Es bleibt auch für Adam Zirk eine unbeantwortete Frage, wie Josef Kanton so viele Kinder und Jugendliche zur Kirchweih im Temescher Kurortstädtchen Busiasch/Buziaş motivieren kann. Kanton hat bereits vor Jahren von Adam Zirk die Organisierung des Kirchenfestes im Ort übernommen.
Etwa 50 Jugendliche beteiligten sich auch in diesem Jahr an der „Busiascher Kerweih“, traditionsgemäß spielte die Rekascher Blaskapelle. Straußsegnung, Einladungen in Behörden und Institutionen, Besuch der orthodoxen Kirchen und Kirchweihball standen wie üblich auf dem Programm. „Die Aufmärsche werden hier immer komplexer und schöner“, behauptete eine Zuschauerein, die seit Jahren dem Fest in Busiasch beiwohnt. Einen Großteil der Ferien haben die Busiascher Kinder und Jugendlichen dafür geübt.
Ein Jubiläum war das Fest auf jeden Fall: 40 Jahre Neuauflage der „Busiascher Kerwei“, mit Trachtenkleidern und Festtagsstimmung, eine Veranstaltung, die diesmal zu Beginn der Festtage der Stadt Busiasch über die Bühne ging. Seit etwas mehr als einem Jahr ist der römisch-katholische Seelsorger Szilárd Vodila in Busiasch im Amt. Seine Arbeit findet er „ermutigend“, sie „macht Spaß“ und was konkret das Kirchweihfest betrifft, ist er „den Organisatoren gegenüber sehr dankbar“.
Gerade für Busiasch ist es eine besondere Überraschung, dass das Kirchweihfest zu den wenigen zählt, die in den Banater Verwaltungskreisen, Arad, Karasch-Severin/Caras-Severin und Temesch/Timiş, überhaupt noch veranstaltet werden, da die Kleinstadt nie eine rein deutsche Gemeinde war.
In Busiasch hat vielleicht gerade die multiethnische Zusammensetzung der Ortschaft dazu geführt, dass neben Kindern aus deutschen Familien auch viele aus rumänischen oder ungarischen Familien mitmachen, was das Fortbestehen des Festes heute sichert.
Auch früher, als Kirchweih in Busiasch eine Angelegenheit der Busiascher Schwaben war, gab es da einige Besonderheiten. So gibt es keine authentische Busiascher schwäbische Festtracht: Aus den umliegenden schwäbischen Dörfern Nitzkydorf/Niţchidorf und Bakowa/Bacova haben sich die Busiascher inspiriert und ihre Trachten genäht. Noch in der Zwischenkriegszeit feierten die Busiascher ohne eigentliche Volkstracht, erinnert sich Adam Zirk, der im Alter von 86 Jahren aus Deutschland angereist war, um beim Fest dabei zu sein.
Eine einzige Kirchweih (1953) hatte es in Busiasch nach dem Zweiten Weltkrieg und bis 1971 gegeben. Als Adam Zirk Anfang der 1970er Jahre das Fest aufnahm und von nun an alljährlich veranstaltete, hatte der ehemalige stellvertretende Schuldirektor keine leichte Aufgabe. Vor allem den Strauß in die Kirche bringen, war ein mühsames Unterfangen. „Drei Paare haben sich regelrecht in die Kirche geschlichen – an der ersten Ecke stand der Mann von der ´Securitate´ und beobachtete“, erinnert sich Zirk.
Nun setzt Josef Kanton das Fest fort: Die Behörden helfen heute bei der Veranstaltung mit, doch mussten die abgewanderten Deutschen durch andere Teilnehmer ersetzt werden. Und das hat scheinbar wunderbar geklappt: So kam die Familie von Simona Curila vor mehr als zwei Jahrzehnten aus dem Raum Bac²u; heute leitet die Frau die jüngsten Kirchweihpaare an – ihre zehn Jahre alte Tochter findet eine Teilnahme an der Kirchweih selbstverständlich.
Alles ganz im Sinne der Philosophie von Adam Zirk: „Besser miteinander als gegeneinander“.