Ausländische Persönlichkeiten in der Geschichte Rumäniens

Meronia Verlag brachte biografisches Lexikon heraus

Der Bukarester Meronia-Verlag, der vom bekannten Historiker Horia Matei betrieben wird, ist dem Publikum durch eine ganze Anzahl von außergewöhnlichen Nachschlagewerken bekannt. Die letzte Veröffentlichung heißt „Personalităţi străine în istoria României“ (Ausländische Persönlichkeiten in der Geschichte Rumäniens), es ist ein biografisches Lexikon. Wieder wurde ein ansprechender Ausgangspunkt gefunden, um Wissen zusammenzutragen und zugänglich zu machen.

Verfasser sind mehrere Autoren des Verlags, koordiniert von Stănel Ion, lauter Fachleute, die über eine gute Erfahrung im Herstellen von Nachschlagewerken verfügen. 250 ausländische Persönlichkeiten, die einen Bezug zur rumänischen Geschichte haben, werden vorgestellt, und zwar vom Altertum bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Die Aufsätze bestehen immer aus zwei Teilen, zuerst der Lebenslauf und dann der direkte Bezug auf den Aufenthalt auf dem Gebiet des heutigen Rumänien. Denn das war eines der Kriterien der Auswahl, dass die betreffenden Persönlichkeite ihren Fuß auf rumäniaschen Boden gesetzt haben. Aus diesem Grund kommen etwa Stalin, Hitler oder Napoleon III. im Lexikon nicht vor, sie haben zwar die Geschichte Rumäniens beeinflusst, waren aber selber nie hier.

Kaiser und Könige kommen genug vor, etwa Franz Joseph I. von Österreich, der Temeswar immer gern besucht hat und 1910 auch zum zweiten Mal in Bukarest war. Nachlesen kann man über den Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. im September 1917. Genaue Angaben finden sich auch über Feldmarschall August von Mackensen, der 1916 und 1917 die Truppen an der rumänischen Front kommandiert hat.

In einem derartigen Nachschlagewerk findet man oft mehr ungewöhnliche Einzelheiten als in den üblichen Geschichtsbüchern. Wilhelm Franz Canaris, der Chef der deutschen Abwehr (1935 – 1944), war des öftern in Bukarest, es ging insbesondere um die „Ölschutz Organisation Rumänien“, die von der Abwehr für die Sicherung des kriegswichtigen Erdöls geschaffen worden war.

Im Lexikon stehen am Ende die Listen der diplomatischen Vertreter aller Länder in den Fürstentümern/Rumänien, hier kann man auch die Listen mit den diplomatischen Vertretern Österreichs und Preußens/Deutschlands nachlesen. Im letzeten Fall hat es mich allerdings gewundert, dass ich um 1850 den Namen des preußischen Generalkonsuls Karl Freiherr von Meusebach nicht gefunden habe, dieser wird sonst überall wenigstens bei der Einweihung der Bukarester evangelischen Kirche (1853) genannt.

Einzelne Diplomaten kommen auch gesondert vor, etwa Manfred Freiherr von Killinger, der deutsche Gesandte in Bukarest (24. Januar 1941 – 2. September 1944). Wer die Dinge nicht so genau kennt, konnte annehmen, dass Killinger gleich nach dem 23. August 1944 Selbstmord begangen hat, das ist aber erst am 2. September geschehen, der Mann wurde ein paar Tage später vom Bukarester evangelischen Stadtpfarrer Hans Petri begraben.

Es kommt immer auch auf die Periode an, die einen interessiert. Man kann im Lexikon nachlesen, dass Christian Flechtenmacher, der gebürtige Kronstädter, der im Jassy den Codex Callimachi gemacht hat, der Vater von Alexander Flechtenmacher ist. Dieser hatte die „Hora Unirii“ komponiert und in Bukarest das Musikkonservatorium gegründet (1864).

Hier stoßen wir aber auch auf eine Schwierigkeit des Konzepts „Ausländer“, denn Siebenbürgen wird in sämtlichen rumänischen Geschichtsbüchern gewöhnlich als „Inland“ behandelt. Wir wollen jedoch nicht haarspalterisch sein und uns lieber freuen, dass wir so viel kulturgeschichtlichen Stoff nachlesen können.

Durch diese Notizen wollte ich den Leser bloß auf das Lexikon aufmerksam machen. Es kann auch telefonisch beim Verlag bestellt werden: Horia Matei, Tel.: 021 210 38 70.