Der Milliardär Ion Ţiriac sagte in einem Fernsehgespräch in gewohnt apodiktischer Manier: „Lieber Diebe als Dumme. Von den Dieben bleibt was zurück.“ Die Aussage machte Karriere. Prompt kam auch eine intellektuelle Replik (von Andrei Cornea) darauf: „Wenn ´Diebe´ `gescheit` sind, dann nur zum Stehlen und zu nichts sonst.“ Diebe hätte nie interessiert, etwas Ordentliches zu lernen. Ţiriac, der nie zimperlich war in der Wahl seiner Alliierten, hatte sich mit seiner Aussage an seiten der dubiosen PSD-Mehrheit in Politik und Regierung geschlagen. Sogar kalt zu verstehen gegeben: Okay, Diebe schon, aber nach ihnen bleibt etwas bestehen.
Unlängst erschien in der „Biblioteca italiană des Humanitas-Verlags als 31. Band das Buch eines (auch durch seine eigene Absicht lange) vergessenen Zeitgenossen Macchiavellis: „Ricordi. Dialogo del Reggimento di Firenze“ (in etwa: „Überlegungen. Dialog über das Regieren von Florenz“). Das Buch war von Francesco Guicciardini eher zur Klärung seiner eigenen Erfahrungen und Bedenken geschrieben worden, als zur Veröffentlichung und Belehrung, denn der etwas jüngere Guiccardini, der Machiavelli, den „florentinischen Sekretär“, bestens persönlich kannte, war jahrelang in verantwortlicher Stellung im Florenz der Renaissance politisch tätig und meditierte oft über Mechanismen und Macht eines starken Stadtstaates mit weitreichenderen Ambitionen. Machiavelli war eine Art Außen-, Guiccardini eine Art Minister des Innern.
„Es ist unmöglich, die Würdenträger dazu zu bringen, nicht zu stehlen“, schreibt der kluge Florentiner. „Ich, meinerseits, war möglichst integer. Ich hatte mir untergeordnete Gouverneure und andere Würdenträger. Aber trotz all meinem Streben und meinem Beispiel, das ich ihnen vorlebte, konnte ich dieses Problem nicht lösen. Der Grund: Geld dient zu allen Zwecken und in unseren Tagen wird ein reicher Mensch viel mehr respektiert als ein ehrlicher. Das wird umso akuter, als die Ignoranz und Undankbarkeit der Herrscher real ist, die Toleranz üben gegenüber Schurken und die diejenigen, die ihnen wohl gedient haben, keineswegs anders behandeln als jene, die es umgekehrt hielten.“
Eine zweite Lehre Guiccardinis, nicht nur für Intellektuelle und für Journalisten heute: „Habt keinerlei Zurückhaltung, Euch Feinde zu machen oder bei jemand Widerwillen zu erwecken. Nie sollt ihr so weit kommen, etwas nicht zu tun, von dem ihr bestimmt wisst, dass es getan werden muss. Seine Pflicht tun bringt einen guten Ruf. Dieser ist Schaden durch irgendeinen Feind vorzuziehen. So ist nun Mal diese Welt: man muss entweder tot sein, oder manchmal Dinge tun, die Dir andre zu Feinden machen. Die Tugend, die dich lehrt, Freude zu bereiten dem, der es verdient, lehrt dich auch, Widerwillen zu bereiten. Aber alles mit Maß.“