Die Poesie findet ihre Wege, schwer aber doch, weitab von den Schnellstraßen unserer geräuschvollen Welt, auf den weichen lautlosen Sand- und Graswegen. Und die Dichterin Dagmar Dusil überlässt sich ohne Bedenken, wie man das von der Autorin in gleicher Manier aus ihrer feinen Kurzprosa schon kennt, in ihren lyrischen Texten mit ganzer Seele, ohne Bedenken dem Reigen der Gefühle. Nur eines wünscht sie sich, sagt es vorlaut in den ersten Versen: „Ich wünsch mir.../ eine Seele aus Sackleinen/ damit sie nicht reißt.“ (Farbskala)
Und gerade da knüpft die gebürtige Hermannstädter Autorin nahtlos an ihre Stimmungsprosa wie z.B. „Hermannstädter Miniaturen“ (2012) an, wo sie in der nostalgischen Erinnerung mit Worten Fluchtwege sucht und dann, ganz nahe am Herzen, in dem Hermannstadt ihrer Kindheit und Jugend diese Orte der Zuflucht findet.
Es ist in diesem schmalen Gedichtbändchen keine Poesie der großen Worte und vornehmlich ein unmittelbares Sagen ohne große Gesten.
Thematisch setzt die Autorin mit drei Kapiteln auch drei Schwerpunkte, die wohl abgrenzen aber auch verbinden. Denn die „Transit-schatten“ ziehen, nicht hart und abgrenzend, sondern leicht und schwebend, durch den Band wie durch die Seelenlandschaft dieser Dichterin. Diese lyrische Welt ist in einem fort geprägt von Fort-, Übergang und Rückkehr wie das Leben der Autorin selbst zwischen zwei Heimaten.
Das Nah und Fern ist eins und überall,das Vertraute wird fremd, so auch in der Liebe, wie in dem I. Kapitel „Ich bin ein halber Mond“ mit feinsinnigen Versen unterstrichen: „Ich pflanzte Rosen/ ohne Dornen,/ du pflanztest Kirschbäume/ mit kernlosen Kirschen/...Der Versuch misslang.“
Auch die stärkere Liebe, das Heimweh in der Brust, bricht in die vertrauten Bilder ihrer ersten Heimat, wie Schattenfinger in die Felder ihrer siebenbürgischen Heimat ein. So knapp aber treffsicher in einem ihrer Haikus: „Siebenbürgische/Schattenspiele der Burgen/Bleich ertrinkt der Mond.“
Im II. Kapitel „Der Umklammerung der Worte zu entfliehen“ versucht die Autorin, betroffen doch immer vertrauend auf die heilende, befreiende Wirkung der Gefühle, wie eingangs angedeutet, nicht nur dem ihr gegebenen Zeit und Raum wie auch der festen Umklammerung der Worte entfliehen zu können: „Glauben möcht´ ich/die Zeit stünde still/...und alles Sein/ nur flüchtiger Schein“
Und in dem Gedicht „Woran halte ich mich fest“ kommt wie in anderen auch der Zweifel auf, den sie nicht verschweigen kann: „Ich gieße die Blumen/ auf dem Friedhof der Wünsche/ Der Sommer wird heiß.“
Wehmütige Abschiedsstimmung herrscht in den Versen des II. Kapitels „Am Rande der Zeit“, der den Raum zwischen Leben und Tod, zwischen Sommer und Herbst absteckt. Beschworen wird aber auch Versprechen und Vorahnung, der ganze Zauber des siebenbürgischen Herbstes: „Transitschattenflug/Störche verlassen das Nest/Worte im Neuland.“