„Der Ruf der Heimat war lauter“

Mit der „Hermanniade“ wurde ein besonderer Poesie-Abend gestaltet

Cristina Blaga-Tomu{ und Roger Pârvu bestreiten die „Hermanniade“. Die Abstimmung der Texte auf Deutsch und Rumänisch und das Konzept zum Poesie-Abend stammten von den beiden Vortragenden. Foto: Aurelia Brecht

„Was wären wir ohne Gedichte?“ So leitete der Direktor des Hermannstädter Forschungsinstituts für Geisteswissenschaften, Dr. Rudolf Gräf, zur Veranstaltung ein, die Mitte Mai unter dem Titel „Hermanniade“ in der Bibliothek des Instituts stattfand. „Eine Stadt wie Hermannstadt hat seine Gedichte, es hat seine Autoren.“ Diese sollten an diesem Abend eine Stunde lang im Fokus stehen.

Dr. Andreea Dumitru-Iacob betonte in ihrem Grußwort, dass es bereits zur Tradition geworden sei, sich in der Bibliothek des Geisteswissenschaftlichen Instituts zu treffen, um sich der Literatur zu widmen: „Wir dürfen auf zwei Jahre und vier Veranstaltungen zurückblicken und uns darüber freuen, dass es eine Zukunft für diese Eventreihe gibt. Das Besondere an diesem Abend ist die Zusammenarbeit mit dem Verein ´EKult´, dem wir für die finanzielle und logistische Unterstützung danken wollen.“

Schließlich leitete Andreea Dumitru-Jacob anhand von Eckdaten ihrer eigenen Biografie zu Thema und Anliegen des Poesie-Abends über: Im Jahr 2004 habe sie zunächst ein DAAD-Stipendium für Deutschland erhalten. Nach diesem Aufenthalt kehrte sie trotz Auswanderungsgedanken in ihre Heimatstadt nach Siebenbürgen zurück. Schließ-lich, im Jahr 2011, habe sich erneut die Chance ergeben, nach Deutschland zu gehen. Auch nach diesem Aufenthalt kehrte sie wieder nach Hermannstadt zurück: „Der Ruf der Heimat war lauter. Siebenbürgen rief, Hermannstadt rief nach mir. Hier wurde ich geboren, hier bin ich aufgewachsen, hier lebe ich nun – in der Stadt meiner Sehnsucht. Dieser Stadt, der alten Siebenbürgischen Burg, der roten Stadt, wie sie in der Geschichtsschreibung bekannt ist, der Stadt der vielen Türme, dem multikulturellen Hermannstadt ist nun dieser Abend gewidmet.

Hermannstadt ist pulsierendes Leben mit Menschen aus Fleisch und Blut, die hier an wichtigen Erfahrungen reicher werden. Hermannstadt ist Bausubstanz und Geschichte zugleich, Vergangenheit, Gegenwart und für die meisten hier Zukunft. Zeitlos in seiner Zeit. Hermannstadt ist Heimat und Fremde zugleich, Bekanntes und Unbekanntes, ein immer neu zu entdeckendes Geheimnis. Diese Veranstaltung heute ist ein literarisches Herangehen an dieses Geheimnis. Die Stadt soll von Ihnen – als Publikum – aus einer anderen Perspektive erfahren werden – aus dem Blickwinkel des Dichters und dem des Vortragenden.“

Die Gedichtcollage, die an diesem Abend von Cristina Blaga-Tomu{ und Roger Pârvu vorgetragen wurde, gab den Anwesenden einen Einblick in die literarische Welt Hermannstadts und nahm sie mit auf eine faszinierende literarische Reise durch die Stadt mit ihren malerischen Orten, ihren Menschen und ihren verschiedenen Epochen. Die Gedichtauswahl umfasste Texte von rumäniendeutschen und rumänischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, wie Wolf von Aichelburg, Mircea Iv²nescu, Franz Hodjak, Frieder Schuller und Nora Iuga.