Premiere „hinter den Kulissen“

Fünf rumänische Theater sind Nutznießer einer bedeutenden EU-Finanzierung

Übung macht (auch) den (Make-Up-)Meister: Der Kurs besteht aus rund 85 Prozent Praxis.

Der theoretische Unterricht für Videodesigner fand im Sommer dieses Jahres in Bukarest statt.

Gruppenfoto: Requisiteure bei der Weiterbildung in Bukarest.
Fotos: SCENART

Dass Opernsänger, Instrumentalisten, Balletttänzer, Dirigenten oder Regisseure aus Rumänien auch international gefeiert werden, dürfte kein Geheimnis sein. Schwierigkeiten gibt es hierzulande  jedoch oft „hinter den Kulissen“, im Bereich der Bühnentechnik. Ob Toningenieure, Lichttechniker oder Kostümdesigner – das technische Personal der rumänischen Musiktheater hatte schon seit Langem keine Gelegenheit mehr, in die modernen Arbeitsweisen eingeführt zu werden, weil es bis dato keine auf darstellende Kunst spezialisierten Aus- und Fortbildungsschulen im Land gibt. 

Um diesen Mängeln entgegenzutreten, hat das Nationale Operettentheater „Ion Dacian“ in Bukarest im Jahre 2009 für sich und weitere vier assoziierte Theater („Metropolis“-Theater Bukarest, Nationaltheater Neumarkt/Târgu Mureş,  Oper Kronstadt/Braşov und Opern- und Balletttheater „Oleg Danowski“ Konstanza) rund 3,6 Millionen Euro vom Europäischen Sozialfonds beantragt – bisher eins der größten Projekte auf diesem Fachgebiet im Land. Der Titel lautet „SCENART – Unterstützung für Kompetenzen im Bereich der darstellenden Kunst in Rumänien“.

Als Erstes wurde 2009 bis 2010 eine detaillierte Analyse der beteiligten Institutionen und des Facharbeitsmarktes durchgeführt. Anhand der Ergebnisse fand im Bukarester Operettentheater vom Juni bis September 2010 und vom Dezember 2010 bis Januar 2011 künstlerischer, technischer und administrativer theoretischer Unterricht mit Gastdozenten von der Akademie des Teatro alla Scala, Mailand, statt. Die Mitarbeiter des Operettentheaters „Ion Dacian“ hatten zudem die Gelegenheit, an Fachtrainings in Mailand teilzunehmen, um daraufhin selber unterrichten zu dürfen.

Zurzeit befindet sich das Projekt in seiner dritten Runde: Im Juli haben Mitarbeiter der assoziierten Theater am theoretischen Fachunterricht im Operettentheater in Bukarest teilgenommen, anschließend wurde praxisbezogen „direkt am Arbeitsplatz“ weitergelernt: in Neumarkt (1.-8. September), im „Metropolis“-Theater in Bukarest (11.–18. September) und in Kronstadt (21.-28. September, unter Beteiligung des Personals des „Oleg-Danowski“-Theaters Konstanza).

 

Die Schulungen umfassten jeweils 90 bis 100 Kursstunden für Berufe wie Tonmeister, Lichtmeister, Videodesigner oder Kostümbildner sowie für die Bereiche technische Bühnenbildgestaltung, Betreuung des Bühnenrequisits, Kostümschneiderei oder Bühnen-Make-Up.


Im Dezember und Januar folgt noch eine Runde verwaltungstechnischen Unterrichts, dann soll das Projekt 2012 mit einer umfassenden Analyse und Bewertung der Ergebnisse abgeschlossen werden.

Großes Ziel des Ganzen ist es, aus dem Schulungszentrum, welches vom Bukarester Operettentheater initiiert wurde, die erste unabhängige Akademie für technische Berufe im Bereich der darstellenden Kunst in Rumänien entstehen zu lassen Bis dann profitieren von „SCENART“ fünf Institutionen und rund 300 ihrer Mitarbeiter, welche vom Arbeits- und vom Bildungsministerium anerkannte Prüfungszeugnisse erhalten.

 

Der Leitgedanke des Projekts wurde vergangene Woche anlässlich der Pressekonferenz in Kronstadt von einem der italienischen Dozenten zusammengefasst: „Die Herausforderung, die heutzutage auf uns zukommt, liegt darin, dass es hinter den Kulissen nicht mehr um pure Technik geht. Es geht um Kunst, welche sich technischer Mittel bedient. Die Technik wird Teil der Show.“ Mehr Informationen zum Projekt sind im Internet unter www.scenart.ro erhältlich.