Reschitza – Der Konflikt der Stadt Reschitza mit der pleitegegangenen Müllentsorgungsfirma Green Ecobauer, die zwar Tarife fürs Einsammeln und Abtransportieren des Mülls aus mehreren Städten des Banater Berglands kassierte, doch alles Eingesammelte „provisorisch“ einfach auf die Müllkippe von Reschitza schmiss, die gesperrt ist (ADZ berichtete), ist nur die eine Seite des immer teurer werdenden Müllproblems der Stadt. Die andere betrifft das gesamte Banater Bergland: das „Integrierte Zentrum für Abfallmanagement“ am Rande der Gemeinde Lupak bei Reschitza, das seit 2014 in Betrieb sein müsste, funktioniert immer noch nicht. Und Schuld daran ist keiner.
Für den Kreisrat Karasch-Severin, als Hauptbetreiber und -aktionär des Abfallentsorgungsverbands ADI Intercom De{euri, sind die Millionen Euro, die – aus EU-Mitteln und aus dem Haushaltsgeld des Landkreises – in Lupak scheinbar in den Sand gesetzt wurden, ein „schweres Erbe“ der „Frunzăverde-Administration“, die aller-dings schon seit fünf Jahren abgewählt ist. Auch die Umweltministerin unangenehmen Gedenkens, Gra]iela Arcadia Gravrilescu (ALDE) hatte (2018, vor knapp zwei Jahren) schon ihr ministerielles Ultimatum zur Inbetriebnahme der Anlage ausgesprochen – und damit nichts ausgerichtet. Letztendlich scheint pure Kompetenzlosigkeit hier am Werk zu sein, sowie Planungs- und Ausführungsfehler noch und noch, für die sich niemand verantwortlich fühlt, für die niemand verantwortlich gemacht wird.
Auf der Dezembertagung des Kreisrats Karasch-Severin wurde diesem, auf Antrag des Vorsitzenden Silviu Hurduzeu (PSD), ein Bericht über die IST-Situation der Müllverarbeitungsanlage vorgelegt. Schlüsselsatz des Berichts: „Die Investitionen im Rahmen des Projekts sind abgeschlossen und abgenommen worden, das System ist nicht in Betrieb genommen worden als Folge von Diskonformitäten, die in der Zeitspanne der Notifizierung der Defekte aufgetaucht sind.“ Und dann geht der Bericht auf diese „Diskonformitäten“ und „Defekte“ des Müllverarbeitungszentrums ein.
2018, während eines kurzen Probelaufs, stellte man fest, dass das Auffangbecken des „Levigats“ (das ist das Sickerwasser, also jede Flüssigkeit, die durch die abgelagerten Abfälle durchsickert und aus der Deponie emittiert oder in der Deponie eingeschlossen wird) „disloziert“ war, dass also das Sickerwasser nicht zurückgehalten werden konnte, die Umwelt folglich verschmutzt zu werden drohte. Der Bauhausführer scheiterte beim Versuch, das Auffangbecken ins Lot zu bringen. Zumal es 1,79 m (!!) höher gebaut liegt, als es hätte stehen müssen, um als gravitativ funktionierendes Auffangbecken der Flüssigkeiten wirken zu können. Aber dass das während der Bauzeit niemand bemerkt hatte – nicht einmal der Chefarchitekt des Kreisrats, der zeitweilig die Bauaufsicht hätte ausüben müssen (und dafür bezahlt wurde) – ist zumindest befremdlich. Technische Expertisen folgten (um teures Geld – sie stellten fest, dass es sich um einen Entwurfsfehler handelt…), die Ausarbeitung eines neuen „technischen Entwurfs“ für den kompletten Neubau des Levigats-Beckens (auch das um Extra-Geld), eine neue Ausschreibung für die Bauausführung, für die Bauaufsicht. Es fand sich ein neuer Bauausführer. Binnen der kommenden fünf Monate will er mit dem neuen Levigats-Becken fertig werden.
Zweites großes Problem ist die Sortierhalle, deren Dach. Das ist verrutscht. Chefarchitekt Victor Borislav Naidan (ein noch von Frunz²verde Ernannter) und Geschäftsführer Cristian Bâtea (als dessen Vater Constantin in Rente ging, übernahm er mit Absegnung von Frunzăverde den Posten des gutbezahlten Geschäftsführers des Kreisrats…) beschreiben im Bericht an den Kreisrat, was passiert ist. Das Dachgerüst sei von seiner Verankerung abgerutscht und stützt sich jetzt auf die Sortierkabinen, wodurch die Beton-Stützpfeiler der Halle nach außen gedrückt wurden, was die Fenster verrückt hat und auch die Hallenwände aus dem Lot brachte, die Ventilationsrohre der Sortierkabinen kaputtgemacht hat und auch die Elektroinstallationen havarierte. Betroffen ist auch die Feuerlösch-Anlage, also die Leitungsrohre und die Sprinkler. Auch das ist seit mehr als einem Jahr ein ungelöstes Problem.
Doch keine Sorge! Unbekümmert schreiben die beiden Autoren: „Wir warten aufs Projekt zur Reparatur der Halle, welche die Sortieranlage beherbergt. Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit mit der Firma, mit dem Bauausführer, bezüglich der von ihnen vorgeschlagenen Lösungen. Wir haben ihnen erklärt, dass nicht sie es sind, die ultimative Lösungen vorzuschlagen haben für Baufehler, die auf ihr Konto gehen, dass nicht sie Bedingungen zu stellen haben, sondern dass sie uns die Halle unter jenen Parametern zu übergeben haben, die im Projekt vorgesehen sind. Die Firma muss das Reparaturprojekt ausarbeiten, das dem Kreisrat vorzulegen, hier zu analysieren ist, um danach umgesetzt zu werden. Von derselben Firma, die die Bauausführung auch vorher hatte und verhaut hat. Momentan sind bereits alle Termine überschritten, die die Firma dem Kreisrat ursprünglich vorgeschlagen hatte.“
Kreisratspräses Hurduzeu konnte zuletzt nur bestätigen, was im Bericht steht. Er sei auf dem Laufenden. Fakt ist, dass Anfang 2020 niemand sagen kann, wann der Wahnsinn des Abtransports des gesamten Mülls des Banater Berglands zu den Müllverarbeitungsanlagen in Großwardein oder im südrumänischen Horezu gestoppt werden kann. Alles geht natürlich auf Kosten der Bürger, deren einzige „Schuld“ darin besteht, die „Verursacher“ des Mülls zu sein. Die reelle Gefahr besteht, dass sich die Müllentsorgung und -aufarbeitung im Banater Bergland bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag im gegenwärtigen Provisorat und unter Bedingungen der gegenwärtigen Überteuerung fortsetzt.