Jugendwohnung voller Katzen

Spät, aber immerhin: Reschitza untersucht Nutzungsgrad der ANL-Wohnungen

Auf den Wartelisten des Munizipiums Reschitza stehen konstant um die 8000 Menschen, die eine Sozialwohnung der Stadt zugeteilt haben möchten. Eine kürzliche Analyse des Stadtrats hat allerdings ergeben, dass überraschend viele der mit ANL-Fonds errichteten Jugendwohnungen entweder leer stehen, weitervermietet sind, nur gelegentlich genutzt werden (wenn die Mieter der Stadt kurzfristig von ihren Auslandsbeschäftigungen Urlaub machen) oder so abgewirtschaftet sind, dass niemand mehr drin wohnen kann. Die Situation ist derart besorgniserregend, dass Bürgermeister Mihai Stepanescu den Stadträten angekündigt hat, die Vorlage für einen Stadtratsbeschluss vorbereiten zu lassen, mit welchem Ordnung geschaffen werden soll. Die Überprüfung des Wohnungsbestands der Stadt, welcher aus staatlichen Mitteln als Jugendwohnungen geschaffen wurde, unternahm die Rathausabteilung der Öffentlichen Dienststelle zur Verwaltung der Öffentlichen und Privaten Liegenschaften der Stadt. Ihre Inventur ergab, dass es in Reschitza Jugendwohnungen gibt, deren Mieter nie darin gewohnt haben, obwohl sie ihre Lage als „verzweifelt“ und „dringend zu lösen“ beschrieben hatten.

Im zuletzt fertiggestellten und übergebenen ANL-Wohnblock gegenüber dem Domantalstadion gibt es zwei Treppenhäuser mit je 16 Appartements. In jedem Treppenhaus gibt es eine Wohnung, wo noch nie jemand gewohnt hat. Eine dritte Wohnung ist unbewohnt, nachdem der Mieter auf Arbeit ins Ausland gezogen ist. In einer vierten Wohnung lebt eine Familie, die mit der Stadt, der Besitzerin des Wohnblocks, keinerlei Mietvertrag abgeschlossen hat, also „ohne legale Formen“, wie es der Amtsjargon nennt.
Die 19 Appartements des ANL-Blocks C1 auf der Fântânilor-Straße, in unmittelbarer Nähe des Südbahnhofs, sind ebenfalls nicht voll ausgelastet. Eine Wohnung wird einmal im Jahr von den Mietern verwendet – wenn sie von ihrer Auslandsarbeit auf Urlaub kommen. Eine weitere Wohnung wurde vor ungefähr einem Jahr aufgegeben, nachdem die Mieter umgezogen sind. Und in einer dritten Wohnung desselben Wohnblocks wohnen andere Personen als die offiziellen Mieter. Daneben, im ANL-Block C2 auf derselben Straße, gibt es 20 Wohnungen. Eine Wohnung steht frei, eine wird gelegentlich von einer einzigen Person genutzt und zwei werden von anderen Personen genutzt als denjenigen, denen die Stadt sie seinerzeit zugeteilt hat. Auch drei weitere Appartements dieses Wohnblocks haben einen unklaren Status: In einer wohnt eine einzige Person, die vorgibt, nichts mit denen zu tun zu haben, denen die Wohnung ursprünglich zugeteilt wurde, eine weitere Wohnung ist unbewohnt und die dritte wird zweimal pro Jahr für ein-zwei Wochen genutzt, wenn die offiziellen Mieter von ihrer Arbeit im Ausland auf Urlaub kommen.

Auch im ANL-Block auf der Sportului-Straße (erstes Treppenhaus mit 19 Appartements) ist die Lage ähnlich: Eine Wohnung steht leer, vier sind möbliert, werden aber nur für einige Wochen im Jahr genutzt, wenn die Mieter aus dem Ausland auf Urlaub kommen. Von den 19 Appartements im anderen Treppenhaus des dortigen ANL-Blocks stehen drei Appartements frei und werden nur zweimal pro Jahr kurzfristig genutzt. Ähnlich die Lage auf der Pinilor-Straße in der Neustadt, in den 40 Appartements des ANL-Blocks: in einer Wohnung lebt der Bruder des offiziellen Mieters, der Mieter einer anderen Wohnung ist vor fünf Jahren nach Temeswar gezogen, eine andere Wohnung ist frei, weil die Mieterfamilie seit fünf Jahren im Ausland arbeitet, weitere zwei Wohnungen stehen leer, zwei Mietwohnungen sind weitervermietet, der Mieter einer weiteren Wohnung soll per Gerichtsbeschluss rausgeschmissen werden, weil er getrickst hat und sich, trotz der Tatsache, dass er zwei Eigenwohnungen besaß, sich auch eine ANL-Wohnung erschwindelt hat. Das Räumungsverfahren der Stadt gegen ihn läuft noch.

Auch in einer der am schlechtest beleumdeten Wohngegenden von Reschitza, der Gegend der ehemaligen Jugendheime, C²minelor, in der Reschitzaer Neustadt steht ein ANL-Block mit 25 Appartements. Aus einer der Wohnungen sind die Mieter ins Ausland gezogen, eine andere Wohnung wird als Lagerraum genutzt und war nie bewohnt, zwei Appartements sind von Bürgern besetzt, die im Ausland arbeiten und „fast nie“ hier wohnen. In den 30 Wohnungen des Nachbartreppenhauses steht ein Appartement leer, „weil der Mieter bei seiner Mutter wohnt“.
Nicht zuletzt sind auf der Aleea Daliilor, im ANL-Block mit zweimal 19 Appartements, von den Mitarbeitern des Rathauses ähnliche Zustände vorgefunden worden: fünf leerstehende Wohnungen, vier, die nur einige Wochen im Jahr genutzt sind, mehrere Wohnungen auf den obersten Stockwerken, die unbewohnbar sind, weil es hereinregnet, ebenso viele Wohnungen im Erdgeschoss, die voller Schimmel und Nässe sind, und eine Wohnung, die voller Katzen ist, wo aber angeblich niemand wohnt.
Die Stadtverwaltung von Reschitza reagiert spät auf solche Missstände. Nun soll per Stadtratsbeschluss ab März zumindest gegen diejenigen vorgegangen werden, die ihre ANL-Appartements nicht nutzen und gegen die, welche ihre Mietwohnungen weitervermietet haben.