprogramm erwiesen. Was man von etlichen anderen Regierungsprogrammen der letzten Jahre leider nicht behaupten kann. Es hat spät aber mit nachhaltigem Effekt geholfen, eine Kategorie der zahlreichen Altlasten aus dem kommunistischen Regime aufzuräumen: den total veralteten und umweltschädlichen rumänischen Fuhrpark. 2006 bis 2008 wurden zwölf Jahre alte Pkw, ab 2009 Altwagen mit zehn Jahren zum Programm zugelassen. In der Zeitspanne 2010 bis 2012 wurden den Teilnehmern je drei Voucher gewährt. Die landesweite Großaktion zeitigte sichtbare wirtschaftliche Effekte, aber auch positive Auswirkungen in Hinsicht auf den weiterhin unter starkem Druck stehenden Umweltschutz. 2009 konnten 32.327, 2010 gar 186.854 Altwagen aus dem Verkehr gezogen werden. Ein gutes Abwrackjahr war auch das Jahr 2011 mit 116.641 kassierten Altwagen und circa 40.000 angekauften Neuwagen.

Es ist, wie gesagt, nicht alles reibungslos abgelaufen: Das Umweltministerium hatte 2012 57 Millionen Lei bereitgestellt, um circa 15.000 Altwagen aus dem Verkehr zu ziehen. Der Plan war gar nicht so schlecht, doch in der Praxis gab es zuweilen ganz chaotische Zustände und allerhand Pannen. In vielen Landeskreisen waren schon einige Wochen nach dem Programmstart alle Voucher ausgegangen. Da gab es, wie bei uns üblich, das obligate Schlangestehen, Feilschen und Handgemenge in den Reihen der geprellten Bürger. Bei REMAT wurden gar die so verhassten Wartelisten aufgestellt. Zum Jahresende veranstalteten Hunderte von Personen sogar ein Protestmeeting vor dem Sitz des Umweltministeriums. Die braven Leute hatten nämlich gutgläubig ihre alten Autos kassieren lassen, waren jedoch nicht mehr an die Voucher herangekommen. Entweder waren die Scheine verspätet von der damit beauftragten Firma ausgegeben worden oder es waren viele der begehrten Voucher in andere Hände geraten. Doch was soll’s, das gehört doch auch dazu!

Die Statistik sagt, dass es derzeit 4,5 Millionen Pkw auf den rumänischen Straßen gibt. Ein Drittel, 1,4 Millionen, sind Pkw der Marke Dacia. Es folgen die bei den Rumänen nach wie vor beliebten Volkswagen (550.000) und Opel (450.000), etwas abgeschlagen die Automarken Ford und Renault. Nicht zu vergessen sind jedoch die 200.000 Daewoo-Pkw aber auch Tausende ARO-(26.000) und Oltcit-Wagen (33.000). Weit abgeschlagen, auf den letzten Plätzen, die asiatischen Automarken, unter anderen Toyota, Hyundai, Nissan, Suzuki, Honda, KIA und so weiter. Es tummeln sich aber nach wie vor auch heutzutage richtige Oldies wie Trabant (10.000), Wartburg (4000) oder sogar Moskwitsch (1800) auf den Straßen. Und trotz der maroden Straßen und der Ankaufspreise, von denen doch die meisten rumänischen Autofahrer nur träumen können, verkehren in Rumänien, zum Staunen der Leute aus dem Westen, auch sündig teure Luxusschlitten für die Reichen und Glücklichen, wie die der Marke Porsche (2500), Maserati (187), Rolls-Royce (88) und Lamborghini (42). Und unser Vorzeige-Neureicher und den Luxus liebende Gigi Becali fährt derzeit mit sichtlichem Genuss einen der 20 Maybach-Wagen des Landes.

Schön und gut, ein frisierter Gebrauchtwagen ist schon gut und nützlich, doch hierzulande ist ein Auto für viele kein übliches Fortbewegungsmittel sondern ein prächtiger Ausweis von Wohlstand und Glückseligkeit auf Erden.