Seit Jahren schon zählt der Banater deutsche Autor Richard Wagner zu den herausragenden Stimmen der rumäniendeutschen und deutschen Gegenwartsliteratur.
Sein umfangreiches und vielfältiges Lebenswerk, entstanden in einer bemerkenswerten literarischen Laufbahn von 1969 bis 2016, ist nun Thema eines Großprojekts am Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas München. Sein Vorlass , der seit 2013 an diesem Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS) aufbewahrt wird, soll nun archiviert werden. Wagners Werk, eine der bedeutendsten Sammlungen des Instituts, enthält literarische, journalistische und essayistische Werke, Korrespondenz, Manuskripte, Werkfassungen, Recherchematerial, Notizen, Fotos und Lebensdokumente. Seit 2015 wird der Bestand im Rahmen eines von der Bundesregierung geförderten Projekts nach wissenschaftlichen und archivarischen Gesichtspunkten erschlossen, geordnet, um anschließend öffentlich zugängig gemacht zu werden. Der Bestand soll in den Kalliope-Verbundkatalog, eine zentrale Datenbank für Nachlässe und Autografen, integriert werden. Durchgeführt wird das Projekt von der Literaturwissenschaftlerin Cristina Rossi M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Augsburg.
Zwecks der weiteren Rezeption von Wagners Werk möchte das IKGS heuer zwei weitere Projekte durchführen. Erstens ist ein wissenschaftlicher Gesprächsband mit Wagner in Vorbereitung. Das Buch soll den Literaturwissenschaftlern als Anknüpfungspunkt für die Rezeption von Wagners Werk, den Lesern als informativer Lektüreschlüssel dienen. Der Band, Herausgeberin ist Cristina Rossi, erscheint voraussichtlich im Frühling 2017.
Richard Wagners Bedeutung für die deutsche und rumäniendeutsche Literatur soll außerdem vom IKGS heuer, am 20.-22. Oktober in Temeswar im Rahmen der Konferenz "Germanistik zwischen Regionalität und Internationalität- Internationale Tagung 60 Jahre Temeswarer Germanistik" untersucht werden.
Der in Lowrin 1952 geborene Richard Wagner debütierte schon 1969 mit Gedichten in der Tageszeitung „Neuer Weg“. Der Temeswarer Germanistik-Student gründete gemeinsam mit anderen jungen Banater Autoren 1972 die Autorengruppe „Aktionsgruppe Banat“, die 1975 von der Securitate zerschlagen wurde. Der Deutschlehrer und Journalist gehörte als Autor darauf dem AMG-Literaturkreis Temeswar an. 1983 verlor er seine Stelle als Journalist, 1987 siedelte er mit der damaligen Gattin, Herta Müller, nach Deutschland aus. Seitdem lebt er als Schriftsteller und freier Journalist in Berlin. Sein Werk umfasst zahlreiche preisgekrönte Romane, Kurzprosabände, Lyrikbände und essayistische Schriften. Sein letzter Roman „Herr Parkinson“ erschien 2015 bei Knaus München. Unter seinen zahlreichen Auszeichnungen seien erwähnt: 1981-Lyrikpreis des Rumänischen Schriftstellerverbandes, 1989-Deutscher Sprachpreis, 2008-Georg-Dehio-Buchpreis, 2011- Donauschwäbischer Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg, Ehrengabe für sein Gesamtwerk, 2014-Verdienstkreuz am Band des Verdienstordens der BRD.