Randbemerkungen: Der Selbsternannte und der Herumschlawienernde

Es ist anzunehmen, dass der US-Wahlkampf erst nach der ersten Fernsehkonfrontation zwischen der nun so gut wie einstimmig nominierten Demokratin Kamala Devi Harris und dem Möchtegernwieder-Präsidenten Donald John Trump Fahrt aufnimmt. Zwischendurch werden wir uns noch dem Unterschied zwischen den beiden Protestanten zuwenden. Zeit also zur Nabelschau hier. Wer bewirbt sich ums Erbe der absolut glanzlosen rumänischen Zehn-Jahres-Präsidentschaft von Klaus Werner Johannis? Auf diese näher einzugehen fehlt leider der griffige Anlass. Der Grund…

Laut Umfragen und Signalen stehen sich im Spätherbst in Rumänien zwei umstrittene Parteichefs als Präsidentschaftsbewerber gegenüber.

Einer ist Nicolae Ionel Ciucă, 1967 im tiefsten Oltenien, in Pleni]a, geboren, Vier-Sterne-General a.D. (ganz dicke Rente…), plagiatsverdächtige Doktorarbeit, Generalstabschef von Präsident Johannis‘ Gnaden, Ex-Verteidigungminister und Ex-Premier, beides dank Johannis. Seine Regierungszeit war „autoritär“ und „illiberal“ – „schlimmer als in Viktor Orbáns Ungarn“ - so „The Economist“. Er habe Rumänien in seiner Regierungszeit zum „undemokratischsten Land der EU“ gemacht, wobei er den Index der Pressefreiheit zwischen 2021-2023 von 79.09 auf 69.04 runterdrückte.

N. Ionel Ciuc˛ ist Präsidentschaftskandidat aufgrund einer Selbsterhebung. Seitens seiner Partei, der PNL – deren Vorsitzender er ebenfalls unterm Schirm von Johannis wurde – gibt es (noch?) keinerlei offizielle Nominierung. Positiv bei Ciuc˛ ist anzumerken, dass er für die Periode nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen Verhandlungen zur Bildung eines rechten Regierungs-Pols angekündigt hat. Implizite den Bruch der gesamtgesellschaftlich toxischen und politisch widernatürlichen aktuellen Regierungsallianz PNL-PSD.
Sein wahrscheinlicher Gegenkandidat ist sein Regierungspartner, PSD-Parteichef Ion Marcel Ciolacu (auch Jg. 1967). Jener Politiker, der seinen ersten offiziellen Job im zarten Alter von 29 Jahren antrat – vorher war er angeblich Brezelbäcker. Der die bis zum Jahr seiner Absolvierung (1995) nicht akkreditierte, danach provisorisch akkreditierte Bukarester Ökologische Hochschule besucht hatte, um angeblich Jura zu studieren. An derselben Universität (der Kategorie III) machte er 2003-04 seinen Master („Ökonomie der Lokalentwicklung“).  Später, als Vizebürgermeister von Buz˛u, 2008-09, touchierte er eine der Diplomfabriken Rumäniens, das Nationale Kollegium für Verteidigung, wo der „Unterhosen-General“ Gabriel Oprea Hochschulprofessor und Diplomschmied war. Hier bildete er sich fort in „Nationaler Sicherheit und Verteidigung“. In einer weiteren Diplomfabrik, der (jetzt durch Sexskandale erschütterten) Nationalen Schule für Politische und Verwaltungsstudien (SNSPA), der (Regierungs-)Kaderschmiede zweifelhaften Rufs, machte er noch einen Master im Management der öffentlichen Verwaltung.

Ion M. Ciolacu will sich´s noch bis am 24. August „überlegen“, ob er kandidiert fürs höchste Amt im Staat, für die Nachfolge des politisch bleichen Johannis. Vielleicht deswegen zeigt er sich ab und an (auch bei tęte-ŕ-tęte-Abendessen) mit dem 66-jährigen Nato-Vize Mircea Dan Geoan˛ (eine US-Pupille, seitdem er dort Botschafter war), den ein Teil der PSD nicht ungern als Staatspräsident Rumäniens sähe, zumal Vollblutdiplomat Geoan˛ schon PSD-Parteichef war.

Ciolacu witzelte, die PSD-Genossen, die ihn als Präsident wollen, seien „Putschisten“: Die wollen ihn als Parteichef verdrängen. Also lieber Premierminister bleiben – um diese Partei zu kontrollieren, die schnell auf Königsmord umschaltet. Kandidiert ein PSD-Chef erfolglos, feuert ihn die Partei umgehend.

Rumänien wählt im Frühwinter zwischen einem fremdbestimmten Selbsternannten und einem herumschlawienernden Populisten. Die Alternative? Der Rechtsextreme Simion.