Irische Kühe am Temeswarer Flughafen

Spende für Kinderheim und sozial benachteiligte Familien

70 Kühe sind am Temeswarer Flughafen mit einem speziellen Charter angekommen. Foto: Zoltán Pázmány

70 Milchkühe aus Irland sind vor Kurzem am Internationalen Flughafen „Traian Vuia“ in Temeswar/Timişoara mit einem speziellen Flugzeug eingetroffen. Sie wurden einem Kinderheim in Großwardein/Oradea und an sozial benachteiligte Familien aus der Gemeinde Râşca, Verwaltungskreis Klausenburg/Cluj  gespendet – ein Förderprojekt der Hilfsorganisation „Heifer Rumänien“ in Zusammenarbeit mit der Irischen Stiftung „Bothar“, die die Transportkosten übernommen hat.

 

Freitagmittag am Internationalen „Traian Vuia“-Flughafen  in Temeswar. Zahlreiche Kameras, Presseleute und Vertreter der Regierung sind dabei. So viel Aufregung herrschte seit langem nicht mehr auf dem Gelände des Temeswarer Flughafens. Doch der Trubel kommt nicht von ungefähr: Ein spezieller Charter soll eintreffen und dadurch eine Landespremiere zustande kommen. Mal war die Landung für 13 Uhr vorgesehen, mal wurde sie zwei Stunden später verlegt. Letztendlich ist der Transport doch kurz nach eins eingetroffen. Sogar Cornel Sămărtinean, Direktor des Flughafens, und Landwirtschaftsminister Valeriu Tabără haben sich dafür Zeit genommen und sind mehr als zwei Stunden auf der Piste gestanden, um den speziellen Charter bei der Landung beobachten zu können. 70 weiß-schwarze Milchkühe der Rasse Holstein-Frisian sind aus Irland am Temeswarer Flughafen mit einem speziellen Flugzeug angekommen. „Es ist der erste Lufttransport von Großtieren in Rumänien und eine bedeutende Premiere für den Luftverkehr“, sagt Landwirtschaftsminister Valeriu Tabără.

Die Kühe sind drei Stunden lang mit der Maschine McDonnel Douglas 108 der Fluggesellschaft „Stars Away International Südafrika“ aus Irland geflogen. Ihre Reise endete aber nicht in Temeswar. Sie wurden in zwei LKWs nach Großwardein bzw. in die Gemeinde Râşca im Verwaltungskreis Klausenburg/Cluj befördert. Das Unterfangen ist Teil eines Projekts zur Bekämpfung der Armut, entwickelt von der Hilfsorganisation „Heifer Rumänien“ in Zusammenarbeit mit der Irischen Stiftung „Bothar“, die die Transportkosten (etwa 1200 Euro pro Vieh) übernommen hat. Ein Teil der Kühe stammt von einem Gefängnis in Irland, wo sie von Häftlingen gezüchtet wurden. „Hier werden jährlich 40 Kühe gezüchtet, die Hälfte davon wird gespendet“, erklärt David Moloney, Direktor der Stiftung „Bothar“. Warum Kühe gerade aus Irland gespendet werden mussten und warum der rumänische Staat bisher kein ähnliches Unterfangen unternommen hat, auf diese Fragen konnte Landwirtschaftsminister Tabără keine klare Antwort geben: „Es wurde jetzt ein großes Problem aufgeworfen, das ich an rumänische Tierzüchter weiterleite. Solche Förderaktionen sollen auch in Rumänien starten. Ich biete diesbezüglich meine Unterstützung, falls solche Projekte in die Wege geleitet werden“, sagte Tabără. „Die Kühe gehören einer besonderen Rasse, die in Rumänien nicht gezüchtet wird. Sie sind auch trächtig, damit die Kälber weiter gespendet werden können“, so Ovidiu Spânu, Leiter von „Heifer Rumänien“.

20 Kühe wurden dem Kinderheim „Felix“ in Großwardein gespendet, die anderen 50 Kühe gehen an sozial benachteiligte Familien in Râşca. Das Kinderheim „Felix“ betreut derzeit 200 Kinder in 16 Familienhäusern. „Wir scherzen immer wieder, dass wir täglich eine Hochzeit feiern, da wir so viele sind. Diese Spende ist sehr wichtig für uns, weil wir dadurch über Milch und Käse verfügen werden“, so Marcel Filip, Leiter des Kinderheims. Die Spende endet aber nicht hier, denn jedes Projekt der Hilfsorganisation „Heifer Rumänien“ steht unter dem Motto „Gib das Geschenk weiter“: „Wir schenken eine lebendige Anleihe. Die Familien und die Kinder müssen von den Nachkommen der Tiere eines oder mehrere an andere Bedürftige weiter geben. Dadurch soll die Förderaktion langfristig weitergeführt werden“, erklärt Ovidiu Spânu. Zugleich sollen die Familien aus Râşca regelmäßig mehrere Liter Milch an weitere Kinderheime im Zentral- und Westrumänien spenden.

„Heifer Rumänien“ wurde 1992 in Klausenburg ins Leben gerufen und ist Teil der amerikanischen Organisation „Heifer International“, die sich für die Bekämpfung der Armut und des Hungers einsetzt. Die Organisation versucht hiermit sozial benachteiligte Gemeinschaften in verschiedenen Gemeinden und Dörfern in Rumänien zu fördern. Dabei werden Tiere gespendet – meist Nutzvieh, Ziegen und Hasen – die die Leute selbst weiterzüchten sollen.