Hermannstadt – Am 12. Juni gaben die Europäische Kommission und Europa Nostra die Preisträger des Jahres 2025 bekannt. Die Preise für Europäisches Kulturgut/Europa-Nostra-Preise 2025 werden durch Mittel der EU im Rahmen des Programms Kreatives Europa gefördert. „Die Preise für Europäisches Kulturgut/Europa-Nostra-Preise spiegeln nicht nur wider, wie sehr das kulturelle Erbe in Europa geschätzt wird, sondern würdigen und ehren auch dieses Erbe und die kontinuierlichen Bemühungen von Kulturschaffenden und Freiwilligen auf dem gesamten Kontinent, es zu bewahren und zu fördern“, erklärte Glenn Micallef – Europäischer Kommissar für Generationengerechtigkeit, Jugend, Kultur und Sport.
30 Initiativen aus 24 Ländern wurden in fünf Kategorien: Erhaltung und adaptive Wiederverwendung, Forschung, Bildung, Ausbildung und Qualifizierung, Bürgerbeteiligung und Sensibilisierung und Verfechter des Kulturerbes gewürdigt.
Zu den diesjährigen Preisträgern in der Kategorie „Bildung, Ausbildung und Qualifizierung“ gehört das Zentrum für regionale Aktivitäten und Ressourcen des ASTRA-Museums in Hermannstadt/Sibiu. Das Museum hat ein mittelalterliches Zunfthaus revitalisiert und in ein lebendiges Zentrum für Ausbildung, Zertifizierung und Kultur verwandelt. Durch innovative Partnerschaften hat es ein nationales Vorbild für die Anerkennung traditioneller Handwerksberufe, die Professionalisierung von Handwerkern und die Verbindung von Kulturerbe, Bildung und Resilienz der Gemeinschaft geschaffen.
Das Zentrum für regionale Aktivitäten und Ressourcen ASTRA (C.A.R.R.) ist im als Schatzkästlein bekannten Gebäude am Kleinen Ring/Piața Mică untergebracht, einem kürzlich restaurierten Gebäude aus dem 14. Jahrhundert. Das Zentrum wurde in Zusammenarbeit mit Museene i Sřr Trřndelag (Norwegen) und Future Capital (Rumänien) entwickelt und im Rahmen des Programms RO-CULTURA durch einen Zuschuss aus dem Finanzmechanismus des Europäischen Wirtschaftsraums (EEA Grants) sowie durch umfangreiche Unterstützung des Landeskreises Hermannstadt finanziert.
Eine wichtige Neuerung war die offizielle Anerkennung des ASTRA-Museums als erstes Museum in Rumänien, das berufliche Qualifikationen im Handwerk bewertet und zertifiziert. Auf der Grundlage umfangreicher ethnografischer, historischer und soziologischer Forschungen entwickelte das Team einen innovativen Ausbildungs- und Zertifizierungslehrplan. Über 90 Handwerker erhielten eine berufliche Zertifizierung in traditionellem Bauwesen, Holzverarbeitung und handwerklicher Tischlerei.
Die Zertifizierung umfasste nicht nur die Bewertung der technischen Fähigkeiten und Kenntnisse, sondern auch die Vermittlung neuer unternehmerischer, rechtlicher und finanzieller Kompetenzen sowie Marketingfähigkeiten, wodurch die Teilnehmer besser für den Erfolg auf den heutigen Märkten gerüstet sind. Einige der zertifizierten Handwerker haben bereits ihr eigenes Unternehmen gegründet. Der Zertifizierungsprozess gilt nun als Modell für bewährte Praktiken für andere Freilichtmuseen in Rumänien, die ihrerseits daran interessiert sind, dieses Modell zu verbreiten.
„Ich gratuliere den diesjährigen Gewinnern zu ihrer wohlverdienten Anerkennung. Diese inspirierenden Initiativen zeigen, wie das kulturelle Erbe eine starke Kraft für positive Veränderungen in Europa sein kann – indem es Gemeinschaften stärkt, das Wohlergehen fördert, Kreativität beflügelt und zur wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit beiträgt. Das kulturelle Erbe verbindet Menschen verschiedener Generationen, auch über Grenzen hinweg. Es bringt die Bürger Europas in unserer reichen Vielfalt einander näher. Es bringt Schönheit und Sinn in unser tägliches Leben und zeigt, wie es zur Gestaltung einer nachhaltigeren und integrativeren Zukunft beitragen kann“, erklärte Cecilia Bartoli, Präsidentin von Europa Nostra.
Die Gewinner werden im Rahmen der Verleihung der Europäischen Kulturerbe-Preise 2025 geehrt, die am 13. Oktober im Flagey, einem symbolträchtigen Art-déco-Gebäude in Brüssel, Belgien, stattfindet. Die Zeremonie bildet den Höhepunkt des Europäischen Gipfels zum Kulturerbe 2025, der vom 12. bis 14. Oktober in Brüssel stattfindet.