Er entsprang dem Kopf zweier Teenager, die eine Leidenschaft für Science-Fiction hatten. Gerade mal zehn Cent kostete die erste Ausgabe, in der er auf der Titelseite mühelos ein Auto über seinen Kopf stemmte. Heute wird das Heft auf Auktionen für eineinhalb Millionen Dollar versteigert. Manche würden es eine verrückte Summe nennen. Das jemand für ein 75 Jahre altes Comicheft so viel Geld ausgeben würde, erscheint manchen unbegreiflich.
Doch hinter der ersten Ausgabe von „Action Comics“ steckt die Geschichte einer gesamten Industrie, die heute jährlich achtstellige Einnahmen macht. Mit „Action Comics“ Nummer Eins stellten die Künstler Jerry Siegel und Joe Shuster im Sommer 1938 Superman der Welt vor. Fünf Jahre zuvor sah Superman noch ganz anders aus. Als die beiden Künstler damals an der ersten Ausgabe von „Science Fiction“ arbeiteten, dachten sie an einen glatzköpfigen Superschurken, der über übermenschliche geistige Fähigkeiten verfügte.
Wie jeder Superschurke wollte auch dieser sogenannte Super-Man die Weltherrschaft an sich reißen. Der erste Versuch scheiterte. Erst einige Jahre später würde der Plan von Siegels und Shusters Figur aufgehen: „Action Comics“ wurde ein kommerzieller Erfolg in den USA und Superman wurde der erste Comic-Superheld der Welt.
Heute erscheinen Hunderte Comicbücher und Hunderte Comichelden jeden Tag. Es gibt alles, was die Vorstellungskraft hergibt: Menschen, die unsichtbar werden, Menschen, die übernatürlich stark sind, Menschen, die Gedanken lesen können, Menschen, die fliegen können usw. Viele dieser Figuren verschwinden wieder schnell in der Versenkung. Dafür ist der Markt inzwischen viel zu vollgestopft. Das war 1938 nicht der Fall gewesen.
Superman war der einzige Superheld, der sich auf den Kioskständen einfand. Es würde jedoch nicht lange dauern, bis andere versuchen würden, daraus Profit zu schlagen. In nur drei Jahren erschienen eine Fülle an anderen Superheldenfiguren, die an den Erfolg der „Action Comics“ anknüpfen wollten. Es wurden Helden wie „Batman“ und „Captain Marvel“ geschaffen und die erste Heldin der Welt „Wonder Woman“.
Superman diente dafür als Blaupause. Nicht umsonst wird er heute als „Superheldenvater“ gepriesen. Doch die Figur wurde auch jenseits der Industrie, die durch die Erfindung seiner Figur startete, relevant. Heute findet man „Superman“ auch als Eintrag in Knaurs Lexikon der Mythologie. Tatsächlich stellt Superman nichts anderes dar, als das moderne Pendant zu den alten Sagengestalten der griechischen bzw. germanischen Mythologie. Ein Mann, der fliegen kann, der schneller als eine Kugel ist, der das Hundertfache seines eigenen Gewichtes tragen kann. Es erinnert unweigerlich an Halbgötter wie Herkules oder Achilles, die unverwundbar waren und unmögliche Aufgaben bewältigen konnten.
Schließlich waren auch die alten Sagen und Legenden nichts anderes als Geschichten. Jerry Siegel und Joe Schuster, zwei junge Künstler, die Science-Fiction-Geschichten verschlangen, transportierten die alten Helden in die Gegenwart. Statt Magie war die Quelle von Supermans Kräften die Wissenschaft. Weil er ein Außerirdischer war, der von einem Planeten unter einer roten Sonne stammte, übt die Sonne der Erde eine andere Wirkung auf ihn aus. Die Energie von der Sonne lädt seine Zellen auf, weshalb Superman diese übernatürlichen Kräfte entwickeln kann.
Superman über die Jahrzehnte
In den 1940er Jahren gehörte Superman zu den unanfechtbaren Superhelden. Seine Comichefte verkauften sich gut. Er wurde zudem während des Zweiten Weltkriegs für Propaganda-Zwecke verwendet. Bis in die 1990er Jahre entwickelte sich Superman zu einer Figur, die für das Gute im Menschen steht. Auf der Erde als Baby gelandet, wurde Superman, dessen eigentlicher Name Kal-El ist, von dem Farmer Jonathan Kent und seiner Frau Martha gefunden und adoptiert. Sie geben ihm den irdischen Namen Clark und ziehen ihn als ihren eigenen Sohn auf. Als Jugendlicher entwickelt er Superkräfte und nach seinem Schulabschluss zieht er in die Großstadt Metropolis, wo er als Journalist arbeitet. Dort lernt er Louis Lane kennen und seinen Erzfeind, den Milliardär Lex Luthor.
Der Tag, an dem Superman starb
Anfang der 1990er Jahre war Supermans Stern im Sinken begriffen. Der Verlag DC Comics kämpfte mit sinkenden Verkaufszahlen seiner Hefte. Die neuen Leser wollten mehr Gewalt und mehr Sex. Sie wollten aber auch Geschichten, die reifer waren, die menschlichere Themen behandelten. Mit dem neugegründeten Verlag Image Comics sah sich DC mit einem Konkurrenten konfrontiert, der keine Probleme damit hatte, den Lesern das zu geben, was sie wollten. In DCs Fall war es komplizierter, weil sie zum einen Erwachsene, zum anderen aber auch Kinder ansprechen mussten. Ein Verlag, der sich seit Jahrzehnten hielt, hatte eine Zielgruppe zu bedienen, die zwischen zehn und 50 lag.
Auch Helden wie Superman und Batman mussten eine Veränderung erfahren. Im Oktober 1992 ließ Dan Jurgens die Bombe platzen: Superman würde die nächste Ausgabe nicht überleben. In „Superman“ Nummer 75 trifft der stählerne Superheld einen ebenbürtigen Gegner. Das Ungeheuer „Doomsday“ landet auf der Erde und bahnt sich einen Weg durch die USA Richtung Metropolis. Die Justice League of America – eine Gruppe von Superhelden – stellt sich dem Ungetüm in den Weg. Doch nichts kann „Doomsday“ aufhalten. Schließlich konfrontiert Superman das Biest in Metropolis. Beide liefern sich einen erbitterten Kampf, an dessen Ende beide ihren Verletzungen erliegen und sterben.
Mit „Der Tag, an dem Superman starb“ rettete DC seine Ikone. Nur ein Jahr später forderten die Fans die Rückkehr des Helden. Die Verkaufszahlen gingen nach oben und schließlich wurde Superman wiedergeboren.
Neuer Superman-Film
2013 feiert der Stählerne seinen 75. Geburtstag. Warner Brothers bereitet einen neuen Superman-Film vor. Mit „Man of Steel“ unter der Regie von Zack Snyder soll Superman auch für Kinogänger wieder interessant gemacht werden. Produzent des neuen Streifens ist kein geringerer als Christopher Nolan. Der Filmemacher zeichnet für die jüngsten drei Batman-Filme, die unter anderem dem verblichenen Heath Ledger einen Oscar einbrachten.
Mit „Man of Steel“ möchte man den Erfolg der neuen „Batman“-Trilogie wiederholen. Henry Cavill schlüpft in die Rolle von Superman. Die schneidige Journalistin Louis Lane wird von Amy Adams gespielt. Der neue Superman wird gleich zwei Vaterfiguren in dem neuen Film haben: Kevin Costner spielt den Adoptivvater Jonathan Kent, während Russel Crowe dessen leiblicher Vater Jor-El sein wird. Der Film schaut schon jetzt vielversprechend aus.