Lindenfeld, ein Dorf, das im Jahre 1872 gegründet wurde, war bereits etwa einhundert Jahre später entvölkert. Für Außenstehende ist es oft unerklärlich, warum die Böhmen, die das Dorf mit viel Mühe gegründet haben, in einer geschichtlich relativ kurzen Zeit schon wieder verlassen haben. Sie hatten Wasser, Strom und Heizung, sie hatten Essen und Viehzucht. Und trotzdem ließen sie bald alles stehen und liegen und zogen weg. Denn das Leben in Lindenfeld war schwer. Die Winter waren hart und der Boden wenig ertragreich. Darum begannen die Menschen um das Jahr 1975 herum abzuwandern.
Die ersten Menschen, die das Dorf aus dem Banater Bergland kolonisiert hatten, waren evangelische Böhmen aus Tschechien und Deutschland. Sie haben die einzige Kirche in Lindenfeld gebaut. Von außen betrachtet, sieht diese auch heute noch recht unverändert aus, aber innen bemerkt man, dass das Dach baufällig ist. Die Tür hängt nur noch notdürftig in den Angeln und die Fenster sind entweder eingeschlagen oder von Wind und Wetter zerbrochen. Vom Eingang fällt der Blick auf die Kapelle, daneben auf ein großes hölzernes Kreuz. Auch wenn seit vielen Jahren niemand mehr im Dorf lebt, sind noch Überreste von mehr oder weniger abgebrannten Kerzen zu sehen. Die meisten Böhmen aus Lindenfeld lebten vom Verkauf ihrer Früchte. Sie waren bekannt für ihre köstlichen Kirschen und Pflaumen. Ihre Nahrung nahmen sie von den Schlachttieren auf ihren Höfen: Schafe und Rinder.
Mitte der 1990er Jahre lebte nur noch eine einzige Person in Lindenfeld: Paul Schwirzenbeck. Er starb schließlich 1998 in Karansebesch durch einen Unfall. Doch komplett verlassen ist das Dorf auch heutzutage nicht: Zumindest den Sommer über, leben Maria Julchița und Cornel Duru neben den Ruinen des einst lebendigen deusch-böhmischen Dorfes, hüten ihre Schafe und betreiben Landwirtschaft in kleinem Maße.
Neben der Kirche befinden sich die Überreste des Kulturhauses und der Schule. Die Schule war nur Grundschule und Gymnasium. Wer danach noch weiter studieren wollte, musste in die Stadt - die Lindenfelder gingen vorwiegend nach Karansebesch.
Gegenüber der Kirche steht ein unfertiges Haus. Zwei deutsche Brüder haben den Bau vor einigen Jahren begonnen. Nachdem einer der Brüder starb, konnte der zweite das Haus nicht fertig bauen und seitdem steht der Rohbau unberührt zwischen den anderen unbewohnten Häusern.
Am Eingang des Dorfes steht ein noch recht gut erhaltenes Haus. Auch Betten, Geschirr und ein Ofen sind noch vorhanden. Sogar Holz zum verbrennen gibt es noch im Ofen. Doch seine Türen sind verschlossen und sein Eigentümer lebt nicht in Lindenfeld.
Auch wenn Lindenfeld keine Touristenattraktrion ist, denken wir, dass es lohnt, sich den Ort anzusehen. Lindenfeld zeigt ein Bild der Vergangenheit. Es zeugt vom schweren Leben in einem Banater Gebirgsdorf. Seine Gebäude sind heute nicht mehr als Ruinen. Zeitzeugen, die ernst zu nehmende Geschichten von Lindenfeld zu erzählen vermögen, gibt es kaum noch, die wenigen die es noch gibt leben in Deutschland. Selbst der Friedhof des Dorfes, besteht nur noch aus wenigen rostenden Kreuzen und umgekippten Grabsteinen. Nur noch zwei Schilder lassen sich hier entziffern, die restlichen Gräber geben nicht einmal mehr Auskunft über den Namen ihrer Besitzer. Was bleibt, sind nur noch Dokumentationen aus literarisch-künstlerischer Quelle: Ein Film von Radu Gabrea und ein Roman von Ioan T. Morar.