Die Gruppen für Lokale Aktion (GAL) sind öffentlich-private Partnerschaften zwischen Kommunen, Firmen und Einzelpersonen, die sich vorrangig die Entwicklung des ländlichen Raums zur Aufgabe gesetzt haben. In Rumänien haben sich seit EU-Beitritt Rumäniens vor zehn Jahren die Kommunen zu 239 solchen Verbänden zusammengeschlossen, die gegenwärtig etwa 93 Prozent des Territoriums umfassen. Die fünf GAL, die es im Banater Bergland gibt, umfassen 63 Gemeinden und zwei Kleinstädte (von insgesamt etwa 80 Kommunalverwaltungen), zusätzlich neun Ortschaften aus den Nachbarkreisen Temesch, Mehedinţi und Gorj. Landesweit haben 163 GAL Rumäniens in der ersten EU-Haushaltsperiode (2007-2014) aus Brüssel Geld bekommen zur Verwirklichung von Projekten, aber nur 15 ihrer Projekte betrafen die ärmsten unter den Armen, die Roma. Diese Daten gab eine der Koordinatorinnen des Workshops der GAL in Brüssel bekannt, Univ.-Prof.Dr. Ileana Rotaru von der Temeswarer privaten „Tibiscus“-Universität, die im ersten Februardrittel dort den Rumänien-Workshop leitete. Dr. Ileana Rotaru ist auch wissenschaftliche Beraterin der Roma-Hilfsorganisation Nevo Parudimos aus Reschitza. Die aus Reschitza stammende Hochschullehrerin hatte nach Brüssel Vertreter aller fünf GAL aus dem Banater Bergland eingeladen, so dass praktisch das gesamte Bergland von der beratenden Begegnung profitieren konnte.
Diese Gruppen für Lokale Aktion/ländliche Entwicklung im Bergland sind: „Ţara Gugulanilor“ im Norden, mit 2291 Quadratkilometern und 51.800 Einwohnern (in den Ortschaften Ferdinandsberg/Oţelu Roşu, Armeniş, Băuţar, Bolvaşniţa, Buchin, Bucoşniţa, Constantin Daicoviciu, Copăcele, Glimboca, Marga, Obreja, Păltiniş, Sacu, Slatina Timiş, Teregova, Turnu Ruieni und Zăvoi im Banater Bergland und Criciova in Temesch) als der größte Verband. Es folgt der Verbund der im Großraum Orawitza und im Westen des Almăj-Tals gelegenen Ortschaften, der sich „Călugăra“ (nach dem gleichnamigen orthodoxen Nonnenkloster) nennt (Roman-Tschiklowa, Răcăşdia, Ciuchici, Naidăş, Goruia, Ciudanoviţa, Grădinari, Vărădia, Vrani, Deutsch-Saska, Eftimie Murgu, Bănia, Dalboşeţ, Pojejena, Cărbunari, Socol, Ticvaniu Mare, Berlişte, Bozovici, und Lăpuşnicul Mare), mit einer Fläche von 1849 Quadratkilometern und 32.000 Einwohnern. Dann „Poarta Almăjului“, mit 1783 Quadratkilometern und 32.450 Einwohnern in den Ortschaften Herkulesbad, Topletz, Mehadia, Iablaniţa, Cornea, Mehadica, Luncaviţa, Cornereva, Prigor, Lăpuşnicel, Domaşnea, sowie Padeş aus dem Nachbarkreis Gorj. Dann gibt es die GAL „Caraş-Timiş„ (Târnova, Caraşova, Lupac, Fârliug, Ramna, Eisenstein/Ocna de Fier, Zorlenţu Mare, Franzdorf/Văliug, Brebu, Dezeriş, Dognatschka, Weidenthal/Brebu Nou, und aus Temesch Ştiuca, Darowa, Victor Vlad Delamarina und Găvojdia). Nicht zuletzt gibt es noch den Gemeindeverbund „GAL Clisura Dunării“, mit 974 Quadratkilometern und 13.500 Einwohnern (Coronini, Gârnic, Berzasca, Sicheviţa, Şopotu Nou sowie Sviniţa, Eşelniţa und Dubova aus dem Verwaltungskreis Mehedinţi).
Der Workshop von Brüssel nannte sich „Social Hubs in Rural Europe“ und wurde vom Europäischen Netzwerk für Ländliche Entwicklung“ (Brüsseler Kürzel: ENRD) organisiert. Sein Hauptziel: die Suche nach Wegen zu einer tieferen Inklusion und einer Erhöhung des demographischen Zuwachses im ländlichen Raum Europas. Neben den GAL aus der EU nahmen auch Vertreter der Europäischen Kommission, der Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten und Vertreter von NGOs teil (aus Reschitza die erwähnte Nevo Parudimos, als Gast der zigeunerischen Dachorganisation European Roma Grassroots Organisation - ERGO). „Hauptgewicht wurde gelegt auf die Umsetzung des LEADER-Programms der EU, also auf die Rolle der GAL im Prozess der Wirtschafts- und Sozialentwicklung ländlicher Gemeinschaften“, erläuterte Dr. Ileana Rotaru. Der Grund: „Der ländliche Raum wurde im entwickelten Europa ein Raum ständiger Veränderungen und Entwicklungen, von den demografischen Prozessen bis hin zur technologischen Erneuerung. Auf EU-Ebene können klar diverse Herauskristallisierungsstadien dieser Entwicklungen identifiziert werden,“ fuhr sie fort, „die nicht selten, bei Zurückbleiben, der Unterstützung bedürfen. Seit dem EU-Beitritt Rumäniens vor zehn Jahren hat auch unser Land das Entwicklungsprinzip `von unten nach oben´ angenommen, und im ländlichen Raum angewandt. Das heisst, ländliche Gemeinschaften müssen besser ins Staatsgefüge integriert werden, sozial wie wirtschaftlich, um das Lebensniveau der Bürger insgesamt anzuheben. Demografische Herausforderungen – etwa Entvölkerung des ländlichen Raums – und soziale Exklusion – etwa der armen Romagemeinschaften - sind zu meistern. Benachteiligten muss geholfen werden, Inklusion ist zu fördern.“
In Rumänien seien die Bewohner des ländlichen Raums schon lange eine soziologische Kategorie, die zutiefst benachteiligt ist – nahezu von jedwedem Standpunkt. „In der gegenwärtigen EU-Haushaltsperiode“, sagte Dr. Rotaru, „arbeiten in Rumänien 239 GAL gegen diese Herausforderung des Zurückgebliebenseins auf dem Land an. Wir erwarten eine bemerkenswerte Steigerung der Zahl der Projekte, die sich zum Ziel setzen, die Tiefenarmut zu bekämpfen. Vor allem in den ärmsten Romagemeinschaften. Solcherart Ziele müssen auch in den lokalen Entwicklungsstrategien aufscheinen. Dies bewusst zu machen war eines der Ziele der Brüsseler Begegnung.“ In diesem Sinn wurde die Temeswarer Hochschullehrerin beauftragt, einige Forschungen durchzuführen bzw. zu koordinieren. „Es handelt sich in erster Linie um ein Monitoring der GAL Rumäniens“, erläuterte sie, „und deren Einstellung bzw. Zusammenarbeit mit der Roma-Hilfsorganisation Nevo Parudimos. Hierzu wurde in Brüssel ein Vertrag unterzeichnet zwischen Nevo Parudimos und der Föderation der GAL Rumäniens sowie der ERGO. Es geht um den Transparenzgrad der Arbeit, den Organisierungsmodus, die Erfüllung der Aufgaben, die sich die lokalen Entwicklungsstrategien stellen. Gleichzeitig werden wir, gratis, Beratung anbieten und bei der Herausbildung der Führungsteams der GAL behilflich sein – sofern man das von uns wünscht. Auch beim Auswählen potenzieller Anwender könnten wir Unterstützung anbieten.“ Für Roma-Gemeinschaften wird ein Paket ausgearbeitet, das kulturelle, erzieherische, infrastrukturelle und handwerkliche Projekte umfasst, aber auch den Bau von Tagesstätten, zur Sesshaftwerdung/gegen die Entvölkerung des ländlichen Raums, für interkulturellen Dialog, Förderung der Toleranz und der guten Kommunikation.“