Der Festsaal der Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar/ Timi{oara war am vorigen Freitag bereits um 9 Uhr voll. Zwei elfte Klassen hatte es dorthin verschlagen, schließlich sollten sie nützliche Infos über das Studium in Deutschland erhalten. Konkret ging es um das Studienangebot der Hochschule Karlsruhe (HKA), das Prorektor Prof. Dr. Franz Quint, selbst Absolvent der Lenau-Schule und zugleich Vorsitzender des Vereins der Freunde der Lenauschule, vorstellte. Franz Quint kam nicht allein, sondern in Begleitung eines HKA-Absolventen: Valentin Ganț, der die Deutsche Spezialabteilung an der „Lenau“ abgeschlossen und anschließend an der HKA studiert hatte. Seinen Masterstudiengang im Bereich „Informatik“ absolvierte Valentin Ganț erst vor wenigen Wochen mit der Höchstnote. Heute arbeitet der junge Mann bei einem deutschen Softwareunternehmen – ab September sogar von Temeswar aus.
„Die HKA ist eine der neun Hochschulen in Karlsruhe und die zweitgrößte davon. Mehr als 40.000 Studenten leben in Karlsruhe, davon etwa 7000 an der HKA“, erklärte der Professor für Elektrotechnik Franz Quint, seit 2017 Prorektor für Forschung an der HKA. „Unsere Hochschule hat sechs Fakultäten und 44 Studiengänge, vor allem im technischen Bereich. Ein Vorteil ist, dass es sich um kleine Studiengänge handelt, mit ungefähr 50-70 Studenten – wir kennen unsere Studenten namentlich“, betonte Franz Quint. Eine Besonderheit sind die dualen Studienmodelle „Studium plus Ausbildung“ bzw. „Studium plus Praxis“, die in Kooperation mit Privatunternehmen angeboten werden. Dabei bekommen diejenigen, die für diese Art des Studiums zugelassen sind, ein monatliches Gehalt. „Karlsruhe ist die ideale Stadt zum Studieren – es gibt nicht so viele Ablenkungen, wie in Berlin, zum Beispiel“, sagte Valentin Gan]. Zum Schluss der Präsentation blieben einige Schüler im Saal, um zusätzliche Informationen von Prorektor Quint zu erhalten.
Bei seinem Besuch in Temeswar überbrachte Franz Quint auch eine neue „Trutz euch!“-Tafel. Die Tafel, die unter der Lenau-Büste linkerhand im Eingangsflur der Lenau-Schule angebracht wurde, hat eine große Bedeutung für die Schule. Eine derartige Tafel, auf der das Gedicht „Trutz euch!“ von Nikolaus Lenau geschrieben stand, war bereits seit den 1970er Jahren dort angebracht gewesen und begrüßte Generationen von Schülern beim Eingang in die Schule. Im Zuge der Renovierungsarbeiten nach der Wende ist die Tafel abhandengekommen, sodass sich der Verein der Freunde der Lenauschule für das Anbringen einer neuen Tafel stark machte. „Die Konzeption dieser Tafel lag in den Händen von Architekt Hanno Chef, Lenau-Absolvent 1981. In der Ausführung ist es eine Tafel aus Corian (Anm.: ein Kunststein), die Buchstaben sind eingraviert und mit Gold platiniert“, erklärte Franz Quint. Neben der Lenau-Büste wurde zugleich eine erklärende Tafel zum Dichter Nikolaus Lenau angebracht.
Um 11 Uhr war dann der Höhepunkt des Besuchs des Vorsitzenden des Vereins der Freunde der Lenauschule angesetzt. Die Elsa-Lucia-Kappler- und Jakob-und-Carmen-Walbert-Preise wurden feierlich verliehen. Der Elsa-Lucia-Kappler-Preis wurde 2009 an der Lenau-Schule eingeführt. Gestiftet wurde er von Prof. Dr. Günther Kappler, einem ehemaligen Lenau-Schüler, im Gedenken an seine Mutter Elsa Lucia Kappler, die einst Deutschlehrerin an der Schule war. Der Preis würdigt besondere Leistungen im Fach Deutsch und wird jährlich vergeben. Der Wettbewerb besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil und richtet sich an Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Klassen. Die diesjährigen Preisträger aus der zehnten Klasse waren Zara Chi{evescu (I. Preis), Andrei Minuț (II. Preis) und Maria Roșu (III. Preis), während Astrid Moț (I. Preis), Giulia Rudăreanu-Mihancea (II. Preis) und Amaya Gherase (III. Preis) aus der elften Klasse Kappler-Preise bekamen.
Die Carmen-und-Jakob-Walbert-Förderpreise werden seit dem Schuljahr 2015/2016 an der Nikolaus-Lenau-Schule verliehen. Gestiftet wurde dieser Preis vom Ehepaar Carmen und Jakob Walbert, beide ehemalige Lenau-Schüler, im Anschluss an das Lenautreffen im Juni 2015. Mit dem Preis werden herausragende Leistungen von Schülerinnen und Schülern in den Naturwissenschaften gewürdigt – insbesondere in den Fächern Biologie, Chemie, Physik, Mathematik, Informatik und Technik. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten projektbezogen in Teams.
Im Bereich Informatik/Robotik wurde der erste Preis an Mark Aster, Albert Bistrian und Jannik Welzeck vergeben. Den zweiten Preis erhielten Rareș Petrescu sowie Cezar Hălbac Cotoară Zamfir.
Im Fach Physik ging der erste Preis an Zara Chișevescu, Karina Ciocloda und Miruna Gal. Der zweite Preis wurde Alexandru Crăciun, Alexandra Nedela und Davide Terbancea zugesprochen. Den dritten Preis erhielten Daniel Brândăș und Andrei Ignea.
Im Fach Chemie wurden Aris Moldovan und Mihaela Puiuleț mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Der zweite Preis ging an Alexandra Nedela sowie an Doris Ruse und Marla Wenczel. Über den dritten Preis durften sich Sonia Staicu und Andrei Minuț freuen.
Im Bereich Biologie erhielten Ana Fălcușan und Amaya Gherase den ersten Preis, während Alexia Apreotesei und Emilia Satmari mit dem zweiten Preis ausgezeichnet wurden.
Neben unterschiedlichen Geldpreisen für die Gewinner erhielten alle Teilnehmenden Diplome sowie kleine Geschenke. Auch der engagierte Einsatz der betreuenden Lehrkräfte wurde gewürdigt – als Beitrag zur Förderung von Fachkompetenz, Teamgeist und Forscherdrang an der Nikolaus-Lenau-Schule.
Der Verein der Freunde der Lenauschule macht sich seit 2008 für die Belange der Lenauschule stark. „Wir haben rund 160 Mitglieder, davon sind 95 Prozent ehemalige Lenau-Schüler“, erklärte Vereinsvorsitzender Franz Quint. Im Laufe der Jahre unterstützte der Verein die Schule mit dutzenden Transporten von Schulmobiliar und deutschen (Lehr-) Büchern, es wurden Förderpreise und neulich auch das Erich-Pfaff-Stipendium an Schüler mit herausragenden schulischen Leistungen vergeben.
Anlässlich seines Besuchs in Temeswar wurde Franz Quint von einigen engagierten Schülern der zehnten und elften Klasse angesprochen, die den ehemaligen „Club“ im Untergeschoss der Schule wiederbeleben möchten. Im Namen des Vereins sagte der Vorsitzende seine Unterstützung zu – schließlich ist der „Club“ ein Stück gelebte Schulgeschichte. Hier wurden unvergessliche „Gebu“-Partys gefeiert, Begegnungen ermöglicht und Gemeinschaft gelebt. Nun soll dieser besondere Ort nicht nur renoviert, sondern als kultureller Treffpunkt einer neuen Schülergeneration übergeben werden – als lebendiges Erbe und Symbol für Zusammenhalt, Kreativität und Schulidentität.