Reschitza – Mangel an qualifiziertem Personal auf der Pflegeebene und die „Entmenschlichung“ des vorhandenen Personals hält Bürgermeister Ioan Popa (PNL) für die Hauptursache der für die Stadt peinlichen Situation, dass alle Medien Rumäniens aus den sozialen Medien entwürdigende Bilder aus der Covid-Abteilung des Kreiskrankenhauses für Notfälle übernommen haben. Er berief gemeinsam mit Kreisratsvorsitzender Romeo Dunca (PNL) eine Pressekonferenz ein, um die Öffentlichkeitzur Situation des Krankenhauses aufzuklären und um Maßnahmen als Reaktion auf die Skandalbilder anzukündigen – das Kreiskrankenhaus für Notfälle Karasch-Severin in Reschitza ist dem Kreisrat direkt untergeordnet und wird von diesem finanziert.
Die Runde machen Bilder aus dem auch vor dem Ausbruch der Pandemie für ansteckende Krankheiten vorgesehenen Gebäude (mit Baujahr 1957), dem sogenannten „Sta]ionar III“ in der Nähe des Stadtzentrums. Zu sehen sind vernachlässigte und verwahrloste Patienten, denen offensichtlich keinerlei Pflege zugutekam, und die unter Bedingungen im Krankenhaus dahinvegetieren, die jeder Hygienevorstellung spotten: dreckiges und zerfetztes Bettzeug, Stadttauben in den „Salons“, nicht ausgeleerte Müllkübel, dreckige Toiletten, aber auch Patienten, denen man beim Dahinvegetieren auf den Betten ansieht, dass bei ihnen schon lange kein Pflegepersonal vorbeigeschaut hat – oder beim Vorbeischauen nichts sehen wollte. Die Stellungnahmen von Dunca und Popa schwankten zwischen Harschheit (Absetzung der Krankenhausmanagerin Dr. Alina Stancovici, Ruf nach einer Untersuchungskommission seitens des Gesundheitsministeriums) und Verständnis bzw. Erklärungs- und Entlastungsversuchen der gegenwärtig die Verantwortung tragenden Krankenhausmanagerin Alina Stancovici – seit 1. März im Amt, aber bis Ende August vom Ministerium vom Amt suspendiert wegen der Pandemie – und Romeo Dunca, erst seit einem Monat im für das Krankenhaus verantwortlichen Amt des Kreisratspräsidenten.
Romeo D. Dunca: „Wir haben dem Ministerium die Absetzung der Krankenhausmanagerin vorgeschlagen und die Entsendung einer U-Kommission. Mit Gesundheitsminister Tătaru habe ich gesprochen: die Untersuchungskommission, bestehend aus Fachleuten des Bereichs, kommt. Wir konfrontieren uns mit einer bitteren Situation, möchten erst mal verstehen, wie es dazu kommen konnte, und alles so organisieren, dass wir künftig keine solche Situationen mehr antreffen müssen.“
Dunca schränkte ein, dass die Schuldige am an die Öffentlichkeit Gelangte nicht allein die Managerin sein kann – dafür sei sie seit zu kurzer Zeit im Amt (praktisch seit August, weil die paar Tage im März nicht zu zählen sind) – andrerseits bedürfe es dort einer eisernen Faust, um Ordnung zu schaffen. Wer das sein könnte, das wisse momentan weder er, noch der Bürgermeister.
Popa bekräftigte: „Wir haben niemanden als Ersatz parat. Wir sind gezwungen, eine Lösung zu finden, jemanden, der versteht, was wir von ihm wollen und der auch die Kraft hat, mit einem Mammut zu kämpfen, das gezähmt werden muss. Frau Stancovici tut mir leid, ihr hat sicher einfach die Zeit gefehlt, entscheidende Änderungen durchzuführen, vielleicht sogar, um über-haupt irgendetwas in diesen Ausnahmezeiten zu tun. Viel guten Willen hat sie ja gezeigt. Aber dort muss eine eiserne Faust hin, um unter dem 1200-köpfigen Personal Ordnung zu schaffen!“
Danach kam Popa auf seinen vier Jahre zurückliegenden Vorschlag zurück: dass die Stadt – genau wie in Großwardein – das Kreiskrankenhaus übernehmen müsste: „Ich habe unzählige Male beim Kreisrat angeklopft und gebeten, der Stadt das Krankenhaus zur Verwaltung zu überlassen. Wir sind abgewiesen worden, aus dem einfachen Grund, weil die dortigen 1200 Arbeitnehmer des Kreisrats politisch eine Manövriermasse sind – das war natürlich jedem klar. Dort grassieren drei ganz schlimme Dinge: Professionalitätsschwund, Entmenschlichung, Verweigerung der Aneignung eines Berufs in diesem Bereich. Das Ergebnis des Zusammenspiels dieser drei Fakten ist die öffentliche Stigmatisierung: des Krankenhauses, der Stadt, des medizinischen Personals. Die drei schlimmen Dinge sind eine Folge der Tatsache, dass im Laufe der Jahre Personal angestellt wurde – ich rede nicht von Ärzten, sondern vom Pflegepersonal – ohne eine elementare Ausbildung, und dies in Zeiten, wo 4000 Frauen aus Reschitza dauernd allein in Österreich in den Pflegediensten tätig sind.“
Die Krankenhausmanagerin und mehrere der Chefkrankenschwestern sowie einzelne unter den Pflegerinnen und Pflegern sind in erster Phase mit Geldstrafen bestraft worden. Gelöst ist damit das Problem des Covid-19-Krankenhauses von Reschitza nicht.