Präsident N.D. Dan hat in der Nacht nach den Wahlen, noch bevor er als Sieger feststand, erklärt, er respektiere die Option der „Gemeinschaft“, die seinen Gegner wählte. Der promovierte Mathematiker, der erste siegreiche parteilose Präsidentschaftskandidat in der Geschichte Rumäniens, verstehe, dass diese „mit gutem Recht empört ist wegen der Art und Weise, wie in Rumänien Politik gemacht wurde“ und nun glaubt, „die einzige Lösung sei die Revolution“. Hingegen schlage er vor, „dass wir gemeinsam kämpfen für ein einziges, einheitliches Rumänien, nicht für zwei Rumänien“. Deswegen biete er seinen Gegnern die Versöhnungshand.
N.D. Dan weiß, wie jeder hierzulande, dass drei Jahrzehnte Parteien“wirtschaft“ (…in die eigene Tasche der Parteienverantwortlichen) und die lange Wahlkriegszeit 2024-2025 in der Gesellschaft einen tiefen Riss hinterlassen haben, den zu überbrücken Geschick, Ausdauer, massenpsychologisches Feingefühl, viel Diplomatie und noch vieles Weitere nötig sind. In erster Linie: das Kennenlernen der „Gegner“.
Wer sind also die Wähler des Pro-Faschisten, Populisten und Souveränisten George Simion und seines Gönners und Vorbilds, des Krypto-Legionärs C˛lin Georgescu? Dass die beiden gemeinsam zur Wahlurne schritten, sollte als Symbolgeste für die Anhängerschaft stehen. Ebenso gemeinsame Fernsehauftritte, der Schwur Simions, nach seinem Wahlsieg Georgescu zum Premier zu ernennen – auch wenn Georgescu verhalten Überlegenheit und etwas Zurückhaltung gegenüber dem rüpelhaften Simion zeigte, der seine grundsätzliche Herkunft und Mentalität als Fankurven-Dirigent wohl nie zu leugnen vermag. Georgescu scheint innerhalb des Duos Wert gelegt zu haben auf die Rolle als „geistiger Vater“ des „jungen Protegées“.
Wahlanalysten gehen davon aus, dass rund 70 Prozent der fast fünf Millionen Stimmen Simions auf sein Schatten-Vor-Bild Georgescu zurückzuführen sind. Besorgniserregend: vorwiegend junge Wähler zwischen 18 und 24 Jahren, danach diejenigen bis 44 – faktisch die aktive Bevölkerung – stimmte für ihn. Bloß 13 Prozent der Georgescu-Simion-Wähler hatten ein Hochschulstudium. Der Rest war „das schweigende Rumänien“: bisher kaum Wählengegangene. Ein Vorteil bei ihrem Herauslocken aus der Reserve war Georgescus wohlkalkulierte „messianische Aura“, die leicht zu paaren ist mit orthodoxen Konzepten von Heiligen, Erlösern und Wundertätern (eingebläut von einer politisch aktiven Popenschaft).
Umfragen ergaben, dass bloß fünf Prozent der Simion-Wähler für ihn wegen „Kompetenz“ stimmten, aber 54 Prozent fürs Versprechen der radikalen Veränderung. Und 18 Prozent für seine politische Orientierung. Denkt rund ein Fünftel der mündigen Bevölkerung Rumäniens pro-faschistisch?
Also: Kandidat egal ob gut oder schlecht, wichtig ist denen eine Änderung!
Problematisch ist der dieser Wählermasse aufoktroyierte Ukraine- und Abendland-Hass. Auch unter Auslandsrumänen? Der Hass auf die Ukraine (Georgescu: „ein erfundenes Land“) – Simion ist dort persona non grata – hat als Retourkutsche die Russophilie und die Sympathie für den ungarischen Autokraten Viktor Orbán (der eine Wahlempfehlung für Simion aussprach – die er auf Druck der UDMR zurückzog), nicht als Ungar, sondern als Autokrat der MAGA-Linie. Das wirkte vor allem bei traditionellen PSD-Wählern. Simion erklärte wiederholt blauäugig, Russland sei keine Bedrohung für Rumänien. Putin stilisierte er zum „Patrioten“, der „sein Land /vor dem Westen!/ verteidigt“ – Kreml-Propaganda pur. Das Rumänien des Duos Simion/Georgescu ist xenophob und chauvinistisch.
Der Kern ihrer Wählerschaft kommt aus den postkommunistischen Brutnestern der PSD, den roten Landeskreisen der Moldau, Olteniens und der Walachei. Kein Zufall, dass die PSD nach Antonescus Wahlschlappe keine Wahlempfehlung aussprach. Und dass der Spitzenkandidat (PNL) schmierig schwieg.