„Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“

Das Fest der Honterusgemeinde brachte mehr als 400 Mitglieder zusammen

Der Kinderchor und die Kinder von der Jungschar haben den Gottesdienst mitgestaltet. | Foto: Frank-Thomas Ziegler

Am vergangenen Sonntagmorgen versammelten sich um 10 Uhr über 400 Mitglieder der Honterusgemeinde bei schönstem Wetter im Hof des Altenheims „Blumenau“ zum alljährlichen Gemeindefest, das zu Pfingsten gefeiert wird. Die geistliche Veranstaltung fand unter dem Motto „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ statt. Pfarrerin Christiane Schöll sprach von der besonderen Gemeinde, „die wir hier haben“ und deren Mitglieder sich in demselben Schiff befinden und in dieselbe Richtung steuern. Manchmal liegt das Schiff im Hafen und man weiß, was auf einen zukommt, „man trifft sich, man kennt sich und man fühlt sich wohl… Die Gemeinde ist dann ein Ort, an dem man sich sicher fühlt“. In Zeiten großer Veränderungen, jedoch, wie jene der Reformation von Johannes Honterus oder der Wende von 1989, ist die Gemeinde aufs Meer gefahren und hat Sturm erlebt. „... die Mannschaft hatte das Gefühl, dass sie das Schiff nun nicht mehr sehr gut steuern kann“. Und dennoch sei das Schiff mit Gottes Hilfe nicht untergegangen und sei fahrtüchtig geblieben. Die Pfarrerin sprach darüber, dass die Gemeinde weiterhin im selben Boot bleibt und in dieselbe Richtung steuert und das trotz der Vielfalt ihrer Glieder. „Heute sehen wir das besonders schön hier beim Gemeindefest, dass wir nicht alle gleich sind. Es kommen kleine Kinder mit ihren Eltern. Aber genauso auch Senioren. Manche von uns sprechen besser Rumänisch und manche besser Deutsch… Die Vielfalt macht uns erst zu dieser besondern Gemeinschaft... Wir haben uns gegenseitig und Gott sitzt auch mit uns im Boot“.

Die Predigt und Ansagen wurden auch in rumänischer Sprache gehalten, so wie das schon seit Jahren bei großen Festen verläuft.

Zahlreiche Freiwillige haben während des Fests im Spielbereich für Kleinkinder mit fröhlichem Nachwuchs gespielt, mit Kindergarten- und Schulkindern Holzschiffchen gebastelt und Wettbewerbe durchgeführt. Auf einem kleinen Flohmarkt konnte gegen eine Spende für die Diakonie allerhand erworben werden, von Büchern über Tassen, Vasen, Radios oder Spielzeug. Nach dem Mittagessen erfreuten sich jung und alt an dem Bändertanz, an dem sehr viele Kinder teilnahmen, an der Jugendband, den Burzenbläsern und dem gemeinsamen Singen.


Dr. Ágnes Ziegler, Leiterin des Referats Kulturgüter der Evangelischen Kirche A. B. Kronstadt bot in der Blumenauer Kirche Führungen zum Kulturerbe eines Sakraments. Uralte Bücher zum Thema Taufe, Tauffotos, vergoldete tragbare Taufbecken aus Silber sowie Antependien (Behang des Altars) haben sehr viele Interessenten begeistert. Das älteste Exponat, das bewundert werden konnte, war die „Agenda für die Seelsorger und Kirchendiener in Siebenbürgen“ von 1547, eines der ersten Bücher, die in Johannes Honterus‘ Druckerei gedruckt worden sind. In dieser Schrift sind Anweisungen zur Taufe festgehalten, die in Büchern aus den folgenden Jahrhunderten (ausgestellt waren Schriften von 1695 und 1712) nicht mehr zu finden sind, wie beispielsweise die Exorzierung der Babys vor der Taufe. Alle schriftlichen Exponate werden im Archiv der Gemeinde unter besonderen Bedingungen aufbewahrt und können in ihrer digitalen Form abgerufen werden. Dr. Ziegler veranstaltet regelmäßig Führungen für Gemeindeglieder, in denen sie Raritäten aus dem Archiv vorstellt, wie beispielsweise die Osterkanne der Schwarzen Kirche. Gemeinsam mit Dr. Frank-Thomas Ziegler hat sie auch die historischen Kerzenleuchter aus den Beständen der Schwarzen Kirche präsentiert.