Der 68. Heimattag der Siebenbürger Sachsen vom 18. bis 21. Mai in Dinkelsbühl war für die über 20.000 Besucher in vielfacher Hinsicht sehr erfolgreich. Seit 1951 treffen sich die Siebenbürger Sachsen jährlich zu Pfingsten in der mittelfränkischen Stadt Dinkelsbühl, die ein Ort der Selbstvergewisserung geworden ist. So war es naheliegend, schon am 19. Mai, vor der Eröffnung des Heimattages, ein „Apfelbäumchen der Identität“ in Dinkelsbühl zu pflanzen. Der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder legte dabei Hand an, ebenso wie die Bundesvorsitzende Herta Daniel, der neue Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Bernd Fabritius, und andere Amtsträger, die einen letzten Batull im Rahmen der Aktion „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort“ der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) setzten.
In seiner Festrede zur Eröffnung des Heimattages würdigte der bayerische Ministerpräsident, Dr. Markus Söder, MdL, die Siebenbürger Sachsen für ihren Zusammenhalt, für die beherzte Pflege ihrer Kultur und Sprache. Sie seien ein Vorbild für Europa, da sie nach vorne schauten und Brücken des Friedens und der Identität bauten. Auch die Menschen in Europa und Deutschland bräuchten mehr Selbstvergewisserung und „neben wirtschaftlichem Wohlstand auch mehr geistigen Halt“, betonte Söder, der seit 1994 Mitglied des Verbandes ist. Für die nachhaltige Unterstützung der Siebenbürger Sachsen und „in dankbarer Anerkennung der heimatlichen Aufnahme in Bayern sowie des stetigen Engagements des Freistaates für unser Herkunftsland“ wurde er mit dem Großen Ehrenwappen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ausgezeichnet.
Höhepunkt des Pfingstfestes war der imposante Festumzug von rund 3000 Trachtenträgern, die sich bei wechselhaftem Wetter hervorragend präsentierten. Den Pfingstgruß seitens der EKR sprach bei der anschließenden Festkundgebung Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă. Das große Sachsentreffen in Hermannstadt, die vielen Heimattreffen und der Kirchentag in Kronstadt im letzten Jahr hätten die siebenbürgische Welt grundlegend verändert. Ein „Pfingstwunder“ sei geschehen. Die Gemeinschaft sei nach vielen Jahren, in denen sie auseinandergedriftet sei, wieder zusammengewachsen.
In ihrer Festrede bekräftigte die Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Herta Daniel, die Entschlossenheit ihrer Landsleute, die siebenbürgisch-sächsische Kultur im Sinne des diesjährigen Mottos „Kultur schafft Heimat und Zukunft“ weiterzuführen. Die Bundesvorsitzende zeigte sich besorgt um die politische Lage in Rumänien und rief die deutschen und europäischen Politiker auf, Staatspräsident Klaus Johannis den Rücken zu stärken. Johannis sei ein „Garant, dass die Entfernungs-Tendenz Rumäniens von der europäischen Wertegemeinschaft gestoppt werde“.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet legte ein Bekenntnis ab zur Patenschaft, die das Land Nordrhein-Westfalen 1957 für den Verband der Siebenbürger Sachsen übernommen hatte. Der CDU-Politiker ermutigte die Siebenbürger Sachsen, ihre Kultur weiter zu pflegen und kündigte an, dass das Patenland diese Arbeit stärker fördern werde.
Die Bundesregierung wird die Arbeit der Vertriebenen und Aussiedler in Deutschland und der deutschen Minderheiten in den Heimatländern weiterhin nach Kräften und ganz beherzt fördern. Diese Zusage aus dem Koalitionsvertrag bekräftigte Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten sowie Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV). Er übermittelte nicht nur als erster Siebenbürger Sachse Grüße seitens der Bundesregierung, sondern kündigte als „nachhaltig kämpfender Partner an Ihrer Seite“ auch eine Reihe konkreter Maßnahmen an. Die Förderung der deutschen Minderheit in Rumänien wird ebenso fortgesetzt wie die der kulturellen Maßnahmen in Deutschland. Dazu gehört als „Projekt mit Leuchtturmwirkung“ der Um- und Ausbau von Schloss Horneck zu einem Kultur- und Begegnungszentrum. Zudem wird sich Fabritius für die Beseitigung der Benachteiligungen für Aussiedler im deutschen Rentenrecht einsetzen.
Den Heimattag hatte Werner Kloos, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern, des Mitausrichters des Pfingstfestes, schon am Samstag im Schrannen-Festsaal eröffnet. Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer begrüßte die Siebenbürger Sachsen zum 15. Mal beim Heimattag in Dinkelsbühl. Das Motto „Kultur schafft Heimat und Zukunft“ sei wohlgesetzt, weil es sehr aktuelle Themen aufgreife. „In der großen globalisierten Welt, in der wir uns immer mehr verlieren, besteht jetzt das große Bedürfnis der Menschen, zu verstehen, woher sie kommen, was sie eigentlich ausmacht und prägt.“ Für sein Engagement zur Förderung der deutsch-rumänischen Beziehungen wurde Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer mit dem rumänischen Nationalorden „Für Verdienste“ im Rang eines Offiziers geehrt. Die Auszeichnung wurde von Sergiu Nistor, Präsidialberater mit Ministerrang, überreicht.
Die Bundesvorsitzende Herta Daniel wurde mit dem rumänischen Nationalorden „Treue Dienste“ im Grad eines Kommandeurs geehrt. In seiner Laudatio würdigte Rumäniens Botschafter in Berlin, Emil Hurezeanu, ihren Einsatz für den Erhalt der Traditionen der Siebenbürger Sachsen und ihr „maßgebliches Engagement für die Einbindung neuer Generationen, mit einem europäischen Geist, in diese Aktivitäten“. Die Vertreter der Föderationsländer wählten Herta Daniel einstimmig zur neuen Präsidentin der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen. Das Amt hatte Bernd Fabritius seit Ende 2013, gab es aber kürzlich auf, als er zum Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung bestellt wurde.
Sylvia Stierstorfer, neue Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, MdL, betonte in ihrer Ansprache den herausragenden Beitrag der Aussiedler und Vertriebenen zum Aufbau und Aufschwung des Freistaates Bayern. Das Motto des Heimattages abwandelnd, forderte Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, die ausgesiedelten Siebenbürger auf, „Kultur zu schaffen für die Zukunft in der Heimat“.
Der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis 2018 ging an die Germanisten Michael Markel und Prof. Dr. Horst Schuller. Mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreis wurde der Historiker und Jurist Dr. Dr. Gerald Volkmer ausgezeichnet.