Mit Gästen aus Deutschland, einem Festakt in Sathmar/Satu Mare, einem Gottesdienst in Wahlei/Vállaj (Ungarn) sowie dem farbenfrohen Kulturprogramm in Großkarol/Carei und der Würdigung verdienter Persönlichkeiten begingen die Sathmarer Schwaben am vergangenen Wochenende das 35. Schwabentreffen – ein Jubiläum, das zugleich das 35-jährige Bestehen des Demokratischen Forums der Deutschen in der Region Nordsiebenbürgen markierte.
Die Sathmarer Schwaben sind eine traditionsreiche Gruppe der deutschen Minderheit in Rumänien – und das Schwabentreffen ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil ihrer Gemeinschaftspflege. Alljährlich findet es im Wechsel zwischen Rumänien und Deutschland statt. In diesem Jahr kehrte das Schwabentreffen an seine Ursprungsorte zurück: nach Sathmar und Großkarol, wo die deutsche Geschichte der Region besonders tief verwurzelt ist. Das erste Schwabentreffen fand 1990 im Hof der Kalvarienkirche in Sathmar statt, wo noch viele damals in Rumänien verbliebene Sathmarer Schwaben zusammenkamen.
Das diesjährige Motto „Die Wurzeln nicht vergessen!“ konnte angesichts des Ortes für die Hauptveranstaltung nicht besser gewählt sein. War es schließlich die Adelsfamilie Károlyi – die Hausherren des Schlossparks, wo am Sonntag die Hauptveranstaltung des Treffens stattfand –, die die ersten Schwaben für ihre Ländereien Anfang des 18. Jahrhunderts anwerben ließ.
Auftakt mit Würdigungen und Ehrungen der Gründergeneration
Die Festlichkeiten begannen am Samstag, dem 14. Juni, mit einer feierlichen Auftaktveranstaltung im Wendelin-Fuhrmann-Saal des Kulturzentrums Sathmar. Die Präsenz hochrangiger Ehrengäste verlieh dem Anlass besondere Bedeutung: Dr. Petra Loibl, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, reiste ebenso an wie Thomas Erös, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben, und Benjamin Jozsa, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien. Auch der Präfekt des Kreises Sathmar, Tamas Altfater, sowie viele aus Deutschland angereiste Sathmarer Schwaben waren unter den Gästen.
Den musikalischen Rahmen zur Eröffnung gestaltete der „AIR“-Chor des DFD mit drei feierlichen Liedern.
Josef Hölzli, Vorsitzender des DFD in der Region Nordsiebenbürgen, begrüßte die Anwesenden mit einer Rede, in der er die Bedeutung der Veranstaltung betonte: „Für uns Sathmarer Schwaben ist es stets eine besondere Ehre, hochrangige Gäste – insbesondere aus Deutschland – willkommen zu heißen. Ihre Anwesenheit ist für uns ein wichtiges Zeichen der Solidarität und Anteilnahme an unserem Schicksal.“ Zudem hob er die vielfältigen Leistungen des Forums hervor – von der Kulturpflege bis zur Bildungsarbeit – und würdigte das Engagement unzähliger Ehrenamtlicher, das die deutsche Gemeinschaft in der Region Sathmar über 35 Jahre hinweg getragen hat.
Im Anschluss präsentierte Patrick Altfater den Gästen eine PowerPoint-Präsentation über die Geschichte der Sathmarer Schwaben und die Entwicklung des Demokratischen Forums der Deutschen in der Region. Dabei wurde auch sichtbar, wie stark die Arbeit des Forums mit Themen wie Bildung, Identitätsbewahrung und interethnischem Dialog verbunden ist.
Ein besonderer Moment des Auftaktabends war der Festakt zur Ehrung dreier Gründungsmitglieder des Demokratischen Forums der Deutschen in Sathmar, welches am 13. Februar 1990 als juristische Person anerkannt wurde.
Mit der goldenen Ehrennadel des DFD Nordsiebenbürgen wurden Priester Dr. Tiberius Schupler und Stefan Kaiser ausgezeichnet. Die silberne Ehrennadel erhielt Rudolf Galiger – die Ehrung wurde in seiner Abwesenheit von seinem Sohn Rudolf entgegengenommen. Die Auszeichnungen würdigten nicht nur persönliche Verdienste, sondern auch stellvertretend das Fundament, das die Gründergeneration für das heutige Wirken gelegt hat.
Grenzenlose Gemeinschaft und facettenreiches Kulturprogramm
Der Sonntag, 15. Juni, begann mit einer Messe in der römisch-katholischen Kirche in Wahlei, einer heute in Ungarn gelegenen Gemeinde, die historisch von Sathmarer Schwaben geprägt war – und es bis heute geblieben ist. Viele der Bewohner sehen sich auch heute noch als Sathmarer Schwaben. Der Ort erinnert an die Zeit vor dem Vertrag von Trianon, durch den Siedlungen der deutschen Minderheit voneinander getrennt wurden. Die Wahl des Ortes für den Gottesdienst unterstrich die grenzüberschreitende Verbundenheit der Gemeinschaft.
Zurück in Großkarol, dem Hauptaustragungsort des Treffens, versammelten sich zahlreiche Kultur- und Musikgruppen zum traditionellen Festumzug, der von der Heilig-Geist-Kirche bis in den Schlosspark führte. Dort wurde ein buntes und generationenübergreifendes Kulturprogramm geboten – mit Volkstanz- und Musikgruppen vom Kindergartenalter bis zu Seniorenensembles.
Nach der traditionellen musikalischen Eröffnung mit dem „Heimatlied der Sathmarer Schwaben“ durch den Schwäbischen Männerchor Großkarol–Petrifeld–Sathmar folgten Begrüßungsworte und Reden der zahlreichen Ehrengäste. Zur Rednerliste zählten Camelia Pacz (Vorsitzende des DFD in Großkarol), Dr. Petra Loibl, Monica Giurgiu-Kovacs (Bürgermeisterin der Stadt Großkarol), Benjamin Josza, Thomas Erös, Emmerich Ritter (Abgeordneter der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen im ungarischen Parlament), Richard Tircsi (Staatssekretär im Ministerium für Minderheiten in Ungarn), Csaba Pataki (Präsident des Kreisrates Sathmar), István Vilmos (Bürgermeister der Gemeinde Wahlei), Dr. Johann Leitner (Vorsitzender des Kreisforums Sathmar) sowie Szabolcs Nagy (Abgeordneter im rumänischen Parlament).
Insgesamt präsentierten über 20 Kulturgruppen ihr vielfältiges Können. Die Sathmarer Schwaben waren unter anderem mit dem Schwäbischen Männerchor, den Tanzgruppen „Gute Laune“, Jugendtanzgruppe „Gemeinsam“, „Karoler Herzen“, „Lustige Schwaben“, der Tanzgruppe aus Kalmandi sowie dem Musikensemble „Karoler Trio“ vertreten. Neben den Gruppen der Sathmarer Schwaben bereicherten auch weitere deutsche, ungarische und rumänische Kulturgruppen das Programm– ein Zeichen des gelebten interkulturellen Miteinanders in der Region.
Ein besonderer Höhepunkt des Nachmittags und Abschluss des Kulturprogramms war der Auftritt des „Schandremer Schwabenchors“, bestehend aus ausgesiedelten Sathmarer Schwaben aus der Gemeinde Schandern (Șandra) im Kreis Sathmar, die heute mehrheitlich in der Umgebung von Nürnberg leben. Mit Liedern im sathmarschwäbischen Dialekt brachten sie ein Stück verlorener Heimat zurück auf die Bühne. Den emotionalen Abschluss bildete eine gemeinsame Darbietung mit dem „Schwäbischen Männerchor Großkarol–Petrifeld–Sathmar“. Viele der noch anwesenden Gäste stimmten mit den beiden Chören ein. Im Anschluss spielten die beiden Musikgruppen „Stramlikings“ und „Mezöpetri Band“ mit Live-Musik zum Schwabenball auf.