„In der Kirche wird oft Unnützliches getan!“ - das ist die Meinung vieler Menschen, die die Kirche mit menschlichen Maßstäben messen. Wir setzen uns am Sonntag in die Kirche, lesen aus einem alten Buch, beten und singen. Das bringt nicht nur nichts ein, sondern wir bezahlen dafür auch noch Geld. Und nur zu diesem Zweck haben unsere Vorfahren mit viel Anstrengungen diese Gebäude errichtet. Viele Gemeinden opfern auch heute viel Geld und Zeit, um nun diese wunderbaren Kirchenburgen zu erhalten. Kein Wunder, wenn manche Menschen den Kopf schütteln und sich abwenden.
Uns wird nun für diesen Sonntag eine Geschichte ans Herz gelegt, die uns zeigt, warum wir gerade beten und singen für richtig und sehr wichtig halten:
Auf den Missionsreisen des Apostels Paulus hat es für ihn und seine Mitarbeiter nicht nur gute, sondern auch schlechte Tage gegeben. Lukas berichtet uns, wie das Evangelium von Jesus Christus nach Europa kommt. In einer Nacht hat der Apostel Paulus eine Vision: Er sieht einen Mann aus Mazedonien, der ihn bittet: „Komm herüber und hilf uns!“ So machen sich Paulus und sein Gefährte Silas auf und kommen nach Philippi. So versammelte man sich am Sabbat draußen vor der Stadt, um Gottesdienst zu feiern. Hierher kommen nun Paulus und Silas und verkündigen die frohe Botschaft von Christus, dem auferstandenen Herrn. Hier lernen sie eine „gottesfürchtige Frau“ namens Lydia kennen, eine Heidin. Bei dieser Frau kommt es nun zur großen Entscheidung: Sie nimmt Jesus an und lässt sich mit all ihren Angehörigen taufen.
Auf dieses erfreuliche Erlebnis aber folgt nun etwas weniger Erfreuliches. Die beiden Apostel begegnen in der Stadt einer Sklavin, die von einem bösen Geist besessen war. Diese Frau verfolgt die beiden und ruft ihnen in aller Öffentlichkeit nach: „Ich weiß, wer ihr seid! Ihr seid Diener des höchsten Gottes!“ Diese Frau besaß die Begabung, wahrzusagen. Und daraus machte ihr Herr das große Geschäft. Was sie von den beiden Aposteln sagte, traf zu. Aber den beiden Männern war es unangenehm, dass diese Frau ihnen nachlief. Darum tut Paulus etwas, was sein Herr auch getan hat: Er wendet sich der Frau zu und befreit sie von dem bösen Geist, weil es nicht Gottes Wille ist, dass ein Dämon einen Menschen besitzt.
Aber diese Tat empört den Besitzer der Sklavin so sehr, dass er die beiden wegen Aufruhr anklagte. So werden Paulus und Silas geschlagen und ins Gefängnis geworfen. Wo war nun der gewaltige Herr, den sie verkündigt hatten?!
Da wird es Mitternacht: Gebetszeit. Paulus und Silas singen Lob- und Danklieder, so dass alle Gefangenen sie hören. Während sie noch beten und singen, ereignet sich ein Erdbeben; die Fesseln fallen ab, die Türen gehen auf! Der Kerkermeister befürchtet, dass nun alle Gefangenen fliehen. Wie erstaunt ist er aber, als er sieht, dass sie blieben - und somit sein Leben gerettet haben. Der Kerkermeister lädt nun die beiden Apostel in sein Haus ein und lässt sich taufen. Aus Gefangenen werden Ehrengäste.
Wie war den beiden Männern nach der Auspeitschung nach Singen zumute? Die beiden loben und danken Gott, weil sie das Vergangene nicht vergessen haben und in der Gewissheit leben, dass sie auch hier im Gefängnis nicht allein gelassen worden sind, sondern dass Jesus Christus bei ihnen ist. Diese Haltung der beiden könnte auch für uns ein gutes Beispiel sein.
Durch unsere Gebete erwachsen unheimliche Kräfte, die uns helfen, die Sorgen zu ertragen. Das, was hier in Philippi ein Ende zu sein schien, war ein herrlicher Anfang. Wir selbst haben es nach 1989, als man das sichere Ende unserer Kirche prophezeite, immer wieder erlebt, dass sich neue Türen auftun und Wege öffnen. Und das ist ein Grund zum Loben und dankbar zu sein. Auch unsere Vorfahren haben es für so wichtig gehalten, dass sie an jedem noch so kleinen Ort eine Kirche bauten, damit man dort Gott lobsingen und ihm für die erfahrene Hilfe danken kann.