Temeswar (ADZ) – Der Temeswarer Vizebürgermeister Ruben Lațcău hat am Donnerstag erklärt, dass die Stadtverwaltung höchstes Interesse daran habe, ein funktionales Geoinformationssystem (GIS) aufzubauen, um damit den unendlichen Pannen bei der Umsetzung von Investitionen in der Verkehrsinfrastruktur ein Ende zu setzen. Man habe den Aufbau eines solchen Systems bisher versäumt, obwohl räumliche Informationssysteme überall auf der Welt eingesetzt werden und bei der Planung von öffentlichen Investitionen nicht mehr wegzudenken seien. Weil aber die Stadt über kein GIS verfüge, sei es immer wieder vorgekommen, dass Entwürfe von Straßenerweiterungen oder anderen Infrastrukturarbeiten mit der Lage vor Ort nicht übereinstimmten.
Das beste Beispiel sei die Grigore-Alexandrescu-Straße, die auch Bürgermeister Fritz am Mittwoch erwähnt hatte, wo niemand zu wissen schien, dass Strommasten verlegt werden müssen, um die Fahrbahn zu erweitern. Notwendig sei also ein Geoinformationssystem, da man nur so einen genauen Überblick über all das habe, was in der Stadt gebaut werde. Die Verwaltung wisse zum Beispiel nicht, wann und wo Privatinvestoren Strom-, Wasser- oder Kanalisationsnetze bauen oder umleiten, sagte Lațcău. Es gäbe zwar eine Abteilung im Rathaus, die sich damit beschäftigen müsse, doch unter der Vorgängeradministration habe man die technische sowie die Personalausstattung dieser Abteilung vernachlässigt.
In Temeswar gäbe es genug kreative Kräfte, die an der Herstellung und Aktualisierung eines räumlichen Informationssystems arbeiten könnten, die Fachabteilung Geografie an der Fakultät für Biologie, Chemie und Geografie der West-Universität sei bereits eingebunden. Man habe Gespräche mit den Fachleuten der Universität geführt und werde spätestens in zwei Jahren über ein funktionales GIS verfügen. Außerdem soll es für jedermann zugänglich werden. Das Vorhaben werde in der Haushaltsplanung für 2021 aufgenommen, versicherte der Vizebürgermeister.
Ferner erklärte Lațcău, dass Fritz und er dabei seien, das gesamte Investitionskonzept der Stadtverwaltung zu ändern. Bisher habe es immer wieder Ausschreibungen gegeben, bei der sich kein Bauunternehmen gemeldet habe, weil die Konditionen einfach unzumutbar waren. Unter Nicolae Robu seien die Beamten angewiesen worden, Projekte und Ideen am laufenden Band zu entwickeln, doch dies geschah zu schnell und in der Regel kaum durchdacht. Kein seriöser Unternehmer hätte sich solche Pflichten und Termine zugemutet, größtenteils stimmten auch sonstige Vertragsbedingungen nicht. In der Tat hat es unter Ex-Bürgermeister Nicolae Robu immer wieder Ausschreibungen für öffentliche Investitionen gegeben, die mehrmals wiederholt werden mussten und letztendlich aufgegeben wurden, weil sich kein Interessent meldete. Man habe lediglich Papierkram produziert und sich mit phantastischen Projekten gebrüstet, sagte Lațcău. Im Endeffekt habe man dadurch nur 0,22 Prozent der zur Verfügung stehenden EU-Fonds auch tatsächlich abgeschöpft. Dies gehe aus Dokumenten der Regionalentwicklungsagentur West zweifelsohne hervor, Lațcău veröffentlichte sie auf seiner Facebook-Seite.
Nun arbeite die Stadtverwaltung mit der Entwicklungsagentur zusammen, um einige der bereits in die Wege geleiteten Investitionen, wie zum Beispiel die Solventul-Unterführung, über den EU-Wiederaufbaufonds finanziert zu bekommen. Dafür müsse man einige Änderungen an den ursprünglichen Planungen vornehmen. Die krampfhafte Art, in der man bisher öffentliche Infrastrukturen instandgesetzt habe, müsse aufhören. Qualitätsindikatoren müssten in allen Planungen einfließen, sagte Lațcău ferner, ein Umdenken habe bereits stattgefunden. Man könne nicht hier einen Gehsteig notdürftig flicken, dort einen Parkplatz zwischen Wohnhäusern peinlich instandsetzen und sich am Ende des Tages damit rühmen, wie viele Projekte man umsetze, wenn die Qualität mangelhaft sei und die Flickarbeit vorprogrammiert. Die Latte müsse man in einer Stadt wie Temeswar deutlich höher legen.