„Wer weiß, wie Lebensmittel hergestellt werden, verschwendet nicht“

Unsere Essgewohnheiten schaden der Umwelt

Junge Leute lernen im Rahmen des Projekts „Food Wave“ in Neustadt, gesunde Nahrungsmittel herzustellen. Fotos: Agenția Metropolitană Brașov (AMB)

Food-Wave-Picknick der Metropolagentur in Kronstadt, bei CATTIA

Hitzewellen und Dürren sowie heftiger Regen und Überschwemmungen gefährden die Ernten. Der Krieg in der Ukraine hat die ohnehin gestressten globalen Lebensmittel-Lieferketten noch stärker unter Druck gesetzt, die Preise sind rasant gestiegen. Unser Ernährungssystem ist bedroht. Experten raten zur Einführung einer radikalen Ernährungswende. Den Fleischkonsum auf den Sonntagsbraten zu reduzieren – das würde der Umwelt enorm helfen. Denn damit Schinken, Wurst und Braten täglich auf unserem Teller liegen können, werden enorm viele begrenzte Ressourcen wie Süßwasser, Energie und Land in Anspruch genommen. Zudem sind die hohen Treibhausemissionen der Fleischproduktion eine enorme Belastung. Doch jeder von uns kann sich für die Umwelt und implizit für sich selbst einsetzen – denn, jede Aktion zählt. 

Fachleute suchen nach Lösungen, um die Auswirkungen unserer Essgewohnheiten auf das Klima und auf unser Ernährungssystem zu stoppen. Die „Eat Lancet Kommission“, ein Zusammenschluss aus weltweit renommierten Wissenschaftlern, hat im Jahr 2019 einen Speiseplan erarbeitet, der die Gesundheit der Menschen und des Planeten schützen soll. Eine ausgewogene Ernährung und eine umweltfreundlichere Produktion in der Landwirtschaft sind für die „Planetary Health Diet“ ausschlaggebend. Die Empfehlung lautet folgendermaßen: tierische Lebensmittel so oft wie möglich durch Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und hochwertige Pflanzenöle ersetzen. Milchprodukte, Fisch, Fleisch und Eier gehören nur in geringen Mengen und selten ins Menü.

Würde man diese Diät auf globalem Niveau einhalten, wären die Umwelt- und Klimabelastungen in Zukunft deutlich geringer. Mehr noch, die laut Prognosen bis zum Jahr 2050 auf zehn Milliarden steigende Weltpopulation würde gesundheitsfördernd ernährt werden können. Der Speiseplan ist nicht verpflichtend, er ist eine Empfehlung. Aber schon die kleinsten Änderungen in den Ernährungsgewohnheiten können zum Klima- und Ressourcenschutz beitragen. Der World Wildlife Fund (WWF), die weltgrößte Umweltschutzorganisation, Greenpeace und zahlreiche Organisationen und Institutionen setzen sich für  nachhaltige Ernährung der Umwelt zuliebe ein. Sie organisieren Studien und Kampagnen, die das Thema in die breite Öffentlichkeit bringen.

Food Wave

Das versucht unter anderem auch das von der EU mitfinanzierte Projekt „Food Wave“ der Behörden aus Mailand, Italien, gemeinsam mit 29 Partnern aus 17 Ländern – darunter Spanien, Portugal, die Niederlande, Großbritannien, Griechenland, Rumänien. Sie sind bemüht, vor allem junge Leute als Aktivisten für die Umwelt zu motivieren. Alina Gabriela Andreiana ist eine von ihnen. Die 25-jährige Lehrerin aus Tartlau/Prejmer im Kreis Kronstadt/Bra{ov hat im Juli dieses Jahres an einem viertägigen Ferienlager in Neustadt/Cristian teilgenommen, wo Prinzipien einer ausgewogenen und umweltfreundlichen Diät vorgestellt wurden. Die Metropolagentur Kronstadt (AMB) Kronstadt veranstaltet dieses mehrtägige Treffen bereits zum dritten Mal. Regelmäßig schließt sie sich weltweiter Aktionen der „Food Wave“ an. Allein diesen Sommer hat sie zwei große Picknicks im öffentlichen Raum veranstaltet, wo lokale Produkte verzehrt und Informationen zu nachhaltigem, gesundem Essen verbreitet wurden.

Für Gabriela war das Ferienlager ein einmaliges Erlebnis, zumal sie konkret gelernt hat, wie sie durch minimalen Einsatz sich selbst und der Umwelt einen Riesengefallen tun kann. „Informationen zur nachhaltigen Ernährung kannte ich aus Medien, aber das Thema interessierte mich eher wenig. Durch die Workshops im Ferienlager, die konkreten Aktivitäten, das Verfolgen und Besprechen von Dokumentarfilmen und die Diskussionen habe ich nun konkret verstanden, wie wichtig es für unser Leben ist, bewusst zu handeln. Die Methoden gibt es, man muss sie nur kennen und anwenden“. Die vier Tage haben ihr gereicht, um an eine Umstellung zu denken und sie teilweise umzusetzen. Sie kauft nur noch saisonale Lebensmittel von lokalen Produzenten, um damit die Konservierungsstoffe und den langen Weg zu vermeiden, den Importprodukte haben. Bei einer Gartentour hat sie gelernt, aromatische Kräuter und Heilpflanzen zu erkennen und zu verwenden, aber auch Kompost zu machen, um so wenig Reste von Obst und Gemüse wie möglich wegzuwerfen. Sie unterstreicht die Bedeutung des bewussten Handelns eines jeden, weil es die Umwelt direkt beeinflusst. „In einem kurzen Film wurden uns die negativen Auswirkungen der falschen Entsorgung von altem Speiseöl gezeigt. Gelangt es in den Abfluss, kommt es zu Ablagerungen und womöglich zur Verstopfung des Abflusses oder des Kanals, die Rohre werden beschädigt und so kommt durch undichte Abwasserrohre verschmutztes Wasser in den Boden und ins Grundwasser. Das ist sehr schädlich. Seitdem sammle ich das Öl in einer Pet-Flasche“, erzählt Gabriela begeistert. Sie bringt ihr Altöl zu den Sammelstellen in Supermarktketten oder Tankstellen. Das Gelernte will die junge Frau nun an ihre Schüler in der Grundschule weitergeben.

„Unser Ziel ist es, junge Leute zwischen 15 und 35 Jahren zu informieren, auszubilden und dazu zu sensibilisieren, sich an einer globalen Transition zu einem nachhaltigen Ernährungssystem zu beteiligen“, sagt auch Alina Nicoar², Projektmanagerin von „Food Wave“ in der Stadt unter der Zinne. Das internationale Programm setzt auf junge Leute, die als Umweltaktivisten durch Straßenaktionen und digitale Kampagnen Informationen verbreiten, aber auch versuchen, die Entscheidungsträger zum Handeln zu beeinflussen, um den Übergang zu einem weltweit nachhaltigen Ernährungssystem bis 2030 zu erreichen“.
Wer informiert ist, verschwendet weniger

Im Ferienlager haben die Teilnehmer umweltfreundlich gelebt, was auch das Zubereiten der eigenen Nahrung mit eingeschlossen hat. Gemeinsam mit Küchenchef Elyas Leyra aus Kronstadt haben sie einfache vegane Speisen zubereitet. Gabriela Andreiana und Alina Nicoar² haben die Rezepte in ihren Alltag integriert und bereiten die neuen Gerichte manchmal für Freunde zu.

In seinen Workshops und Kursen, die er im ganzen Land abhält, ist Leyra bestrebt, auf eine bewusste, alternative und nachhaltige Ernährung aufmerksam zu machen. In dieser Hinsicht teilt er nicht nur Informationen über Zutaten und Zubereitung mit, sondern spricht über den Entstehungsprozess und den Transport von Lebensmitteln zu Märkten und Konsumenten. Kinder lädt er in seinen Werkstätten in Schulen ein, Samen zu ernten, sie mit Wasser und Liebe zu umsorgen und zu sehen, wie sie gedeihen. „So lernen sie, den gesamten Entstehungsprozess des Gemüses oder Obstes zu erleben und zu verstehen. Das lehrt sie Geduld und Dankbarkeit, für das, was sie bekommen“, erklärt der Koch. Wenn die Menschen verstehen, was alles nötig ist, damit wir gesund essen können, werden sie sich zweimal überlegen, ob sie mehr kaufen oder essen als nötig und ob sie überhaupt noch etwas davon wegwerfen. „Wer weiß, wie die Lebensmittel hergestellt werden, verschwendet nicht“, unterstreicht Leyra.

Für die Leser der ADZ hat Elyas Leyra einige Rezepte bereitgestellt, die sowohl für den Menschen wie auch für die Umwelt gesund sind.


Tomaten-Gazpacho
Für 6 Personen. Zubereitungszeit: 33 Minuten

Zutaten:
800 g reife Tomaten, 240 g Gurken (in Würfel geschnitten), 60 g Zwiebel, 1 rote Paprika, 3 Knoblauchzehen, 33 ml Olivenöl, 33 ml Essig, 1 TL Kümmel, frische Kräuter (klein gehackt), Salz und Pfeffer

Zubereitung:
Die Hälfte vom Gemüse grob schneiden und im Küchenblender fein pürieren. Den Rest klein hacken und Essig, Gewürze und Kräuter hinzugeben. Für 1-2 Stunden kalt stellen.

Kichererbsen-Aufstrich mit Paprika
Für 3 Portionen. Zubereitungszeit: 24 Minuten

Zutaten:
3 Paprika, 1 Dose gekochte Kichererbsen, 3 Knoblauchzehen, 3 EL Tahini (Sesampaste), Saft einer Zitrone, 1 TL Kreuzkümmel (gemahlen) und evtl. 1/2 TL Cayennepfeffer

Zubereitung:
Kichererbsen abtropfen lassen, die Flüssigkeit auffangen. Paprika waschen, Kerngehäuse entfernen, vierteln. Paprikaviertel häuten, z. B. mit kochendem Wasser übergießen, kurz darin ziehen lassen, herausnehmen und mit Hilfe eines Messers die Haut ablösen. Alle Zutaten im Blender pürieren, bis eine cremige Konsistenz entsteht. Wenn nötig, Flüssigkeit hinzugeben.

Mit Olivenöl, Paprikapulver, Nüssen und gehackten Kräutern dekorieren. Der Humus kann in einem luftdichten Behälter im Kühlschrank aufbewahrt werden und sollte innerhalb einer Woche aufgebraucht werden.

Schoko-Raw Bonbons mit Pfirsichsorbet
Für 6-8 Bonbons. Zubereitungsdauer: 60 Minuten

Zutaten:
150 g Datteln, 3 EL Kokosöl, 80 g Erdnussbutter (krokant), 150 g schwarze Schokolade, 330 g Pfirsich, in Scheiben geschnitten und tief gekühlt, 80 ml Kokosmilch, 60 ml Honig.

Zubereitung:
Datteln und 1 EL Kokosöl in einem Blender pürieren. Die Masse zu 6-8 Kugeln formen, in die Mitte eine kleine Vertiefung drücken. Auf Backpapier legen und in jede Vertiefung 1 TL Erdnussbutter hinzufügen. In einer Pfanne die klein gebrochene Schokolade und das restliche Kokosöl miteinander vermischen. Auf die Kugeln gießen und für 15-30 Minuten in die Tiefkühltruhe stellen.

Die tiefgekühlten Pfirsichscheiben mit der Kokosmilch und dem Honig cremig pürieren. Die Bonbons mit dem Püree genießen.

Nicht vergessen: auch die kleinste Geste zählt. Für die Umwelt und für uns selbst.