Ende April kehrte ich im Schlafwagen des internationalen Corona-Nachtzugs aus Budapest nach Kronstadt/Brașov zurück. Mit mir im Abteil war Anja, eine 73-jährige Holländerin, die sich auf der Fahrt von Amsterdam ins Donaudelta befand. Die nette Dame erzählte mir von ihren Zugfahrten kreuz und quer durch Europa. Sie würde versuchen, nachhaltiger zu reisen und hat komplett auf das Fliegen innerhalb Europas verzichtet. „Sie hat Zeit”, dachte ich. Im Rentneralter kann man es sich leisten, drei Tage auf der Fahrt zu verbringen. Doch davor hat man keine Zeit für ausgedehnte Reisen. Trotzdem habe ich angefangen, mehr über Zugfahrten nachzudenken...
Eigentlich sind sie viel spannender sind als Flüge – besonders dann, wenn man aus dem Fenster schaut und schöne Landschaften an einem vorbeiziehen. Im Mai sind es goldgelbe Rapsfelder, saftig grüne Felder und Berge, die Spitzen noch mit Schnee bedeckt. Und viele Haltestellen mit Namen, die man noch nie gehört hat, an denen der Zug vorbeirast. Oft kann man auch Tiere betrachten – ich erinnere mich daran, dass ich einmal in Sinaia einen Bären aus dem Zug gesehen habe. Außerdem kann man lesen, arbeiten und interessante Leute kennenlernen.
Als ich dann nach ein paar Wochen nach Österreich musste, buchte ich keinen Flug mehr. Im Schlafwagen des Dacia-Zugs Bukarest-Wien war die Reise angenehmer als ich es mir vorgestellt habe. Um 5.23 Uhr fuhr ich aus Kronstadt ab und war am nächsten Vormittag kurz nach 8.30 am Wiener Hauptbahnhof. Außer der Tatsache, dass man um zwei Uhr nachts an der Grenze aus dem Tiefschlaf aufgeweckt wird, ist es eine gemütliche, schöne Fahrt. Dann beschloss ich, auf Strecken unter 1000 Kilometern nicht mehr zu fliegen. Die nächste Reise geht dann über Budapest nach München – nur mit dem Zug. Es gibt aber auch andere Methoden, um den Urlaub nachhaltig zu gestalten.
Für viele Rumänen geht es in den kommenden Sommerferien ins Ausland, und viele steigen ins Flugzeug. Die meisten wünschen sich beim Buchen eines Urlaubs ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und ein gut erreichbares Reiseziel. Umweltfreundlichkeit spielt eine eher geringe Rolle. Umweltbewusstes Handeln ist nicht nur beim täglichen Einkaufen gefragt, sondern auch beim Reisen. Öko-Tourismus ist ein Trend, der immer beliebter wird. Denn Reisen und die Umwelt zu schützen muss sich nicht komplett ausschließen. Laut der Welttourismusorganisation UNWTO fallen rund fünf Prozent der globalen CO2-Emissionen auf den Tourismus. Deshalb ist es wichtig, bei der Urlaubsplanung seinen ökologischen Fußabdruck im Blick zu haben. Hier ein paar Tipps, die man beim Reisen beachten kann, um der Umwelt einen Gefallen zu tun.
Umweltbewusstes Reisen fängt beim Packen an
Auch wenn sie nur für eine Woche verreisen, stopfen viele ihre Koffer voll und nehmen den halben Kleiderschrank mit in den Urlaub. Dann machen sie sich darüber lustig, dass sie nur zwei oder drei Kleidungsstücke getragen haben. Viele denken gar nicht daran, dass das stark umweltbelastend ist. Wer minimalistisch packt, tut der Erde etwas Gutes. Denn je weniger der Koffer und somit das Flugzeug wiegt, desto weniger Kerosin wird verbraucht und desto weniger CO2 in die Luft geblasen. Also: besonders im Sommer beim Strandurlaub braucht man weniger Kleidung, als man denkt. Für Schuhe oder schmutzige Wäsche könnte man statt Plastiktüten wiederverwendbare Jutebeutel benutzen.
Ebenfalls sollte man darüber nachdenken, weniger Müll zu produzieren. Wer nur mit Handgepäck fliegt, muss Pflegeartikel in Reisegröße, also bis zu 100 Milliliter, beschaffen. Statt diese jedesmal neu zu kaufen, kann man sie mit regulären Produkten wieder aufzufüllen. Das spart nicht nur Geld, es ist auch umweltfreundlich.
Man sollte auch darüber nachdenken, mehr umweltbewusste Produkte zu kaufen – zum Beispiel festes Shampoo und Produkte in Holzverpackungen. Für den Sommerurlaub greift man am besten zu umweltfreundlichem Sonnen- und Insektenschutz. Es gibt mittlerweile eine Reihe haut- und umweltverträglicher Sonnencremes und Insektenschutzmittel. Somit wird eine Überdosis Chemie auf dem Körper vermieden – und damit auch im Meer- oder Seewasser.
Was man vor der Reise beachten sollte
Bevor man in den Urlaub fährt, müsste man dafür sorgen, zu Hause alles so zurückzulassen, damit nicht unnötig Strom oder Wasser verbraucht wird: Überall das Licht ausknipsen, alle Stecker aus der Steckdose ziehen und die Mehrfachsteckdosen ausschalten. Falls man im Winter verreist, soll man die Heizung niedrig stellen. Ganz abschalten ist keine gute Idee – dann müssen nämlich die Räume bei der Rückkehr komplett neu aufgeheizt werden, das verbraucht mehr Energie. Fenster sollten richtig geschlossen werden, denn falls im Winter kalte Luft ins Zimmer kommt, muss man bei der Rückkehr noch mehr heizen. Auch wenn Kühlschrank und Kühltruhe in den meisten Fällen angeschaltet bleiben, sollten alle anderen stromziehenden Geräte ausgeschaltet sein.
Das richtige Verkehrsmittel
Fliegen ist die schädlichste Tätigkeit, welche eine Privatperson ausüben kann. Flugzeuge stoßen in großer Höhe Treibhausgase wie Stickoxid oder Kohlendioxid und Wasserdampf aus. In den sensiblen, oberen Atmosphärenschichten richten diese noch größeren Schaden an, als unten auf der Erde – und das Jahrhunderte lang. Indem sie eine isolierende Schicht rund um die Erde bilden, tragen sie dazu bei, dass die Sonnenwärme weniger gut abgestrahlt wird, und verstärken so den Treibhauseffekt. Natürlich ist es heutzutage schwer, gar nicht zu fliegen. Und viele wunderschöne Orte sind nur mit dem Flugzeug erreichbar. Doch könnte man zumindest versuchen, auch Feriendestinationen zu wählen, die mit dem Zug oder dem Bus gut erreichbar sind. Für entferntere Ziele gibt es zudem Nachtzugangebote. So können viele Kurzstreckenflüge vermieden werden. Rechnet man die Zeiten für die Fahrt zum Flughafen, den Check-in, das Boarding und die Wartezeiten mit ein, dann macht es außerdem zeitlich oft wenig Unterschied, ob man mit dem Zug oder dem Flugzeug reist. Zudem bedeutet eine Zugreise weniger Stress für unseren Körper als ein Flug.
Auch der Bus ist eine umweltschonende Alternative. Bei FlixBus kann man schon bei der Buchung einen Klimaschutzbeitrag leisten. Je mehr Personen reisen, desto mehr relativiert sich der Verbrauch auch bei der Anreise mit dem Auto – ist dieses vollbesetzt, ist der CO2-Ausstoß fast identisch wie bei einem fast leeren PKW. Alternativ kann man Carpooling-Plattformen wie BlaBlaCar benutzen, um Fahrgemeinschaften zu bilden und neue Leute kennenzulernen. Innerhalb der Städte kann man öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder Fahrräder ausleihen. Ebenfalls sollte die Dauer der Reise der Entfernung angepasst werden. Flüge unter 1000 Kilometer können leicht durch andere Verkehrsmittel ersetzt werden. Ab 1000 Kilometern sollte man mindestens acht Tage und ab 2000 mindestens 15 Tage Aufenthalt einplanen.
Essen, Wohnen, Einkaufen
Pizza in Griechenland? Burger in der Türkei? Mc Donalds in Italien? Erdbeeren im Ski-Urlaub? Das klingt nicht spannend. Im Urlaub sollte man natürlich die lokale Küche ausprobieren. So lernt man die Region besser kennen und leistet einen Beitrag für die Umwelt. Denn regional und saisonal essen tut auch der Umwelt gut.
Man kann selbst dazu beitragen, dass Hotels umweltbewusster agieren: Dafür reichen oft kleine Handlungen wie der Verzicht auf täglich frische Handtücher. Man sollte ebenfalls versuchen, den Wasserverbrauch zu reduzieren, vor allem im Sommer und in heißen Regionen.
Bei jeder Reise gehört eine Shopping-Tour mit dazu. Doch bevor man das eine oder andere exotische Souvenir kauft, sollte man besser zwei Mal nachdenken. Der Kauf vieler Souvenirs fördert das illegale Geschäft und die Ausrottung seltener Arten und schadet der regionalen Wertschöpfung mehr als er ihr nützt. Zum Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten existieren nationale Gesetze sowie internationale Abkommen (CITES). Informieren Sie sich vor einem Kauf.