Zusammen mit ihrem nur einige Monate alten Sohn Ben Eduard Tani weilte Sabine Eisenburger vor einigen Wochen in Kronstadt. Sie traf dabei auch eine Delegation aus Nürnberg an, die Frau Christina Plewinski vom Amt für Internationale Beziehungen des Bürgermeisteramtes Nürnberg leitete. Kronstadt und Nürnberg haben bekanntlich seit zehn Jahren eine Städtefreundschaft, die nun ausgebaut werden soll. Sabine Eisenburger ist eine von jenen, die diese Städtefreundschaft als persönliche Gegebenheit verkörpern kann: in Kronstadt ist sie geboren, hier leben auch ihre Großeltern mütterlicherseits – in Nürnberg lebt und arbeitet sie als Radio-Reporterin und -Moderatorin bei „Radio Z“.
Zu der beruflichen Neugier für ihren Kontakt zu unserer Redaktion kam für Sabine auch eine persönliche Note hinzu: ihr Großvater väterlicherseits, Eduard Eisenburger, war jahrzehntelang Chefredakteur der „Volkszeitung“ und der „Karpatenrundschau“. Nach dem Studium der Romanistik an der Uni Erlangen-Nürnberg entschloss sich Sabine im Fernstudium auch Kulturwissenschaften zu studieren. Seit fast sieben Jahren arbeitet sie nun bei „Radio Z“ - ein unabhängiger Radiosender, ein Community-Radio.
Zusammen mit ihren Kollegen Alexander Schaefer-Gârleanu und Alina Arbajter bildet sie die rumänische Redaktion dieses mehrsprachigen Senders, der in Nürnberg und Umgebung im FM-Band auf der Wellenlänge 95,8 MHz sowie über Internet (www.radio-z.net) empfangen werden kann. Die rumänische Sendung ist an jedem Montag im Zeitintervall 18 – 20 Uhr (Ortszeit) zu empfangen. Wenn es beginnt dunkel zu werden und die ersten Sterne aufleuchten, dann ist die Zeit gekommen, in Nürnberg Rumänisch in Text und Musik zu hören. Vielleicht auch deshalb, sagt Sabine, trägt die rumänische Redaktion den Namen „Luceafărul“ („Abendstern“) – wie auch das wohl bekannteste Gedicht des rumänischen Nationaldichters Mihai Eminescu. Die Hörerschaft wächst, denn Rumänisch in Nürnbergs Straßen zu hören, sei inzwischen nichts Außergewöhnliches, meint Sabine. Dementsprechend ist auch die Sendezeit von anfangs 25 Minuten nun auf 120 Minuten erweitert worden und alles ist live-Übertragung. Wiederholt wird die Sendung dienstags zwischen 11 und 13 Uhr.
Sabine, die nicht nur Deutsch und Rumänisch spricht, sondern auch in Englisch, Spanisch, Italienisch und Arabisch zurecht kommt, betreut zudem im deutschen Programm auch die Sendung „Gleitzeit“. Es geht dabei um die Work-Life-Balance, erfahren wir von der Radioreporterin mit den Schwerpunkten Arbeitsrecht und Gesundheitsbewusstsein. Die Sendung ist mittwochs, ab 18 Uhr zu empfangen. Außer „Gleitzeit“ gibt es viele andere Sendungen – allein deren Namen und Zielpublikum stehen für die Vielfalt und auch den Nonkonformismus („abseits des Media-Mainstreams“, wie unsere Gesprächspartnerin es unterstreicht): „Durchgeknallt“ - von und über Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung; Radio-Handicap – für Menschen mit und ohne Handicap; Strafzeit – Magazin für Strafgefangene; Radio Gays – das schwule Magazin; Ohrenblicke – für Personen mit Sehbehinderung. Multikulturell ist das Radio sowohl durch die Mehrsprachigkeit (es gibt auch Sendungen z.B. in Türkisch, Portugiesisch, Polnisch) als auch über das sehr weit gefasste musikalische Spektrum von Punk, Rock, Latino bis Jazz, Ethno und experimentelle Musik. Und alles ohne Werbung. Denn Radio Z läuft als eingetragener gemeinnütziger Verein: Rundfunk-Aktionsgemeinschaft Demokratischer Initiativen und Organisationen (R.A.D.I.O. e.V.). Selbst wenn die Musik überwiegt, so verzichtet dieses „Nischenradio“ nicht auch auf Berichterstattung zu aktuellen Ent-wicklungen.„Tagesmagazin“ bietet einen Überblick des Tages; verstärkt wird auf die Flüchtlingsproblematik eingegangen, wobei auch Sonder-sendungen für und mit Flüchtlingen („Refugees Welcome“) zu hören sind. Sabine will nicht auch die EU-Problematik unerwähnt lassen: so soll die Auswirkung auf Lokalebene verschiedener in Brüssel gefasster Normen und Richtlinien kritisch hinterfragt werden.
Im Oktober erhielt „Radio Z“ zusammen mit dem Münchner „Radio Lora“ eine offizielle Anerkennung durch die Verleihung des dritten Preises des vom Bayerischen Landtag vergebenen Bürgerpreises 2016. Das sei eine Bestätigung des bisher Geleisteten und ein Argument zur weiteren Förderung „um jahrzehntelange interkulturelle Praxis, Lokalberichterstattung, die nah an den Menschen ist, niedrigschwellige Ausbildungsmöglichkeiten, zivil-gesellschaftliches Engagement und Beiträge zur Verständigung gesellschaftlicher Gruppen untereinander auch in Zukunft leisten zu können“, wie es seitens der Geschäftsführung von „Radio Z“ heißt.
Sabine Eisenburger ist zur Zeit im Mutterschaftsurlaub. Aber sie kann es kaum erwarten, wieder ihre Arbeit anzutreten. Selbst wenn vieles als ehrenamtliches Engagement erfolgt und man nicht allein von der Arbeit beim Radio leben könne. Aber es bereitet ihr großen Spaß und sie ist sich bewusst, für etwas Sinnvolles ihren Beitrag leisten zu können: Unterhaltung und Information, gegenseitiges Kennenlernen und zu Wort-kommen-lassen, wie sie kurz zusammenfasst: „Ein Stück Kulturgut“ - kostenlos über Radio vermittelt.