Baskisches Lied in slowenischer Villa

MIDAS zeichnet Journalisten für ihre publizistischen Verdienste um nationale Minderheiten aus

Amtsübergabe: Martxelo Otamendi folgt auf Edit Slezák Fotos: Carlo Sclauzero

Die Preisträger: Milan Rakovac (links; Otto-von-Habsburg-Preis) und Urtzi Urkizu (Midas-Preis).

Gruppenfoto in Nova Gorica/Gorizia/Görz. Dass die Kulturhauptstadt Europas 2025 im Grenzgebiet zwischen Slowenien und Italien liegt, war für MIDAS Anlass, die Jahrestagung dort abzuhalten.

Nova Gorica/Gorizia/Görz. Dass die Kulturhauptstadt Europas 2025 im Grenzgebiet zwischen Slowenien und Italien liegt, war für die Europäische Vereinigung der Minderheiten-Tageszeitungen (MIDAS) Anlass genug, ihre Jahrestagung dort abzuhalten. Dabei wurden Journalisten ausgezeichnet, die sich mit ihrer Berichterstattung über Minderheiten Verdienste erworben haben. 

Einer der Höhepunkte war die Dankesrede des MIDAS-Preisträgers Urtzi Urkizu Adrián (50): Der langjährige Journalist der ausschließlich in baskischer Sprache erscheinenden Tageszeitung „Berria“ schloss seine Ansprache mit einem Bertso, einem gesungenen Gedicht in baskischer Sprache ab – eine exotische Darbietung zwischen den Mauern der Villa Vipolze, die unweit der Grenze zu Italien in den malerischen Hügeln des slowenischen Karsts steht. 
Urtzi Urkizu hat seine journalistische Laufbahn 1999 bei „Euskaldunon Egunkaria“ begonnen. Nachdem diese von der spanischen Justiz 2003 geschlossen wurde, weil ihr (zu Unrecht) vorgeworfen wurde, die baskische Terrororganisation ETA zu unterstützen, schrieb Urkizu für die Nachfolgezeitung „Berria“. Er ist nicht nur als Journalist, sondern auch als Dichter, Drehbuchautor und Dokumentarfilmer bekannt. „Es sind schlechte Zeiten für die Vielfalt. Ich fordere daher die europäischen Institutionen auf, die Medien in Minderheiten- und Regionalsprachen zu unterstützen. Der unabhängige Journalismus in diesen Medien macht Europa reicher, freier und demokratischer“, sagte Urkizu in seiner Ansprache.

„Er zeigt besondere Sensibilität, indem er sich bemüht, seinen Lesern die Realität vieler Medien, die in Minderheitensprachen veröffentlicht werden, nahezubringen“, betonte der neue MIDAS-Präsident Martxelo Otamendi in seiner Laudatio. 

Mit dem Otto-von-Habsburg-Preis wurde Milan Rakovac (84) ausgezeichnet. Der Schriftsteller, Dichter, Publizist und Übersetzer stammt aus Istrien und lebt in Agram/Zagreb. In seiner publizistischen Tätigkeit ist er vor allem mit der Tageszeitung „Glas Istre“ verbunden. Seine Arbeit hat den nordadriatischen Raum zum Thema, in dem Menschen italienischer, kroatischer und slowenischer Muttersprache leben.

„Rakovac‘ schreibt vom Zusammenleben, von Mehrsprachigkeit und interkultureller Identität; seine Arbeit ist vor allem von Antifaschismus geprägt“, sagte Igor Devetak, der Chefredakteur der slowenischsprachigen Tageszeitung „Primorski Dnevnik“, in seiner Laudatio. Die Zeitung der slowenischen Minderheit in Italien hat die MIDAS-Tagung organisiert. 

„Wer kümmert sich noch um kleine Sprachen?“, fragte Rakovac in seiner Ansprache und gab auch die Antwort: „Nur wir selbst. Wir sind die letzten Verteidiger einer einzigartigen Kultur Europas.“ 

„Sprache ist Teil unserer Identität; sie formt die Art unseres Denkens. Diejenigen, die mehrere Sprachen sprechen oder zumin-dest verstehen, werden sich leichter tun, andere Völker und Kulturen zu verstehen. Aber diese sprachliche Vielfalt steht unter Druck, und deshalb ist die Arbeit von Midas so wichtig“, hatte Karl von Habsburg in einer Grußbotschaft betont, die von Midas-Generalsekretär Marc Röggla verlesen wurde. Sein Vater Otto von Habsburg hatte die MIDAS nicht nur als Pate des gleichnamigen Preises seit jeher unterstützt.  


Wechsel an der MIDAS-Spitze
Der Baske Martxelo Otamendi wurde bei der Generalversammlung zum neuen MIDAS-Präsidenten gewählt. Er folgt auf Edit Slezák; die Ungarin aus der Slowakei war MIDAS seit 2013 vorgestanden. Otamendi und Slezák sind ebenso MIDAS-Gründungsmitglieder wie Bojan Brezigar, der frühere Chefredakteur von „Primorski Dnevnik“, und Toni Ebner, der frühere „Dolomiten“-Chefredakteur, der nicht an der Generalversammlung teilnehmen konnte. Alle vier waren von Beginn an Vorstandsmitglieder bzw. Präsidenten. Otamendi drückte allen dreien den Dank von MIDAS für ihren langjährigen Einsatz aus. 


Das Netzwerk MIDAS
Die Europäische Vereinigung von Tageszeitungen in Minderheiten- und Regionalsprachen (Midas) wurde 2001 gegründet. 28 Tageszeitungen aus 12 Staaten gehören Midas an. Ziel ist, gemeinsam Strategien zu entwerfen und die Zusammenarbeit beim Austausch von Informationen, bei Druck und Marketing zu fördern. Dieser Bericht entstand im Rahmen dieser Zusammenarbeit.