Eigentlich war Gast Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke vom Institut für Evangelische Theologie an der Universität Paderborn gekommen, um laut Plakat in die Methode kollegialer Beratung zu religionspädagogischen und praktisch-theologischen Fragen in ein breites Verständnis von Inklusion sowie in den Kern performativen Religionsunterrichts einzuführen. Doch wo das zum Erasmus-Studientag eingeladene Zielpublikum Freitagnachmittag, am 30. Mai, den dazu aufgeschlossenen Hörsaal 1 des Studiengangs für Protestantische Theologie an der Lucian-Blaga-Universität Sibiu (ULBS) zu meiden schien und stattdessen Dozenten, ein ehemaliger Absolvent und zwei weitere wissenschaftliche Mitarbeiterinnen aus Paderborn die Wissbegierigen-Mehrheit stellten, gönnte sich Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke kurzerhand ein teilweises Aussteigen aus dem vorab festgelegten Programm seiner Gastvorlesung. Und er nahm sich ausführlich Zeit für das Erklären seines Werdegangs in rheinländischer Heimat und Kulturlandschaft, wo katholischen und evangelischen Strukturen das Pflegen humorvollen Umgangs miteinander dann und wann gar nicht fremd ist. „Ich komme aus einem sehr pietistischen Elternhaus”, eröffnete Prof. Dr. Schroeter-Wittke (63) seinen Zuhörern in Hermannstadt. Vom ausgeprägten Sinn für geistreiches Lachen über theologische Deutungen sollte er als Lutheraner und gerne auch Kölsch Sprechender zwar bald nicht mehr Gebrauch machen, doch traf es sich gut, dass zunächst manch verknöcherte Denkweise selbstkritisch auf die Schippe genommen wurde. „Die wissenschaftlichen Bücher von mir fehlen auch alle!”, stellte Prof. Dr. Schroeter-Wittke fest, nachdem Dr. Johannes Klein in der Bibliothek des Studiengangs für Protestantische Theologie an der ULBS vier Bücher des rheinländischen Referenten ausgemacht und mitgebracht hatte, darunter auch seine beiden gemeinsam mit Günter Ruddat herausgegebenen katechetischen Bände absichtlich kabarettistischen Inhalts. Selbstverständlich las Prof. Dr. Schroeter-Wittke in Hermannstadt daraus vor, was applaudierendes Klopfen auf die Tische brachte.
Sein Verständnis von praktischer Theologie erläuterte der 1992/93 Promovierte in fünf Punkten: als einer, der es gewohnt ist, „Formen als Inhalte zu lesen”, möchte Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke vor Gemeinden „grundsätzlich kein Mikrofon” verwenden, dazu auch nicht vergessen, dass „Praxis immer Konfliktgeschehen” bedeutet, und den Körper als etwas verstanden wissen, ohne das Praktische Theologie nicht vorstellbar ist. „Schule ist gleich nach Gefängnis, da müssen alle hin.” Viertens wäre „die Welt als Theater” zu begreifen und fünftens der Rat zu beachten, „nie etwas hundertprozentig zu machen, sonst kriegt das ganz schnell was Totalitäres.” Pfarrer und Religionslehrer könnten schließlich auch „schuldig und nicht allen gerecht” werden. Zu guter Letzt bestand während der Begegnung auf Einladung des Studiengangs für Protestantische Theologie an der ULBS Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke auf dem Anschneiden vom Für und Wider der künstlichen Intelligenz – „Konflikte online behandeln geht ganz schlecht”, und „die Form von Schriftlichkeit, mit der wir wie selbstverständlich seit Erfindung der Universitäten vorgehen”, wäre immer weniger üblich. „Der Wunsch, Schüler und Studenten der Verwendung von künstlicher Intelligenz überführen zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt.” Eher stellt Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke sich die Frage nach einer Möglichkeit, „künstliche Intelligenz zu entgöttern”. Mit pädagogisch hartem Ansatz wie vor langen Jahren sieht er überhaupt kein Durchkommen. „Ich vertraue den Studenten.” Samstags darauf außerdem, am 31. Mai, war Prof. Dr. Schroeter-Wittke im siebenbürgisch-sächsischen Bischofshaus als auswärtiger Ideengeber natürlich mit am Religionslehrerinnen- und -Lehrertag der EKR beteiligt (ein Bericht folgt).