Aufführung über den Freikauf der Rumäniendeutschen am DSTT

„Menschen. Zu verkaufen“ – Premiere Mitte April

Temeswar – Mitte April ist Zeit für eine neue Premiere am Deutschen Staatstheater Temeswar/Timișoara (DSTT). Das gleichzeitig umstrittene und leidvolle Thema des Freikaufs der Rumäniendeutschen und deren Anreise in die Bundesrepublik Deutschland in der Zeit des Ceaușescu-Regimes rückt diesmal in den Vordergrund. Die Autorin Carmen Lidia Vidu unterzeichnet die neue Inszenierung „Menschen. Zu verkaufen“. Die Premiere geht am 14. April, um 19.30 Uhr, über die DSTT-Bühne. Teil der Besetzung sind folgende Schauspieler: Ioana Iacob, Oana Vidoni, Daniela Török, Alexandru Mihăescu, Harald Weisz, Robert Bogdanov-Schein.

Carmen Lidia Vidu wurde mit dem Regiepreis des rumänischen Theaterverbands (UNITER) für das Jahr 2020 ausgezeichnet. Die Regisseurin arbeitete erstmals 2018 am DSTT. Ihre Aufführung „Tagebuch Rumänien. Temeswar“ stieß beim Publikum auf großes Interesse und wurde auch im Ausland gezeigt. Diesmal „habe ich mir eine schwierige Aufgabe gestellt: Aus einem geschichtlichen Vorgang eine Inszenierung zu entwickeln“, so Carmen Vidu.

„Die Akten zur operativen Personenkontrolle und zu operativen Vorgängen zeigen, welche Schikanen Menschen erdulden mussten, die ausreisen wollten: Sie wurden eingeschüchtert, zuhause sowie am Arbeitsplatz beobachtet, sie verloren ihren Arbeitsplatz. Der Geheimdienst Securitate trat Menschenrechte mit Füßen, darunter auch das Recht auf Reisefreiheit. Oft wurden Besitzer von Immobilien unter Druck gesetzt und waren genötigt, mit Hilfe gefälschter Papiere Häuser und Wohnungen Securitate-Offizieren zu überlassen. Rumänien war zur Zeit des Kommunismus ein terroristischer Staat, der seine Bürger als Geiseln nahm. Kann man jemand wirklich retten, der wie eine Ware behandelt wird? Welches ist unser Verhältnis zur Geschichte? Kann man mit einem Diktator verhandeln? Dieses sind einige Fragen der Aufführung. Ich habe mich für den Titel ´Menschen. Zu verkaufen´ entschieden, weil er die Frage stellt: ‘Welches ist mein Preis?’, ‘Wieviel würdest du für dein Leben bezahlen?’“, erzählt die Regisseurin.

Ende der 60er Jahre wurde zwischen Rumänien und der Bundesrepublik Deutschland eine vertrauliche Vereinbarung geschlossen. Die Vertreter des rumänischen Geheimdienstes Securitate verhandelten im Auftrag des Diktators Nicolae Ceau{escu ein Kopfgeld für jeden Angehörigen der deutschen Minderheit, den man ausreisen ließ: Für Menschen der Kategorie A, die nicht unter die nächstfolgenden Kategorien fielen, 1700 D-Mark, für Menschen der Kategorie B, die über eine Ausbildung verfügten, 5000 D-Mark, und für Menschen der Kategorie C, die ein Studium abgeschlossen hatten, 10.000 D-Mark. Bis Ende 1989 verließen etwa 220.000 Rumäniendeutsche das Land, wobei der geforderte Preis stieg oder „angepasst“ wurde. In ähnlicher Weise wurden auch die Angehörigen der jüdischen Minderheit verkauft.

„Mit der Inszenierung ´Menschen. Zu verkaufen´ will das DSTT vor allem jüngeren Generationen die menschenverachtende, zynische Ideologie der kommunistischen Diktatur vor Augen führen“, heißt es seitens des deutschen Staatstheaters.
Nach der Premiere am 14. April geht die Aufführung noch am 18. und 28. April über die Bühne. Karten sind an der Theaterkasse  in der  Alba Iulia-Straße, Nr. 2 sowie online auf der Webseite des Theaters www.deutschestheater.ro erhältlich.