Sein Name ist mittlerweile Programm: Kaum war die erste Anzeige für sein neuestes Buch, dem zweiten Band von „Alte und neue Heimat“, in der „Siebenbürgischen Zeitung“ erschienen, erhielt der Satiriker Heinrich Heini Höchsmann elektronische Post mit der ersten Bestellung. Er lebt bereits seit guten zwei Jahren wieder in seiner Heimatstadt, von wo aus er vor einem halben Jahrhundert als junger Mann zusammen mit seiner Familie ins „gelobte Land“, nach Deutschland, aufgebrochen war. So enthalten die „Geschichten von hüben und drüben“, wie der Untertitel erklärt, unterhaltsame Episoden aus dem abwechslungsreichen Leben des umtriebigen Autors, der stets bestrebt ist, das Beste aus seinen Möglichkeiten zu machen. Dabei geht er in seinem Tatendrang voll Elan nach dem kommunistischen Fünf-Jahres-Plan vor: Und der erforderte eben eine Veränderung. Also zog er 2022 zurück in seine Heimat und wurde wieder Lehrer.
Betritt der neugierige Leser sein Werk durch Umblättern des Buchdeckels, auf dem die allen Siebenbürgern sehr vertraute Fischform Rumäniens abgebildet ist und Erwartungen an eine Reise zurück in die Vergangenheit weckt, wird er nicht enttäuscht: Wie schon im ersten Band lässt der Satiriker die Zeit seiner Kindheit und Jugend im Rumänien der 1950er und 60er Jahre wieder aufleben, in der sich auf sehr individuelle Weise drei Bereiche herausbildeten, die einen besonderen Stellenwert in Höchsmanns weiterem Leben einnehmen werden: die Freundschaft, das Skifahren und die Rockmusik. Wie ein roter Faden ziehen sich diese Themen auch durch seine Jahre als Erwachsener in Deutschland, in denen er Herausforderungen zu bestehen hat, wie zum Beispiel den richtigen Umgang mit der Frühstücksbutter oder den Einstieg in das deutsche Schulsystem nach einem freien und feierfreudigen Studentenleben in Freiburg.
Letztendlich ist es die Pharmaindustrie, die fast 30 Jahre lang seinen beruflichen Werdegang prägt. In den teils witzigen, teils aber auch ernsthaften Anekdoten wie zum Beispiel „Tod im Außendienst“ verarbeitet er auch negative Erlebnisse und prangert – wie es bei einer Satire üblich ist – ein unmenschliches System an, um auch im Kopf seiner Leser kritische Gedanken anzuregen und zu festigen.
Neu dazugekommen sind Geschichten und Impressionen aus seinem gegenwärtigen Leben in Hermannstadt/Sibiu. Er unterrichtet das Fach Deutsch an der privaten „Charlotte Dietrich Schule“ und spaziert mit Notizbuch und scharfer Beobachtungsgabe – wie es sich für einen echten Satiriker gehört – durch die Straßen seiner Stadt. Denn für Höchsmann ist die täglich gelebte Realität die Grundlage und Basis für seine Komik, daraus schöpft er seine Kreativität. Er lässt sich inspirieren von Erlebnissen, die ihm zum Beispiel im Bus begegnen wie in „România educat˛“ oder auf einer Bahnfahrt ans Schwarze Meer.
Heinrich Höchsmann bearbeitet sein Textfeld sehr effizient. So wie er einst einen Garten am Bodensee systematisch umgegraben hat, schürft und pflügt er in seinen Geschichten manch-mal tiefer, manchmal flacher. Dafür bedient er sich der stilistischen Mittel der Überzeichnung und Übertreibung, der Ironie und des Spotts sowie manchmal grotesker Vergleiche, die allesamt das Ziel verfolgen, die Aufmerksamkeit des Lesers auf das zu lenken, was nicht rund läuft, dorthin wo Wirklichkeit und Anspruch weit auseinanderklaffen wie zum Beispiel in „Du hast die Wahl!“. Seinem letzten Beruf entsprechend, greift der Satiriker oft didaktisch ein, etwa wenn er Erziehungstipps gibt oder sich über die knisternden Chipstüten während einer Theatervorstellung empört. Und er spielt nicht nur Tennis, sondern auch mit Mehrdeutigkeiten und Wörtern, die er verballhornt oder ihnen eine neue Bedeutung verleiht wie etwa in „Chaos in der ‚Trans Agape‘“ oder „Die magische 69“.
Verlässt man das Buch schließlich wieder durch die Hintertür, leitet der Autor erneut zurück zum Anfang. Warum? Das wird hier nicht verraten. Höchstens, dass es mit uns allen zu tun hat, ein gesellschaftspolitisches Argument auf höchster Ebene.
Heinrich Heini Höchsmann schreibt schon seit vielen Jahren mit viel Herzblut und Witz über sein kurzweiliges Leben, in das er sich stets eifrig und offen hineinstürzt. Er erlebt Erfolge und Misserfolge, die er mit klugen Gedanken durchdringt und den amüsierten Leser einmal mehr auf Ungerechtigkeiten hinweist: pointiert, aber charmant und einfühlsam.
Was dieses Buch in besonderem Maße auszeichnet, ist die spielerische, spöttische, kritische Auseinandersetzung mit unseren saturierten etablierten Werten und kulturellen Phänomenen. Und es ist durchdrungen von einer kräftigen Prise sehr bodenständigen siebenbürgischen Humors, den die Kenner genießen werden.
„Einmal Deutschland und zurück“ ist im Schiller Verlag in Hermannstadt erschienen und kann ab sofort unter der
E-Mail-Adresse erasmus@buechercafe.ro oder beim Autor selbst – heinrich.hoechsmann@gmail.com – bezogen werden. Die ISBN-Nummer ist 978-3-949583-72-8. Es kostet 49 Lei oder 12,80 Euro zuzüglich Versand.