Umwelt durch Bauboom gefährdet

Steigende Nachfrage an Neubau-Immobilien in Kronstadt und Schulerau

Am Rudolfsring ist der ehemalige Telefonpalast zum Hotel umgestaltet worden. Doch mangelt es in allen Fällen an Parkstellen in den engen Straßen, dadurch kommt es häufig zu Stau. | Fotos: der Verfasser

Auch Gebäude der Inneren Stadt, die von Privatunternehmern erworben wurden, sollen als Hotels modernisiert werden, wie das in der Klostergasse mit dem Sitz der ehemaligen Sparkasse CEC und des Tourismusunternehmens ONT Carpați geschehen ist. Doch auch dort sind die Arbeiten ins Stocken geraten.

Die Stadt unter der Zinne ist seit Jahren zu einem der größten Anziehungspunkte nicht nur für Touristen vor allem aus dem Inland geworden. Auch die Tendenz, Wohnungen zu kaufen, um selbst zum Hotelbetreiber zu werden, ist rasant angestiegen. Das Interesse am Erwerb von Neubauwohnungen in den älteren Stadtvierteln der Innenstadt, in denen es keine Plattenbauten aus den Jahren des Kommunismus gibt, ist besonders groß. Nur, dass dort ohnehin keine freien Baugelände vorhanden sind. Die alten Häuser aber werden Modernisierungen unterzogen und die Preise für die im Angebot stehenden Wohnungen oder für Verkaufsflächen im Parterre erleben einen starken Anstieg. Die neuen Eigentümer gehen dann an die Modernisierungen heran, für die Genehmigungen von Denkmalschutz und Umweltagentur benötigt werden, doch werden diese in vielen Situationen übergangen, ohne dass die zuständigen Institutionen Strafen verhängen, wie es eigentlich erforderlich wäre. Abgesehen vom alten Stadtkern, der sich innerhalb der ehemaligen Ringmauern befindet, werden massiv Eingriffe an Gebäuden in der Oberen Vorstadt/Schei, an den Häusern in den Lang-, Mittel- und Hintergassen sowie an jenen auf den Hügeln der Stadt vorgenommen. Aufstockungen sind immer wieder feststellbar, die den im Umfeld befindlichen anderen Häusern die Sicht nehmen. Fenster und Tore werden durch Thermopan- bzw. Metallstrukturen ersetzt. Fassadenfronten werden durchbrochen, um geräumige Geschäftsräume oder Gaststätten einzurichten.

Größte Anziehungspunkte für Neubauten hingegen sind die freien Hänge auf Hügeln und in Gärten, deren Kaufpreise denen im Westen in nichts nachstehen. Nachdem der Bauplan und die Genehmigung seitens der Umweltbehörde erhalten wurden, wird an die Umsetzung des Projektes geschritten.

Es bleibt zu hoffen, dass die Genehmigungen auf einer genauen Analyse beruhen, bevor eventuell verursachte Schäden nicht mehr korrigiert werden können. All diese Neubauten benötigen entsprechende Zufahrtswege, Parkplätze und Garagen, sodass die Grünflächen im Stadtgebiet immer kleiner werden. Zwar ist nun ein neues Konzept genehmigt worden, der sogenannte Waldpark. Doch benötigen die Einwohner der Stadt Grünflächen und Anlagen im Stadtgebiet, die zur Luftreinigung beitragen und die Möglichkeit bieten, dort dem Lärm zu entgehen, Spaziergänge zu unternehmen, Sport zu treiben. Seit Jahren investiert das Bürgermeisteramt in Machbarkeitsstudien, doch schließlich bleiben die Projekte aus. Seit vier Jahren ist das Vorhaben, auf dem Gelände der ehemaligen Hallen und Freiflächen des Kugellagerwerkes ein großes Freizeitzentrum einzurichten, in der Schwebe. Die Gelände der ehemaligen Erdölraffinerie, des Werkzeugbetriebes und der Möbelfabrik an der Honigberger Straße wurden von Privatunternehmern erworben, die sie voraussichtlich an Bauinvestoren zu hohen Preisen absetzen werden. Auch hier hat sich das Rathaus nicht impliziert, um die Fläche zu erwerben und eine Parkanlage für die in den Wohnvierteln lebenden Anrainern zu schaffen. Gleiches ist mit dem Gelände nahe der Allgemeinschule Nr. 19 im Bahnhofsviertel geschehen, wo zwischen den bestehenden Hochbauten ein Investor aus der Republik Moldau nun weitere fünf Hochhäuser errichten will. Es mangelt nicht an Kaufinteressenten für Neubauten, die oft aus anderen Landesteilen kommen oder im Ausland arbeiten und in neue Wohnungen investieren, meist in mehrere Einheiten, um diese dann für gutes Geld zu vermieten oder als Hotels und Hostels zur Verfügung zu stellen.

Diese Tendenz hat längst auch auf die Schulerau/Poiana Brașov übergegriffen, sodass aus dem Freizeit- und Wintersportzentrum ein Ferienort zu werden droht. Neben Hotels und Pensionen sind dort zahlreiche Wohneinheiten errichtet worden, für die Kirchen und Krankenhäuser, Geschäfte und Supermärkte benötigt werden. Das Kronstädter Bauunternehmen „Două Ha Project“ hat noch im Frühjahr den Antrag an die Agentur für Umweltschutz gestellt, auf dem in deren Besitz befindlichen Gelände von 19.828 Quadratmetern sechs Gebäude mit Untergeschoss, Parterre, zwei Stockwerken und Mansarde zu errichten. Die Investition beträgt 52 Millionen Lei. Auf dem freistehenden Gelände befinden sich 169 Bäume. Von denen sollen laut Bauplan 30 Prozent gefällt werden dürfen. Das Projekt wird nahe des Caraiman-Hotels verwirklicht werden. Veronica Gușă, Tochter des bekannten ehemaligen Generals Gușă, hat seit 2018 die Absicht, jenseits der Aviatorilor-Hütte ein medizinisches Zentrum zu errichten. Die ursprüngliche Baugenehmigung war zwar abgelaufen, doch wurde sie im Mai 2019 erneuert. Ein Hotel mit sechs Stockwerken beabsichtigt Mihai Năstase, Sohn des ehemaligen Premierministers Adrian Năstase, in der Schulerau zu errichten. Mihai N²stase hat den diesbezüglichen Antrag an die Urbanisierungkommission gestellt. Mehrere Mehrfamilienhäuser werden zurzeit entlang der Straße nahe der Junilor- Hütte gebaut. Năstase hat außerdem in den Tourismusbereich in Corbu an der Schwarzmeerküste investiert.

Der neuste Trend von Bauunternehmern ist, Luxusappartements in Kronstadt zu errichten. Diese sind besser ausgestattet, verfügen über etwas größere Wohnflächen, haben eine zentralere Lage im Stadtgebiet. Natürlich sind auch die Preise pro Quadratmeter entsprechend höher. Die Nachfrage ist im Anstieg begriffen, da Eigentümer derartiger Luxuswohnungen auch hohe Miet- oder Unterkunftspreise erzielen. Seit einigen Jahren stehen schon drei solche Wohnblocks an der Schuleraustraße oberhalb der Gebäude in der Oberen Vorstadt. Eine Zufahrtsstraße zu diesen wurde gebaut, doch bei Regen werden die unteren Häuser und Straßen immer wieder überflutet. Ob auch Gefahr durch Erdrutsche durch die neuen Wohnblocks auf den Hügeln besteht, ist noch eine Frage der Zukunft. Weitere elf Wohnblocks sollen im Umfeld der Schuleraustraße an der Piscului-Zufahrt gebaut werden. Dafür stehen 15.741 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Insgesamt werden sie je fünf Stockwerke umfassen. Die Genehmigung der Agentur für Umweltschutz steht noch aus.

Dieser zum Teil unkontrollierte Bauboom zeigt natürlich seine Folgen für die Entwicklung der Stadt. Ganz besonders, was den steigenden Verkehr und die dadurch verursachten Abgase betrifft. Die vor Jahren gestalteten Einbahnstraßen sind dem Autoverkehr längst nicht mehr gewachsen, von Fahrradwegen ganz abgesehen, hinzu kommt der Mangel an Parkplätzen. Auch die Streitigkeiten zwischen den Ratsmitgliedern bezüglich einer Verflüssigung des Verkehrs haben noch zu keiner Lösung geführt. Die ursprünglich für mehrere Fahrbahnen gestalteten Straßen sind durch die seitlich befindlichen Parkstellen zu weniger Fahrbahnen umgestaltet worden. Auch werden die Pisten der Busse des öffentlichen Personentransportes kaum noch respektiert. Probleme über Probleme, für die kaum Lösungen in Sicht sind, zum Unmut der Stadtbewohner. Die Stadtleitung, das Architekturbüro des Rathauses und die Umweltagentur müssten dringend eingreifen, damit Kronstadt nicht noch weiter verliert. Auch Gebäude der Inneren Stadt, die von Privatunternehmern erworben wurden, sollen als Hotels modernisiert werden, wie das in der Klostergasse mit dem Sitz der ehemaligen Sparkasse CEC und des Tourismusunternehmens ONT Carpați geschehen ist. Doch auch dort sind die Arbeiten ins Stocken geraten. Am Rudolfsring ist der ehemalige Telefonpalast zum Hotel umgestaltet worden. Doch mangelt es in allen Fällen an Parkstellen in den engen Straßen, dadurch kommt es häufig zu Stau. Fotos: der Verfasser ADZ-PDF-Onlineausgabe bereitgestellt für Serban Capatana Das PDF ist ein Bonus zur Druckausgabe der ADZ.