Von einer Ausstellung, die „Berliner Zimmer“ heißt, erwartet man eine Sammlung von Kunstwerken zu Innenräumen. Doch die vom Mazedonischen Museum für Zeitgenössische Kunst und dem Goethe-Institut konzipierte Ausstellung bietet viel mehr als das.
Der Titel deutet vor allem auf den jetzigen Wohnort der 11 ausstellenden Künstler und bezeichnet, so die Veranstalter, „jenen Ort der Begegnung und Kommunikation, der in den großen Berliner Bürgerwohnungen Ende des 19. Jahrhunderts entstand und der heute ein Symbol für die offene intellektuelle und künstlerische Atmosphäre und Diskussion ist“.
Interessant ist, dass die Künstler aus neun Ländern Osteuropas stammen. Die Ausstellung versucht, ihre subjektive Sicht auf die alte und neue Heimat einzufangen. Rumänien wird durch Dan Mihălţianu und seine Installation „Plaques tournantes“ vertreten.
Das Kunstwerk aus Schallplatten, Zeitungsartikeln, Werbe- und Propagandaflyern und Schwarz-Weiß-Bildern kreist um das Ineinandergreifen von Geschichte und Gesellschaftsgeschichte, Kultur und Konsumkultur, Platten und Kontinentalplatten usw. Mihălţianu konzentriert sich auf mehrere geschichtlich relevante Momente nach dem Zweiten Weltkrieg und stellt soziale Bewegungen der aufgehenden Popkultur gegenüber.
Zum Nachdenken über die eigene Geschichte kann auch das Werk des türkischen Künstlers Nasan Tur anregen, das aus einem Bild von einem Graffiti-Spruch „Time for Revollusion“ besteht.
Sejla Kameric aus Bosnien-Herzegowina bearbeitet in ihrer Poster-Collage Klischees über Ausländer und Silvia Agostini aus Albanien stellt verfremdet Architekturlandschaften im Westen Europas fotografisch dar.
Ein sozial engagiertes Projekt ist die Kurzdoku „Sans Papiers“ von Tanja Ostojic und David Rych. Diese ergab sich aus Interviews mit Flüchtlingen im Auffanglager in Berlin-Köpenick, die für die Rückführung vorbereitet wurden.
Die Flüchtlinge, Menschen ohne Papiere, beschreiben den teilweise menschenverachtenden Umgang, dem sie in Berlin ausgesetzt sind, und die Besucher der Ausstellung werden somit eingeladen, derartige Institutionen im heutigen Europa in Frage zu stellen.
Die Ausstellung „Berliner Zimmer“ kann täglich bis zum 23. Oktober in Bukarest im Ausstellungsraum Foto Anexa, Calea Moşilor 62-68, besichtigt werden.