Die Behauptung des deutschen Dichters Matthias Claudius „Wenn jemand eine Reise tut…“ ist weit über 200 Jahre alt, doch in unsere Tage verlegt, könnte sie auch heißen: „Wenn jemand eine Reise mit dem DFDR-Abgeordneten Ovidiu Gan] tut, …hat er ein volles Programm“. So auch am vergangenen Wochenende in Sathmar und Bildegg/ Beltiug. Buchpräsentation (wie bereits auf Seite 1 zu erfahren), Treffen mit den Bürgermeistern seitens des Deutschen Forums im Verwaltungskreis Sathmar, Teilnahme an der Vorstandssitzung des DFD Nordsiebenbürgen und der Besuch des Weinfestes in Bildegg standen dabei im Terminkalender. Letztes beinhaltete politische Gespräche mit dem Bürgermeister und Vizebürgermeister, dem Orts-Forumsvorsitzenden und Politikern aus der Region – von der Kommunalverwaltung, bis hin zu Parlamentariern.
Strahlende Sonne schon am Vormittag, der Bürgermeister Iaon Bartok hat sein Trikolore-Band übergestreift und der DFDR-Abgeordnete ist zusammen mit dem DFD-Vorsitzenden aus Nordsiebenbürgen, Josef Hölzli, angereist. Man kennt sich hier in Sathmar. „In den 25 Jahren Tätigkeit in Bukarest, zunächst als Unterstaatssekretär und dann als Abgeordneter habe ich die Region hier und die deutsche Minderheit oft besucht“, sagt Ovidiu Gan], „und konnte die Fortschritte in der Kommunalverwaltung erkennen“. Bei diesen Worten steht er als Gastredner auf der Festbühne zum zweitägigen Winzer- und Weinfest in Bildegg. Zuvor haben Cheerleader und Blasmusik den Zug der Ehrengäste durch das Dorf begleitet, die Einwohner sind zunächst als Schaulustige dabei, dann schließen sie sich an, denn der Weg führt zu einem freien Platz, vorbei an Verkaufsständen bis zur festlich geschmückten Bühne. Winzer- und Weinfest haben hier schon so etwas wie Tradition. Sieben Feste dieser Art gab es vor der Pandemie, nun wurde diese Serie wiederaufgenommen. „Weinbau hat in dieser Region eine lange Tradition“, sagt Josef Hölzli. Auch wenn der Weinbau nach der Wende ein Tief erlebte, „wurden in den letzten Jahren vor allem mit EU-Fördermitteln neue Akzente gesetzt“, so Hölzli weiter. Das Weinfest ist Werbung pur, für den Ort, sagt seinerseits der VizebürgermeisterEdmondFunkenhauser, der seitens des Deutschen Forums in den Kommunalrat einzog. „Manche Weinbauern standen vor der Pleite. Das Weinfest hat jedoch so manchem aus dem Tief herausgeholfen“, so der Vize weiter. Tafel- aber auch Edelweine kommen derzeit aus Bildegg - die Firma Nachbilkann mit einer Reihe von Medaillen den Erfolg des Traubensaftes in der Region belegen. Das Gästebuch von Familie Pech ist im Grunde eine Enzyklopädie der Besuche aus fast drei Jahrzehnten in Bildegg – da haben Personen mit Rang und Namen ihre Anwesenheit bekundet.„Das Weinfest ist eine schöne Werbung für unseren Ort und gar für die Region und hat nicht eine sofortige Wirkung durch Verkauf. Der Absatz erfolgt später. Beim Weinfest erkennt der Kunde, dass sich der Bildegger Wein in mehr als bloß in zwei Kategorien einteilen lässt. Nicht nur in Rot- und Weißwein“, belegtder DFD-Ortsvorsitzende Franz Pech.
Kurz nach der Ortsgründung (1730) und zwar schon 1736 hatten die Sathmarschwaben ihre Badeanlage zu Heilzwecken in Bildegg. „Auf verschiedenen Karten aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden bereits Heilbäder in Bildegg verzeichnet“, sagt Hölzli. Heute fließt das Thermalwasser ungenutzt in einen Bach. Weinbaugebiet und Kurtourismus, gepaart mit derzeit laufenden Infrastrukturprojekten in Höhe mehrerer Millionen Euro wären die Chance für Bildegg, die anrainenden Ortschaften und für den gesamten Kreis Sathmar, wirtschaftlich weiter zuzulegen, glaubt JosefHölzli. Als Türenöffner beim einschlägigen Minister, als Befürworter und Unterstützer des Projektes zum Wideraufbau der Bildegger Bäder zeigte sich Ovidiu Gan] nach Gesprächen mit dem Bürgermeister, mit Parlamentarierkollegen und Kreisbehörden. Unterdessen tanzen auf der Bühne die Tanzgruppen aus dem Ort, aus der Region und auch aus den Partnerortschaften aus Polen, der Slowakei und Ungarn. Und manch einer der Anwesenden hat noch den humorvollen Ausdruck mit tiefem Sinn des katholischen Ortspfarrers im Kopf, der bei der Segnung des Weines darauf hinwies, das Leben sei zu kurz um schlechten Wein zu trinken, doch auf die Anzahl der Gläser sollte man auf jeden Fall achten. Manch ein Weinhändler wird an seinem Stand sehnlichst darauf gehofft haben, dass nicht jeder streng katholisch ist.