Auseinandersetzung mit der Zukunft

Klausurtagung des Deutschen Forums in Hermannstadt

Nathalie Höniges, Kulturreferentin des DFDR, und Thomas Șindilariu stellen dem Plenum die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Kultur und Medien vor. Eine ihrer Empfehlungen: das Forum benötigt einen hauptamtlichen Pressesprecher. Die gleiche Anregung kam auch aus der Arbeitsgruppe Politik.
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Fragen nach der Zukunft des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) sowie der deutschen Minderheiten in Rumänien, ihrer Vertretung in der Kommunalpolitik, aber auch landespolitische Aufgabenfelder wurden während einer Klausurtagung des DFDR, am 8. und 9. Dezember in Hermannstadt/Sibiu, diskutiert. „Das Auseinandersetzen mit der Zukunft ist in jedem Punkt der Vereinsarbeit notwendig“, sagte Benjamin Józsa, Geschäftsführer des DFDR, der die Veranstaltung zusammen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung organisierte.

„Wir haben in den letzten Jahren sehr darauf fokussiert, die dringenden Sachen zu erledigen, wie die Wahlen. Dabei sind andere Aspekte ins Hintertreffen geraten, miteinander und mit der Basis zu sprechen; herauszustellen, wofür das Forum steht; zu fragen, ob die Angebote des Forums noch zeitgemäß sind und in welche Richtung wir uns entwickeln wollen. Was sind unsere Schwerpunkte? Sind es immer noch die Schwerpunkte wie vor 25 Jahren?“, erklärte Józsa zur Notwendigkeit der Klausurtagung, und fügt an: „Mit einer immer kleiner werdenden Minderheit und dementsprechend immer weniger Forumsaktiven versuchen wir eine Arbeit zu machen, die manchmal auch unsere Kräfte übersteigt und deswegen sind Dinge, wie die programmatische Arbeit, ins Hintertreffen geraten, für die braucht man Zeit und Muße.“

Den Grundsatzvortrag „Wo steht, was will das Forum“ hielt DFDR-Vorsitzer Dr. Paul-Jürgen Porr. Seine Kernaussage: „Damit wir trotz unserer geringen Anzahl, die der Bevölkerung eines Stadtviertels entspricht, weiter wahrgenommen werden, müssen wir uns um das Gemeinwohl auch unseres Umfeldes bemühen. Auch wenn wir ein Interessenverband unserer Minderheit sind, müssen wir uns, unserer Tradition gemäß, auch um unsere andersnationalen Mitbürger kümmern, wir müssen über den eigenen Tellerrand hinausschauen.“ Im Anschluss sprachen der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț zum Thema „Die Rumäniendeutschen im Fokus – Grundzüge der DFDR-Politik“ und Olivia Schubert, stellvertretende Vorsitzerin der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, zu „Von der Chance der Strategieprozesse“. Die Ungarndeutschen hatten bereits zwischen 2014 und 2016 eine Grundsatzdiskussion geführt, die mit dem Leitspruch „Steh dazu!“ und der Broschüre „Strategie der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen bis 2020“ abgeschlossen wurde und die Leitlinien ihres politischen und gesellschaftlichen Handelns darlegt.

Am Samstag, dem zweiten Klausurtag, wurde in den Arbeitsgruppen Jugend, Kultur und Medien, Schule sowie Politik diskutiert und analysiert, um am Ende des Tages Ergebnisse im Plenum vorzustellen.

In der Arbeitsgruppe Jugend, die sich aus Mitgliedern zusammensetzte, die sowohl direkt in der Jugendarbeit des Forums aktiv sind, als auch aus Mitgliedern, die mit der Jugendarbeit nur punktuell in Berührung kommen, wurde zunächst die aktuelle Situation betrachtet und „festgehalten, was von der Jugendarbeit des Forums wahrgenommen wird“, erklärte Andrea Rost, die die Arbeitsgruppe zusammen mit Winfried Ziegler leitete. Im Verlauf der Diskussionen stellte sich dabei heraus, „dass es erhebliche Lücken in der Wahrnehmung der Jugendarbeit des Forums gibt“. Eine der Schlussfolgerungen, so Rost, ist die Notwendigkeit, das Angebot attraktiver zu gestalten und jeder lokalen Jugendgruppe einen Referenten zur Seite zu stellen.

Die Arbeitsgruppe Kultur und Medien widmete sich den vier Schwerpunkten: materielles Kulturerbe, bildende Kunst und Literatur, Sprache und Identität sowie den Medien. Geleitet sowie vor- und nachbereitet wurde sie von Nathalie Höniges und Thomas Șindilariu. Der Vorschlag der Arbeitsgruppe an die deutschsprachigen Medien ist eine stärkere Vernetzung der Journalisten und Redakteure untereinander sowie die Einführung eines deutschsprachigen Pressetages, um den Austausch zwischen den Journalisten zu stärken, aber auch die Sichtbarkeit deutschsprachiger Medien zu erhöhen. Dem DFDR schlagen die Teilnehmer vor, Deutschkurse für sympathisierende Forumsmitglieder anzubieten sowie einen hauptamtlichen Pressesprecher anzustellen. Im Bereich der Kunst muss die Art und Weise, wie diese übermittelt wird, neugestaltet werden. Sie soll nicht nur statisch sein, sondern muss zum Leben erweckt werden, so Höniges und Șindilariu. Möglich ist die aktive Nutzung von Veranstaltungsorten durch Live-Theateraufführungen.

„In der Arbeitsgruppe Schule und Bildung haben wir uns auf das Thema Schule und schulische Bildung konzentriert, die Erwachsenenbildung wurde ausgeklammert“, erklärte Gerold Hermann, der die Diskussionen zusammen mit Monika Hay geleitet hat. Anders als die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen ist das DFDR nicht selbst Schulträger, daher besteht auf lokaler Ebene eine politische Abhängigkeit. Zu den identifizierten Schwächen des deutschsprachigen Schulwesens zählen der Mangel an deutschsprachigen Lehrern; die schlechte Bezahlung der Lehrer; der Stress und Erwartungsdruck, dem die Lehrer ausgesetzt sind; der geringe Bezug deutschsprachiger Lehrer zur Tätigkeit des Forums sowie die beschränkten Befugnisse der Schulleitungen bei der Lehrereinstellung. Hermann konstatiert: „Die Probleme liegen in den Umsetzungsbestimmungen des recht minderheitenfreundlichen gesetzlichen Rahmens und dann natürlich in der Praxis vor Ort.“

Die Politik-Arbeitsgruppe, die mit Abstand teilnehmerstärkste, wurde von Dr. Dr. Martin Sieg, dem Leiter der Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Rumänien und Moldau, geleitet. „Alle Beteiligten waren sich einig, dass das Forum eine nationale Verantwortung übernehmen sollte, gerade wegen der Brückenfunktion, die unsere lokalen und nationalen Politiker haben“, so der Kronstädter Stadtrat Cristian Macedonschi, der die Ergebnisse im Plenum präsentierte. Zu den großen Schwächen, welche die Arbeitsgruppe identifiziert hat, zählen die interne Kommunikation und die überregionale Vernetzung zwischen den Mandatsträgern. Dem gegenüber steht die gute Expertise des Forums, mit Spezialisten in allen Bereichen, die einen außerordentlich guten Ruf haben. Aus der Stärken-Schwächen-Analyse wurden drei Maßnahmen identifiziert, die für die Entwicklung und die Neupositionierung des Forums notwendig sind: Verbesserung der Kommunikation, Jugend- und Nachwuchsarbeit sowie die Gründung von Arbeitskreisen. Die Arbeitskreise sollen entstehen, „um die Entwicklung des Forums zu gewährleisten“ und „die wichtigsten nationalen und regionalen Themen zu bearbeiten“, so Macedonschi.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden jetzt aufbereitet, zusammengefasst und in einer kleinen Tagungsbroschüre veröffentlicht, erklärt Benjamin Józsa. Anschließend soll das Papier in den Gremien des DFDR, im Vorstand und in den Regional- und Lokalforen besprochen werden. Notwendig ist auch, dass in der Zukunft noch weitere Themen besprochen werden, sagte DFDR-Geschäftsführer Józsa. „Wir müssen uns über unsere Verwaltung unterhalten, wir müssen uns über Liegenschaftsverwaltung unterhalten, wir müssen über Soziales reden, das Thema Soziales blieb ja fast ganz ausgeklammert. Es gibt noch eine ganze Reihe an Fragen, über die wir uns mal unterhalten müssen und es wird noch weitere Themen geben, die von der Basis an uns herangetragen werden.“ Das Ziel soll sein, so Józsa, „ein erfassbares Ergebnis vorzustellen, wie es auch die Ungarndeutschen vor ein paar Jahren gemacht haben.“