Es ist beschlossene Sache: Nach dem langen Rätselraten, einer verkrachten Umfrage in den Reihen der Bevölkerung, hat die Temeswarer Stadtverwaltung die Endliste der sieben neuen Statuen bekanntgegeben, die der Altstadt nach Abschluss der Sanierung und Umgestaltung (zehn Altstraßen, vier Stadtplätze mittels eines EU-Projekts im Wert von 15 Millionen Euro) ein modernes, nach dem Muster westlicher Metropolen, heißt es, zukunftsweisendes Image verleihen sollen. Laut Bürgermeister Nicolae Robu wäre die Endwahl für diese modernen Skulpturen dem Projektantenteam unter der Leitung des Architekten Şerban Sturdza zuzuschreiben. Mit „Die Große Pyramide“, „Menschenschale“ und „Totem“ sind darunter gleich drei Statuen des Bildhauers Mircea Roman. Hinzukommen „Supermam“ und „Eva“ von Virgil Scripcariu, ein für den bekannten Künstler Ion Nicodim typisches Säulenensemble (Bronze und Mischtechnik) sowie „Telefon“ von Bogdan Raţă. Es soll sich ausschließlich um Bronzeskulpturen, zum Großteil Monumentalarbeiten (“Totem“ von Mircea Roman misst zirka drei Meter Höhe) handeln. Diese letzte künstlerische Patina für die sanierte Altstadt lässt sich die Stadtverwaltung , ohne mit den Wimpern zu zucken, gar begeistert mehr als 523.000 Lei, ohne MwSt, das heißt zirka 146.000 Euro aus den Mitteln des vorgenannten Sanierungsprojekts kosten. Vertreter aus dem Rathaus geizen dabei nicht mit Lob: „Jede dieser Skulpturen wiedergibt ein dreidimensionelles, metaphorisches Bild, das verschiedene Symbole suggeriert.“ Und ein Sprecher des Projektantenteams verteidigt diese Wahl wortwörtlich: „Diese modernen Skulpturen, denen weitere, wie auch neues Straßenmobiliar im Stadtzentrum folgen sollen, ist perfekt im Einklang mit der Kulturpolitik Temeswars, einer schöpferischen, implizierten und verantwortlichen Begastadt.“ Das sind offensichtlich große Worte und ein bisschen Eigenlob.
Ein Großteil der Temeswarer Bevölkerung hat sich die gesamte Sanierungsaktion, vor allem die hier geplante künstlerische Ausstattung der Altstadt etwas anders vorgestellt und auch gewünscht: Im Rahmen einer im März 2015 durchgeführten Meinungsumfrage unter der Temeswarer Bevölkerung wünschte man sich vor allem Skulpturen, die etwas Bezeichnendes mit dem heimischen Temeswar, dem Banat und vor allem mit dessen Geschichte zu tun haben sollen: Florimund Mercy, Johnny Weissmüller, Eugen von Savoyen aber auch Büsten von Goethe, Tschechow, Alecsandri oder Caragiale. Für den Freiheitsplatz gab es, gar von Vertretern aus dem Rathaus, den interessanten Vorschlag einer Statue von Johanna von Greth. Johanna von Honrath (geb.1770-1823 in Temeswar gestorben und begraben) war bekanntlich Beethovens erste Liebe und die spätere Frau des Generals Carl von Greth, 1923-27 Militärkommandant von Temeswar.
Geplant ist, dass je eine dieser Skulpturen am Freiheitsplatz, in der Mercy-Gasse, Caruso-Straße aufgestellt wird, je zwei werden künftig die Eugen-von- Savoyen- und Alecsandri Straße schmücken.
Feststeht schon jetzt, dass diese modernen Skulpturen wie die gesamte Sanierungsaktion des historischen Stadtkerns nur von wenigen, vor allem von den Projektanten und der Stadtverwaltung, lobende Worte erhalten werden, zahlreiche Temeswarer werden damit sicher nicht gerade glücklich werden. Man fragt sich schon: Kann der bisher geschichtsträchtige Freiheitsplatz, früher Paradeplatz, auch Prinz-Eugen-Platz, mit seinen für die Stadtgeschichte bedeutenden Altbauten, nun in einen nach fremdem Muster umfunktionierten, mit roten Steinen ausgelegten, einem Heliport gleichenden Stadtplatz (Im Volksmund nennen ihn die Temeswarer schon etwas abschätzig „Roter Platz“) von den Einheimischen noch als Stadtsymbol angesehen werden? Und, bitte schön, wie wird sich wohl eine „Ur-Eva“ oder die „Supermamma“ auf diesem Platz ausmachen, in dessen Mitte die Maria-Nepomuk-Pestsäule als wahres Symbol der Temeswarer Kaiserzeit und des Banats thront?