Gleich zwei Neuveröffentlichungen wurden im Rahmen einer Buchvorstellung von der Leiterin des Kronstädter Ethnografiemuseums, Dr. Ligia Fulga, im Museum der städtischen Wohnkultur vorgestellt. Somit wird die Reihe der bisher herausgebrachten Fachbücher im Bereich der eigenen vorgenommen Forschungen über Brauchtum und Volkskultur fortgesetzt. In beiden Fällen ist die Museumsdirektorin auch Mitherausgeberin jeweiligen Bandes.
Jahrbuch Nr. 6/2012
Unter der Bezeichnung „etno.brasov.ro“ ist das vom Kronstädter Ethnografiemuseum und dem Kreisrat 2013 herausgebrachte Jahrbuch dem 45-jährigen Jubiläum seit der Gründung dieser Kulturinstitution gewidmet. Die Festveranstaltung zu diesem Anlass fand im Jahr 2012 statt und vereinte nicht nur ein zahlreiches Publikum, Mitarbeiter und Forscher des Museums, aber auch Persönlichkeiten in dem Bereich der Volkskunde, die Referate und Grußworte zu dem Anlass hielten (siehe KR Nr. 38/20. September 2012). All diese Materialien sind in dem Band, koordiniert von Dr. Ioan George Andron und Dr. Ligia Fulga, enthalten.
Auf die Geschichte dieses Kronstädter Museums, das 1967 als Abteilung des damaligen Regionalmuseums gegründet worden ist, und nach der Wende als eigenständige Institution durch Beschluss 227/11. Juni 1990 des Kronstädter Bürgermeisteramtes erklärt wurde, geht ausführlich dessen nun langjährige Direktorin Dr. Ligia Fulga ein. Sie unterlässt es nicht, auch dessen Vorgänger wie das Burzenländer Sächsische Museum oder das 1937 gegründete regionale Museum ASTRA, zu erwähnen und deren Rolle zu unterstreichen. Das Kronstädter Ethnografiemuseum besitzt heute auch drei weitere Abteilungen: eine in Săcele, eine in Reps und die der städtischen Wohnkultur am Kronstädter Marktplatz.
Im eigenen Sitz am Rudolfsring (Bulevardul Eroilor) besteht eine ständige Ausstellung, wo aber periodisch weitere thematische Sonderausstellungen gezeigt werden. Die Mitarbeiter des Museums haben in vielen Ortschaften im und außerhalb des Kreisgebietes Forschungen über Brauchtum, Handwerk, Wohnkultur, Traditionen der Dorfbewohner – Rumänen, Sachsen, Ungarn, Roma – vorgenommen, bei wissenschaftlichen Tagungen vorgestellt, in Publikationen veröffentlicht. Heute befinden sich in Museumsbesitz rund 29.000 Objekte, etwa 5000 Archivfotos, Audio- und Videoaufnahmen. In einem von Univ.-Prof. Dr. Ioan Opriş gezeichneten Referat geht der Autor auf weitere Merkmale des Kronstädter Ethnografiemuseums ein, auf dessen Bedeutung in der Forschung der Volkskunde und dessen Nachlass für kommende Generationen. „Dem Museum von Kronstadt ist es gelungen, seine soziale, kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung unter Beweis zu stellen“, betont er. Gelungen ist dieses auch dank der engen Zusammenarbeit mit Dorfgemeinschaften, den kirchlichen Vertretern, mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat in Deutschland, mit Sammlern.
Auf die Feldforschung bezieht sich ein weiterer Mitarbeiter des Museums Dr. Ioan-George Andron, der besonderes auf die Bedeutung der Forschung und Sicherung von Beweismaterialien und Aussagen in den sächsischen Ortschaften eingeht, von wo die Sachsen zum Großteil ausgewandert sind und deshalb immer weniger Zeugen noch vorgefunden werden. Der Autor stellt einige der konkreten Projekte vor, die mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat e.V. und dem Internationalen Rat für Baudenkmäler von UNESCO (ICOMOS) durchgeführt wurden. Einige gut bekannte Beispiele: das Projekt in Lisa in Zusammenhang mit mehrere Anlagen wie Mühlen, Sägewerke, Schnapsbrennereien aus dem 19. Jh.; jenes über den traditionellen Fischfang am Alt nahe von Reps oder das Projekt zu den hydraulischen Anlagen im Fogarascher Gebiet.
Die wissenschaftliche Auswertung des Exponate, das Archiv des Museums, die Rolle des Museums als Bildungsfaktor sind weitere Themen, die von den Mitarbeitern dieser Kulturinstitution - Gabriela Chiru, Alina Mandai, Mihaela Paliuc, Petronela Găitan – in Referaten vorgestellt werden. All diese Beiträge sind im ersten Teil des Bandes, der praktisch der Geschichte des Museums gewidmet ist, enthalten. Die drei weiteren Kapitel sind der regionalen Ethnologie, dem Projekt des Museums der städtischen Wohnkultur gewidmet, wobei im letzten die Grußbotschaften die an die Museumsleitung anlässlich des Jubiläums gesendet wurden, enthalten sind. Der 304 Seiten starke Band enthält auch einen reichen, ansprechenden Bildanhang, der diese Dokumentation auf willkommene Weise ergänzt.
Keramik Habaner Tradition
Der Bildband über die Keramik Habaner Tradition deren Autoren Ligia Fulga und Lia Maria Voicu vom Museum aus Ploieşti sind und der bei gleichem Anlass vorgestellt wurde, ist praktisch als Kunstkatalog dieser kunstvollen Keramik gewidmet, die in mehreren Ländern Zentral- und Südosteuropas anzutreffen ist. Der Name Habaner soll vom jüdischen ha-banim abgeleitet sein und „Kinder Gottes“ bedeuten. Keramik galt als ein von Gott geschätztes Handwerk. Die Habaner die einer geistlichen Bewegung angehörten, wurden später auch als Hutterer in der Slowakei und in Siebenbürgen bezeichnet, nach dem Namen ihres Mentors Jakob Hutter (1500–1536) der sich für soziales Gleichnis und friedliches Zusammenleben aussprach. Besonderes Interesse an der Keramik der Habaner zeigten Emil Sigerus und Julius Bielz die auf die Keramikzentren in Siebenbürgen aufmerksam machten.
Wertvolle Sammlungen diese Keramik befinden sich in den Hermannstädter Museen Astra- und Brukenthal. Der zweisprachige Band – rumänisch, englisch – geht auf die Geschichte der Habaner ein, auf die Zentren, wo diese die nicht nur wertvolle, aber auch kunstvoll bemalte Keramik herstellten ein. Einzelne Krüge und Teller aus verschiedenen Sammlungen werden in Bild und Text vorgestellt. Somit bildet der Katalog ein wichtiges Nachschlagewerk besonders für Sammler.
Beide Bücher können in dem Kronstädter Ethnografiemuseum gekauft werden.