Von Tonscherben zu Online-Formularen

Derzeit wird die 14. Volkszählung in Rumänien durchgeführt

Darstellung einer Volkszählung im alten Rom, dargestellt auf dem Domitius-Altar, spätes 2. Jhd. n. Chr.

Weniger friedlich ging es 1911 in England zu, als Frauen aus Protest gegen die Frage nach ihrer Fruchtbarkeit den Zensus boykottierten.
Fotos: Wikimedia

Durch Volkszählungen werden statistische Informationen zur Bevölkerung erhoben, um auf dieser Grundlage administrative Entscheidungen, etwa zur Infrastruktur oder Wohnpolitik, zu treffen. Allein ums „Zählen“ geht es dabei nicht: Bereits 1872 empfahl der Internationale Statistische Kongress in Sankt Petersburg, etwa Geschlecht, Beruf oder Behinderungen zu erfragen – auch in Hinblick auf die Anzahl potentieller Soldaten.

600.000 Männer in der Wüste?

Die erste bekannte Erhebung wurde 2700 v. Chr. in Ägypten durchgeführt – indirekt, nicht als Befragung. Eine solche gab es, wie Tonscherben belegen, etwa 1000 Jahre später in der mesopotamischen Stadt Mari. Auch in der Bibel werden Volkszählungen erwähnt: Im 4. Buch Mose etwa weist Gott die Israeliten zur Zählung an. Demnach sind etwa 600.000 Männer vierzig Jahre lang durch die Wüste Sinai gezogen – was in der Archäologie als sehr unwahrscheinlich gilt. Dass Volkszählungen aus politischem Kalkül manipuliert werden, kam aber vor, etwa in Südafrika während der Apartheid. Als der biblische König David seine Untertanen zählen ließ, bestrafte Gott diese dafür mit einer Epidemie. Hätte Kaiser Augustus nicht trotzdem einen weiteren Versuch unternommen, wäre Jesus nicht in Betlehem geboren worden. 

Volkszählungen in Rumänien

In der Moldau und Walachei fand der erste Zensus 1838, während der Zeit des „Organischen Reglements“ und der russischen Besatzung statt, seit 1992 wird im zehn-Jahres-Rythmus befragt, wobei die am 1. Februar begonnene Erhebung die insgesamt 14. Volkszählung darstellt. 
Derzeit werden Daten aus der Verwaltung erhoben, am 14. März beginnt die zweite Phase, in der Bürgerinnen und Bürger selbst online ihre Daten in einem Fragebogen ausfüllen können. Dieses Prozedere ist neuartig – wer Probleme dabei hat, kann sich kostenlos über eine Hotline Unterstützung holen. Wer sich daran nicht beteiligt, wird schließlich zwischen 16. Mai und 17. Juli direkt befragt. 

Warum sollte man sich daran beteiligen?

Allgemein sind Volkszählungen wichtig, um statistische Parameter zu schaffen. Auf individueller Ebene wirkt das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche: Angestellten winkt eine Belohnung in Form eines zusätzlichen Urlaubstags; werden aber keine, unvollständige oder falsche Daten angegeben, droht eine Geldbuße von 1000 bis 3000 Lei. Es steht dabei frei, ob man selbst die Daten online oder bei einer persönlichen Befragung angeben will – für ersteres spricht, dass dabei keinerlei Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus besteht. Bei Problemen steht eine kostenlose Hotline bereit.
Was wird dabei gefragt?

Alle EU-Mitgliedsstaaten sind verpflichtet, alle zehn Jahre eine Volks-, Gebäude- und Wohnungszählung durchzuführen, dabei werden überall dieselben Fragen gestellt. Daneben gibt es länderspezifische Fragen – in Rumänien zu ethnischer Zugehörigkeit, Erstsprache oder Religionsbekenntnis, außerdem genauere Fragen zu den Wohnverhältnissen.