Marmaroschsiget – Christi Himmelfahrt ist an der im Juni 1997 eröffneten Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und für die Widerstandsbewegung (Memorialul Victimelor Comunismului și al Rezistenței) in Sighetu Marmației kein gewöhnlicher Feiertag, sondern von der Hausordnung als „Tag der Erinnerung“ verbrieft: Donnerstag, am 29. Mai, war der Erdgeschoss-Flur im ehemaligen Gefängnis-Hauptflügel entsprechend mit Stühlen ausgestattet und von über 100 Personen gebannt zuhörend aufgesucht worden. Ana Blandiana (83), die das weltweit einzigartige Museum gemeinsam mit ihrem 2016 verstorbenen Ehemann Romulus Rusan gegründet hatte, war kein wenig überraschend persönlich zugegen und teilte sich das Mikrofon an der Spitze des Gedenktages mit bis zu einem Dutzend Mitrednerinnen und -Rednern. Publik zu Wort meldeten sich folglich nicht allein Ioana Boca, Geschäftsführerin der Stiftung „Academia Civică“, und Historikerin Andrea Dobeș vom Team am „Memorial“, sondern auch der aus der Region stammende Dichter und Soziologe Gheorghe Mihai Bârlea sowie eine Reihe Zeitzeugen und Intellektueller, denen die Auseinandersetzung mit Rumäniens Nachkriegs-Vergangenheit besonders am Herzen liegt. Im Namen ihres 1954 in politischer Haft vor Ort aus dem Leben geschiedenen Vaters Virgil Potârcă bezog Tochter Voica Potârcă sich auf das Erbe der christlich-demokratischen Bauernpartei (PN}) und Gelu Hossu auf die hehre Bedeutung seines Vorfahren Iuliu Hossu, griechisch-katholischer Bischof, Überlebender der Haft in Sighetu Marmației, Zwangsdomizil-Opfer und ein Jahr vor seinem Tod 1970 von Papst Paul VI. unter Geheimhaltung zum Kardinal erhoben.
Ansprachen im „Memorial“ hielten auch die im jugendlichen Alter leidgeprüfte Zeitzeugin Nina Moica (Jahrgang 1943), Vorsitzende des Vereins Ehemaliger Politischer Häftlinge in Rumänien, Alin B˛diceanu als stellvertretender Vorsitzender der regionalen Vereinsfiliale im Kreis Bihor und Tiberiu Sarafoleanu für die Sache des Vereins Ehemals in die Bărăgan-Tiefebene Deportierter auf Ebene des Kreises Temesch. Die Botschaft des 1972 nach Frankreich geflohenen Elite-Ingenieurs Alexandru Ion Herlea, dem Vorsitzenden der „Maison Roumaine“ in Paris, verlas Architektin und Archäologin Anca Lemaine, ebenso vor dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Frankreich emigriert und ihres Zeichens Nachfahrin des psychologischen Vordenkers Florian Ștefănescu-Goangă. Mitveranstalterin des „Tages der Erinnerung“ in Sighetu Marmației war die Hanns-Seidel-Stiftung der Christlich-Sozialen Union in Bayern (CSU), und am „Friedhof der Armen“ am Stadtrand („Cimitirul Să- racilor“) zur Hommage an die Todesopfer ohne rückverfolgbare Grabstellen-Zuordnung, der zeitgleich zum „Memorial“ angelegt wurde und dessen Hecke den Landesgrenzen Rumäniens nachgebildet ist, wurde eine Gedenkmesse unter freiem Himmel gefeiert.
Außerdem hat Bildhauer Aurel Vlad, aus dessen Werkstatt der bronzene „Zug der Geopferten“ im Gefängnis-Hof („Cortegiul Sacrificaților“) stammt, in der Zelle Nummer 53 – jener, in der griechisch-katholische Bischöfe inhaftiert waren – weitere Skulpturen eingeweiht. Selbstverständlich war auch Ion-Andrei Gherasim, der Geschäftsführer der Corneliu-Coposu-Stiftung, am höchst prominent besetzten „Tag der Erinnerung“ im „Memorial“ von Sighetu Marmației anwesend.