In dieser Ausgabe der Banater Zeitung können Sie die erste öffentliche Stellungnahme von Eginald Schlattner zu den Vorwürfen lesen, er sei ein Mitarbeiter der Securitate gewesen.
Vor und nach der aus Raumgründen auf zehn Folgen aufgesplitteten Analyse von William Totok „Empathie für alle Opfer. Eginald Schlattner, ein Leben in Zeiten diktatorischer Herrschaft“ – die vorher vollständig, auch mit allen Fußnoten einer wissenschaftlichen Veröffentlichung, in der „Halbjahreschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik. Bewältigung, Gedächtnis, Authentizität“ erschienen war - und nach der polemisch angehauchten „Klarstellung“ von Dr. Stefan Sienerth und Dr. Peter Motzan bezüglich Bemängelungen Totoks an ihrem Buch „Worte als Gefahr und Gefährdung.Fünf deutsche Schriftsteller vor Gericht (15.September 1959 – Kronstadt/Rumänien).Zusammenhänge und Hintergründe, Selbstzeugnisse und Dokumente“ (Verlag Südostdeutsches Kulturwerk, 1993) hatten William Totok und ich einen langen e-mail-Austausch mit Eginald Schlattner. Der Christ in ihm und der von seiner Mission überzeugte evangelische Pfarrer aus Rothberg, der im Bewusstsein seiner Sendung auch als Gefängnispfarrer wirkt, musste Schritt für Schritt zu einer Stellungnahme bewegt werden.
Zuletzt seine Kapitulation: „Ich hol nichts zurück. Schlechter als die Haß-Jahre vorher kann es nicht werden, nach dem, was ich habe anhören müssen. (...)“. Und er überließ der „Banater Zeitung“ einen schon länger zurückliegenden Brief, auf den er nie Antworten bekommen hatte: „Es ist ein irenisches Skript; und: alles kann pervertiert werden, selbst Mohammed und Christus.“ Dieses friedliebende und in seiner Grundabsicht friedenstiftende Schreiben eines jahrzehntelang Gemobbten hat zuerst Überlegungen von Willam Totok und mir selber ausgelöst: sollen wir (das Einverständnis des Autors selbstverständlich vorausgesetzt) eingreifen ins Manuskript und „Glättungen“ oder „Anpassungen an die derzeitige Orthographie“ vornehmen? Ich habe mich dazu entschieden, es nicht zu tun. Nicht nur der Authentizität wegen.
"Nicht auf mir sitzen lassen will ich, es war genug 40 Jahre, was in der Klarstellung gesagt wird, daß ich die 5 Schriftsteller ‘schwer belastet’ habe. Selbst aus den in ‘ Worte als...’ veröffentlichten Akten geht das nicht hervor“, schreibt mir Eginald Schlattner kurz vor der heutigen Veröffentlichung seiner Stellungnahme. „Ferner: Wie Sie wissen, haben sich die Verteidiger bei der Berufung im Fall ihrer Mandaten, der fünf, auf positive Zeugenaussagen von mir bezogen.“
Schlattner hatte den Mut und die christliche wie menschliche Offenheit, sich gründlich mit dem Verdacht auseinanderzusetzen, der ihm als „schwere Belastung“ aufgehalst wurde: er schrieb „Rote Handschuhe“. Besten Wissens und Gewissens, authetisch und von einer literarischen Qualität, die den Roman zum Erfolgsbuch machte: im August erscheint das Buch im brasilianischen Sao Paulo. Dieser Autor hat ein Recht, von seinen posttraumatischen Belastungsstörungen erlöst zu werden.