Ein Labyrinth aus dottergelben Wänden, bizarre geometrische Nischen mit wundersamen, nie gesehenen Musikinstrumenten darin, und altmodische metallene Schnorchel, die mit saugnapfähnlichen Enden suchend in den Raum hinausragen – das ist „Chopin îndrăgostit“ (der verliebte Chopin), eine Ausstellung der Töne, in die sich Chopin bestimmt auch verliebt hätte... Fryderyk Chopin, geboren in Zelazowa Wola im Herzogtum Warschau, Sohn einer Polin und eines in Polen eingebürgerten Franzosen, später bekannt als Frédéric Chopin, einer der einflussreichsten und beliebtesten Pianisten und Komponisten des 19. Jahrhunderts.
Die Ausstellung ist eine kolossale Überraschung für die Sinne, mit der das polnische Kulturinstitut hiermit neugierig Gewordene noch bis zum ersten April ins Bauernmuseum (Muzeul Ţăranului) nach Bukarest lockt. Sie gibt einen Einblick in die Welt der polnischen Folkloremusik aus der ländlichen Gegend um Mazovia. Der Abenteuerspaziergang durch den gelben Tunnel konfrontiert einen mit originalen und rekonstruierten historischen Instrumenten und den dazugehörigen Hörproben, die aus den Schnorchelmündungen tönen, wenn man sein Ohr daran legt – phonografische Archivaufnahmen aus der Zwischenkriegszeit, gesammelt vom Kunstinstitut der Polnischen Akademie der Wissenschaften.
In den Nischen hängen gar seltsame Gebilde: Eine derbe, handgeschnitzte Fiedel aus einem einzigen Holzblock. Ein aufwändig gestaltetes Saiteninstrument namens Sarangi. Komplexe Rasseln und Türklopfer mit musikalischem Zweck, die aussehen, als wären sie in der Maramuresch geschnitzt worden.
Oder das Koziol, ein weiß befellter Dudelsack aus dem Leib einer Ziege. Die Korbowa-Leier, ein utopisch wirkendes Gebilde aus Holz, mit Saiten, Zähnen und einer Kurbel, könnte glatt aus Jules Vernes „Nautilus“ stammen. Dazwischen liefern schwarzweiße Filmaufnahmen, in denen sich die Menschen wie in den frühen Charlie-Chaplin-Filmen ein wenig zu hektisch bewegen, Impressionen aus dem polnischen Landleben zur Zeit Chopins.
Ach ja, was hat eigentlich Chopin damit zu tun? Es scheint, dass die polnische Volksmusik – vor allem die aus der Mazovia – den Komponisten stark inspiriert hat, obwohl dieser sein Heimatland in jungen Jahren verlassen hat und nie wieder zurückgekehrt ist. Wäre ihm ein Blick in den gelben Tunnel vergönnt, er würde es bestimmt im Nachhinein lieben lernen...