Wort zum Sonntag: Der Tanz, der immer modern bleibt

Ignaz Bernhard Fischer, Temeswar

Es gibt auf der Welt eine Unmenge von Tänzen. Jedes Volk hat seine arteigenen Volkstänze. Manche dieser Tänze setzen sich auch international durch. Lediglich Modetänze haben eine kurze Lebensdauer. Auf internationaler Bühne hat sich ein besonderer Tanz durchgesetzt. Er ist schon uralt und wird trotzdem für alle Zeiten der modernste Tanz bleiben: Der Tanz um das goldene Kalb! Er wurde zum ersten Mal von den Israeliten in der Wüste Sinai getanzt. Moses weilte auf dem Berg im Gespräch mit Gott. Das Volk forderte Aaron auf, ein Kalb aus Gold zu gießen. Das nötige Golderz wurde herangeschafft und daraus ein goldenes Kalb gegossen. Das Volk umtanzte dieses Kalb und rief: „Das ist dein Gott, der dich aus Ägypten herausgeführt hat!“

An diesem Tanz beteiligen sich seit seiner Entstehung Menschen aus allen Zeiten und Zonen, wo immer sie unter Gottes Himmel wohnen, die Erdenbürger aus allen Rassen und Klassen. Allerdings wird in unserer aufgeklärten Zeit kein goldenes Kalb aufgestellt. Wir sind viel fortschrittlicher und bauen dem Götzen „Gold-Geld“ großartige moderne Tempel: Banken und Geldinstitute. Der Götze „Geld“ muss nicht unbedingt aus Gold sein, er kann auch aus Papier hergestellt werden, nur muss er ein „Wertpapier“ sein. Geld ist ein besonderes Ding. Man sagt: Die größte Wonne bereite die Liebe, die schlimmste Angst schaffe der Tod. Doch das Geld zieht mit beiden gleich. Es kann die größte Wonne bereiten, aber auch die schlimmste Angst herbeiführen, je nachdem, ob man es gewinnt oder verliert.

Ein Geizhals hatte sein unter großen Entbehrungen zusammengescharrtes Geld in einer Grube unter einer mächtigen Eiche vergraben. Eines Tages kam ein Mann mit einem Strick zur Eiche. Der Verzweifelte wollte sich erhängen, weil er nicht mehr wusste, wie er sich und seine Familie ernähren sollte. Er befestigte den Strick an einem Ast der Eiche. Als er sich aufhängte, zerriss der Strick und er fiel in die Schatzgrube des Geizigen. Er öffnete die Blechkiste, sah sie gefüllt mit Goldmünzen und eine große Freude erfüllte ihn. Er nahm sie und ließ den Strick zurück. Nach einigen Tagen kam der Geizhals, sah die offene Grube und den Strick, damit erhängte er sich. Geld kann Lebensmut erzeugen, wenn man es gewinnt, und Verzweiflung gebären, wenn man es verliert.

Die alten Karthager opferten ihrem Götzen Moloch kleine Kinder. Dem Götzen „Geld“ wurden und werden noch immer Hekatomben von Blutopfern dargebracht. Wie viel wurde schon um Geldes willen gemordet und Kriege vom Zaune gebrochen? Männer verkaufen um Geld Ehre und Rechtssinn, viele Frauen ihren Leib. Warum? Die Antwort: „Weil man mit Geld alles kaufen kann!“ Stimmt das? Nein und abermals nein! Für Geld kannst du dir das Bett, aber nicht den Schlaf kaufen; Bücher, aber keine Intelligenz; Essen, aber keinen Appetit; leckere Speisen, aber kein gutes Gewissen; Glanz, aber nicht die Schönheit; Medikamente, aber nicht die Gesundheit; Luxus, aber keine Kultur; Zerstreuung, aber kein Glück; vergnügte Tage, aber nicht den Herzensfrieden; eine Religion, aber nicht die Erlösung; eine Fahrkarte zu jedem Reiseziel, aber nicht zum Himmel. Gerade die geistigen Güter, die uns erst zu Menschen machen, können wir nicht mit Geld kaufen. Eines aber können wir mit Geld: Wenn wir es mit Notleidenden teilen, gewinnen wir einen Schatz im Himmel.

Wir können einen Schatz besitzen, den weder Inflationen entwerten, noch „Dawai-Tschas-Soldaten“ rauben, noch Staatsdekrete enteignen können: unseren christlichen Glauben! Ihn vergleicht Christus mit einem Schatz im Acker und mit einer kostbaren Perle. Solche Schätze sollen wir suchen. Keine Angst: Gott verlangt nicht dein Hab und Gut. Eines aber fordert er: Tanze nicht um das goldene Kalb! Die Güter, die uns unser christlicher Glaube verheißt, sind bleibende Güter, die ihren Wert nie verlieren!