Wort zum Sonntag: Weichensteller


Christus spricht im Evangelium vom Ende der Welt. Feierlich bekräftigt er seine Aussage: „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.“ Die Christgläubigen aller Schattierungen waren von jeher von der Wahrheit dieser Worte überzeugt. Am meisten aber beschäftigte sie die Frage, wann das Ende kommen wird. Die ersten Christen glaubten, es komme bald, sie würden es noch erleben, schienen doch Äußerungen aus Briefen der Apostel darauf hinzuweisen. Der Apostel Paulus schrieb an die Philipper: „Freuet euch, der Herr ist nahe!“ An die Korinther: „Der Herr kommt!“ Die letzten Zeilen des Neuen Testamentes klingen wie eine Verheißung: „Ja, ich komme bald!“ Kein Wunder also, dass die ersten Christen meinten, sie würden Augenzeugen des Weltendes werden. Sie wurden es nicht.

Im Jahre 1000 glaubten viele Menschen, jetzt komme das Ende der Welt und gerieten in Panik. Das Jahr 1000 ging vorüber und die Welt blieb bestehen. Im vergangenen Jahrhundert errechnete ein gewisser John Miller aus Amerika mit Hilfe von Prophezeiungen und Zahlen der Bibel das Ende der Welt. Das Ergebnis seiner Berechnung: Am 21. März 1843 gehe die Welt unter. Viele glaubten seiner Berechnung und so entstand die Sekte der Adventisten, d.h. die Gemeinschaft der auf die Wiederkunft Christi Wartenden. Aber der 21. März brachte nur ein fürchterliches Gewitter mit Blitzen, Donnerschlägen und sintflutartigem Regen. Das Gewitter zog ab, doch die Welt blieb bestehen.

Die Bibel kennt unsere heutige Zeitrechnung nicht. Diese wurde erst 400 Jahre nach Christus eingeführt. Es ist müßig, das Ende der Welt berechnen und die Zeit der Wiederkunft Christi aus der Bibel herauslesen zu wollen. Christus sagt: „Jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater.“ Ist es überhaupt wichtig zu wissen, wann das Ende der Welt kommt? Für dich und mich kommt das Ende dieser Welt an dem Tage, an dem wir die Augen für immer schließen. Hier kann man schon eine vernünftige Wahrscheinlichkeitsrechnung aufstellen. Dabei ist das Unvorhergesehene nicht einkalkuliert: Herzschlag, Hirnschlag, Krebs, Betriebs- und Verkehrsunfälle und viele andere Lebensverkürzer. Daraus ergibt sich folgendes Resultat: 1. Nichts ist so todsicher wie der Tod selbst. 2. Nichts ist so unsicher wie die Zeit, wann der Tod kommt. Wir müssen auch das Unvorhergesehene in Rechnung stellen, ansonsten werden wir eines Tages vom Gevatter Tod überrascht. Was geschieht dann mit uns?

Eine ängstliche Dame fuhr mit der Eisenbahn durch eine bergige Gegend. Die Linie hatte starkes Gefälle mit vielen Serpentinen. Wenn sie zum Fenster hinausblickte, sah sie dicht neben sich den tiefen Abgrund. Vor Angst bekam sie eine Gänsehaut. Besorgt fragte sie den Schaffner: „Ist keine Gefahr, dass der Zug entgleist?“ Der Mann beruhigte sie: „Keine Angst, wir haben dagegen Sicherungen eingebaut, an jedem Rad ist eine Bremse.“ Die Dame gab sich aber damit nicht zufrieden: „Wenn aber die Bremsen versagen?“ Der Beamte wusste auch darauf eine Antwort: „Dann gibt die Lokomotive Gegendampf und verhindert so das Hinabrutschen des Zuges.“ Doch auch diese Worte beruhigten die Dame nicht. „Wenn aber die Lokomotive defekt wird, was dann?“ Da sagte der Schaffner: „Dann fahren Sie in den Himmel oder in die Hölle, je nachdem, wie es in Ihrem Inneren aussieht!“

Auch wir sitzen im Zug unseres Laebens und fahren durch die Tage und Jahre unserer Lebenszeit. Wir machen uns keine Sorgen, denn auch in unseren Lebenszug sind Sicherungen eingebaut: Da ist die Gesundheit. Solange wir diese besitzen, droht keine Gefahr. Werden wir aber krank, dann tritt die zweite Sicherung in Funktion: Es gibt Medikamente gegen manche Krankheit, Krankenhäuser, mit den modernsten Apparaten ausgestattet, und es gibt gute Fachärzte. Sie alle haben aber nur für eine begrenzte Zeitdauer Erfolg. Sie können den Tod für einige Zeit aufhalten, aber nicht endgültig besiegen. Der Tod bleibt Sieger.

Seien wir die Weichensteller unseres Lebenszuges. Stellen wir die Weichen schon jetzt auf „Himmel“. Wenn auf unserer Lebensreise auch einmal alle Sicherungen versagen, unser Lebenszug wird sicher in den Endbahnhof „Himmel“ einlaufen.