Die Zinnenburg als Sehenswürdigkeit

Ein Bonus zur geschützten Natur und zu wunderbaren Aussichtsmöglichkeiten

Das Modell der Brassovia-Burg ist in der Talstation der Zinnen-Drahtseilbahn ausgestellt.

Die Ruinen der Burgmauer so wie sie heute noch zu erkennen sind.

Ruinen der Zinnenburg im Jahre 1941.
Fotos: der Verfasser(2), Carl Lehmann (1)

Nach dem Beispiel der touristischen Verwertung der Burgen von Rosenau und Reps, nachdem nun auch die Marienburg restauriert wird, sollte die gegen Ende des 13. Jahrhunderts datierte Brassovia-Burg auf der Zinne ebenfalls besser zur Geltung gelangen. Dieser Wunsch der Kronstädter Metropolitan-Agentur (AMB) ging in einer Anfangsphase sogar so weit, einen Wiederaufbau der Burganlage ins Gespräch zu bringen. AMB-Direktor Dragoş David sprach von einem Projekt, das rund zehn Jahre bis zur Umsetzung dauern könnte. Darauf wurde inzwischen definitiv verzichtet: die Burgruine, als historisches Denkmal in der diesbezüglichen Liste (LMI) unter der Bezeichnung BV-I-m-B-11259.01 eingetragen, liegt auch in einem Naturschutzgebiet.

Wie sieht es heute oberhalb des Zinnensattels aus und was wurde für die Förderung aber auch den Schutz dieser historischen Stätte getan? AMB hat Ende 2012 eine Finanzierung von 56.000 Lei von der Verwaltung das Nationalen Kulturfonds für die Brassovia-Burg erhalten. Angefertigt wurde ein Modell, das versucht die Burg so darzustellen, wie sie vor ihrer Abtragung 1455 auf der 23.000 Quadratmeter großen Fläche vielleicht ausgesehen haben mag: mit Wehrmauern, die ein trapezförmiges Gelände verteidigen, mit Ecktürmen, Kurtine, kleinen Häusern, mit der Sankt-Leonhardt-Kapelle und dem Brunnen. Es ist bei der Talstation der Drahtseilbahn zur Zinne ausgestellt und soll Touristen auf diese Sehenswürdigkeit aufmerksam machen. Ein 8-Minuten-Film zum Thema Brassovia-Burg kann auf youtube gesehen werden wenn man die Suchanfrage: „cetatea Brasovia – reconstituire“ eingibt – ein vom Kreisrat Kronstadt finanziertes Projekt.

Oben auf der Zinne ist eigentlich sehr wenig von der alten Burg zu erkennen. Mehrere Tafeln informieren auf Rumänisch und Englisch über die verschiedenen Teile der Burg; an einigen Steinen ist ein gelbes Symbol mit den Konturen einer Burg zu sehen als Hinweis, dass da einmal eine Burg war. Am besten erhalten sind die Spuren einer Steinmauer am unteren, westlichen Teil des Hanges unterhalb der Zinnenspitze. Mit Holzgelände umgeben ist der Brunnen der Burg der früher im Inneren der Leonhardt-Kapelle lag. An mehreren Stellen sind nummerierte Holzpflöcke mit dem Burgsymbol und mit einem QR-Code anzutreffen. Gedacht sind sie für Benutzer von Smartphones, die mit der notwendigen App Infos zur Burg und ihrer Geschichte erhalten sollen. An der zur Oberen Vorstadt gerichteten Seite gibt es eine kleine Aussichtsplattform aus Brettern. Auf manchen Tafeln wird darauf hingewiesen, dass man sich in einem Naturschutzgebiet befindet und deshalb nur die angelegten Pfade benutzen sollte. Außerdem wird auf die von den Zecken ausgehende Gefahr hingewiesen.
Alles ist sauber und grün, wobei ein Zurechtschneiden der Vegetation an manchen Stellen notwendig wird und auch vorgesehen ist, denn ansonsten mehrt sich die Zahl junger Bäume zu sehr.

Was den Aussagen seitens der AMB, die dieses Projekt in der Reihe „Legendele Braşovului“ (Kronstädter Sagen) vorstellt, zu entnehmen ist und was auf der vandalisierten Tafel am unteren Teil des Geländes angeführt wird, wäre in Stichpunkten folgendes:
- Umfriedung jener Stellen wo die Mauern noch stehen, da angeblich manche Touristen „Souvenirs“ in Form von losgelösten Steinen mitnehmen;
- Einrichtung einer kleinen Ausstellung in der Bethlen-Grotte, wo bis in den endsiebziger Jahren ein Teil einer Gaststätte stand;
- die Einrichtung einer archäologischen Baustelle die auch von Touristen besucht werden kann.
Die Zinne ist eine Sehenswürdigkeit für sich und bietet einen herrlichen Ausblick auf die Stadt mit ihren wohlbekannten Wahrzeichen, wie auch auf die Umgebung bis weit ins Burzenland hinaus. Die nur 2 Minuten dauernde Auffahrt mit der Drahtseilbahn erleichtert den Aufstieg für eine große Zahl von Besuchern. Wenn diese nun auch die Gelegenheit haben, sich über die Brassovia-Burg kostenlos zu informieren und bei einem Spaziergang inmitten der Natur auch ihre letzten Spuren entdecken, dann ist das vielleicht besser als eine mehr oder weniger richtig nachempfundene neue Burg zu „erobern“.


Ralf Sudrigian